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Aus tiefer Not

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Waren Sie schon einmal ganz unten? Ich verstehe das zuerst einmal räumlich und denke dabei an die Menschen, die sich irgendwo im tiefsten Innern befinden, in Kellern, in Bunkern oder in den Schützengräben dieser Erde. Möglicherweise verschüttet, aber jedenfalls in großer Not. Es fällt mir nicht schwer, mir das vorzustellen. In vielen Krisen- und Kriegsgebieten auf dieser Erde kommt das täglich vor. Dass Menschen irgendwo festsitzen oder unter eingestürzten Gebäudeteilen liegen. Dort ist es dunkel und eng, es gibt wenig Luft zum Atmen, und die Menschen warten auf Hilfe. Dazu kommt die ständige Gefahr von Einschlägen oder Explosionen. Ich stelle mir vor, wie diese Menschen in ihrer Not flehen, rufen und darauf hoffen, dass sie jemand hört.

Vielleicht sind diese Szenen ein Bild dafür, wie es sich auch im Innern eines Menschen anfühlen kann, wenn Schuld und Versagen auf seiner Seele lasten und diese Last so groß wird, dass sie dem Beter schier die Luft zum Atmen zu nehmen scheint. Es eng wird in der Brust und ein dicker Kloß im Hals sitzt. Kein Ausweg ist zu erkennen. „Wer kann, Herr, vor dir bleiben? Herr, wer wird bestehen?“ So fragt der Psalmbeter in seiner Not.

Aber: Ist diese Frage heute noch aktuell? Fragen Menschen heute noch danach, ob sie vor Gott bestehen können? Sind die eigene Schuld und Sünde noch ein Thema? Bin ich heute nicht schnell dabei, die Schuld auf andere zu schieben, indem ich sage: du bist schuld, die Politiker sind schuld, die Flüchtlinge sind schuld. Diese menschliche Eigenschaft, die Schuld wegzuschieben, von sich auf andere, ist so alt wie die Menschheit selbst. Schon bei Adam und Eva wird die Verantwortung weitergegeben. Da heißt es im 1. Buch Mose: „Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß.“ Und bei Kain und Abel geht es weiter. Und so nimmt das Leben seinen Lauf. Menschen geraten miteinander in Streit, bekriegen sich und schlagen aufeinander ein, ohne dass sich eine tragfähige Lösung auftut. So erleben wir das bis heute im Kleinen wie im Großen. Und ich stehe oft hilflos und ohne Antwort davor.

Unser Psalmbeter zeigt uns einen Ausweg aus diesem Kreislauf. Er hört auf, auf andere zu zeigen und sieht in sein eigenes Inneres. Damit beginnt er zu erkennen, dass er selbst als Mensch Mitverantwortung trägt für das Leiden der Menschheit. Diese Erkenntnis über sich selbst führt ihn in das Gebet. Und er fragt Gott:

„Herr, wer wird bestehen?“

Übertragen auf uns als Christen heißt das: Wir alle sind Teil der Gesellschaft und können unsere Hände eben nicht in Unschuld waschen. Sondern, wenn wir in unser tiefstes Innerstes schauen, dann tun sich auch dort Abgründe auf, die uns zeigen: ich bin nicht vollkommen, ich mache Fehler und ich werde an anderen Menschen und manchmal sogar an meinen Nächsten schuldig. Diese Erkenntnis macht mich demütig.

Ich bin sicher, erst wenn ich in die Abgründe in meinem eigenen Leben hinabsteige, die dunklen Stellen in meinem eigenen Leben aufdecke und daran leide, habe ich Hoffnung auf Freiheit, Erlösung und inneren Frieden.

Das ist manchmal ein langer Prozess. Als Mönch verzweifelte Luther fast an seinem Glauben und im Leben, weil er auf die Frage, wie der Mensch vor Gott bestehen kann, lange keine Antwort erhielt. Erst durch intensives Bibelstudium wurde ihm klar, dass Gott ein gnädiger Gott ist, der vergibt und der uns nicht nach unserem Verhalten und nach unseren Werken beurteilt. Diese Erkenntnis brachte ihm die ersehnte

Freiheit eines Christenmenschen.

Manche Erkenntnis muss reifen, mancher innere Konflikt dauert lange bis er gelöst ist. Zweimal steht hier das Wort „harren“, was so viel wie warten heißt. Ich mag es nicht zu warten. Warum? Weil ich keine Macht über das erwünschte Geschehen habe. Ich will gerne mein Geschick selbst lenken, auch wenn es um den Preis vorschneller und unausgereifter Lösungen geschieht. Aber darauf liegt kein Segen. Auch Jesus forderte seine Jünger in der dunkelsten Stunde seines Lebens auf: „Wachet und betet!“ Schon das Warten selbst ist heilsam und nützlich. Es erprobt meinen Glauben, übt mich in der Geduld, lehrt mich, mich zu ergeben und macht die Hilfe umso wunderbarer, wenn sie dann kommt. Also wartet auch der Psalmbeter auf Gottes Handeln mehr als die Wächter auf den Morgen warten.

Heute gibt es kaum noch Nachtwächter, die diesen Beruf ausüben. Aber es gibt die unzähligen Schichtarbeiter, die auch nachts Dienst tun müssen. Die Krankenschwestern in den Krankenhäusern, die Pflegekräfte in den Pflegeheimen und die Feuerwehr oder die Rettungskräfte bei nächtlichen Einsätzen. Wenn ihnen die Nacht auch endlos erscheinen mag, niemand von ihnen zweifelt am Anbruch des Morgens.

Noch mehr weiß ich im Glauben, was in einem Lied so formuliert wird: „Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsere Nacht nicht traurig sein.“ Es wird hell werden, auch wenn ich jetzt noch eine Zeit lang im Dunkel sitze, auch wenn die Antwort noch verhüllt ist, darf ich dennoch auf Hilfe hoffen.

Und diese Hoffnung auf Vergebung und Erlösung aus allem Leid, aller Schuld und allem Versagen, gilt auch für unsere Christengemeinden, für unsere Kirche und für das ganze Volk Israel.

Autor: Christine Löwe


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Vielleicht sind diese Szenen ein Bild dafür, wie es sich auch im Innern eines Menschen anfühlen kann, wenn Schuld und Versagen auf seiner Seele lasten und diese Last so groß wird, dass sie dem Beter schier die Luft zum Atmen zu nehmen scheint. Es eng wird in der Brust und ein dicker Kloß im Hals sitzt. Kein Ausweg ist zu erkennen. „Wer kann, Herr, vor dir bleiben? Herr, wer wird bestehen?“ So fragt der Psalmbeter in seiner Not.

Aber: Ist diese Frage heute noch aktuell? Fragen Menschen heute noch danach, ob sie vor Gott bestehen können? Sind die eigene Schuld und Sünde noch ein Thema? Bin ich heute nicht schnell dabei, die Schuld auf andere zu schieben, indem ich sage: du bist schuld, die Politiker sind schuld, die Flüchtlinge sind schuld. Diese menschliche Eigenschaft, die Schuld wegzuschieben, von sich auf andere, ist so alt wie die Menschheit selbst. Schon bei Adam und Eva wird die Verantwortung weitergegeben. Da heißt es im 1. Buch Mose: „Die Frau, die du mir zugesellt hast, gab mir von dem Baum und ich aß.“ Und bei Kain und Abel geht es weiter. Und so nimmt das Leben seinen Lauf. Menschen geraten miteinander in Streit, bekriegen sich und schlagen aufeinander ein, ohne dass sich eine tragfähige Lösung auftut. So erleben wir das bis heute im Kleinen wie im Großen. Und ich stehe oft hilflos und ohne Antwort davor.

Unser Psalmbeter zeigt uns einen Ausweg aus diesem Kreislauf. Er hört auf, auf andere zu zeigen und sieht in sein eigenes Inneres. Damit beginnt er zu erkennen, dass er selbst als Mensch Mitverantwortung trägt für das Leiden der Menschheit. Diese Erkenntnis über sich selbst führt ihn in das Gebet. Und er fragt Gott:

„Herr, wer wird bestehen?“

Übertragen auf uns als Christen heißt das: Wir alle sind Teil der Gesellschaft und können unsere Hände eben nicht in Unschuld waschen. Sondern, wenn wir in unser tiefstes Innerstes schauen, dann tun sich auch dort Abgründe auf, die uns zeigen: ich bin nicht vollkommen, ich mache Fehler und ich werde an anderen Menschen und manchmal sogar an meinen Nächsten schuldig. Diese Erkenntnis macht mich demütig.

Ich bin sicher, erst wenn ich in die Abgründe in meinem eigenen Leben hinabsteige, die dunklen Stellen in meinem eigenen Leben aufdecke und daran leide, habe ich Hoffnung auf Freiheit, Erlösung und inneren Frieden.

Das ist manchmal ein langer Prozess. Als Mönch verzweifelte Luther fast an seinem Glauben und im Leben, weil er auf die Frage, wie der Mensch vor Gott bestehen kann, lange keine Antwort erhielt. Erst durch intensives Bibelstudium wurde ihm klar, dass Gott ein gnädiger Gott ist, der vergibt und der uns nicht nach unserem Verhalten und nach unseren Werken beurteilt. Diese Erkenntnis brachte ihm die ersehnte

Freiheit eines Christenmenschen.

Manche Erkenntnis muss reifen, mancher innere Konflikt dauert lange bis er gelöst ist. Zweimal steht hier das Wort „harren“, was so viel wie warten heißt. Ich mag es nicht zu warten. Warum? Weil ich keine Macht über das erwünschte Geschehen habe. Ich will gerne mein Geschick selbst lenken, auch wenn es um den Preis vorschneller und unausgereifter Lösungen geschieht. Aber darauf liegt kein Segen. Auch Jesus forderte seine Jünger in der dunkelsten Stunde seines Lebens auf: „Wachet und betet!“ Schon das Warten selbst ist heilsam und nützlich. Es erprobt meinen Glauben, übt mich in der Geduld, lehrt mich, mich zu ergeben und macht die Hilfe umso wunderbarer, wenn sie dann kommt. Also wartet auch der Psalmbeter auf Gottes Handeln mehr als die Wächter auf den Morgen warten.

Heute gibt es kaum noch Nachtwächter, die diesen Beruf ausüben. Aber es gibt die unzähligen Schichtarbeiter, die auch nachts Dienst tun müssen. Die Krankenschwestern in den Krankenhäusern, die Pflegekräfte in den Pflegeheimen und die Feuerwehr oder die Rettungskräfte bei nächtlichen Einsätzen. Wenn ihnen die Nacht auch endlos erscheinen mag, niemand von ihnen zweifelt am Anbruch des Morgens.

Noch mehr weiß ich im Glauben, was in einem Lied so formuliert wird: „Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsere Nacht nicht traurig sein.“ Es wird hell werden, auch wenn ich jetzt noch eine Zeit lang im Dunkel sitze, auch wenn die Antwort noch verhüllt ist, darf ich dennoch auf Hilfe hoffen.

Und diese Hoffnung auf Vergebung und Erlösung aus allem Leid, aller Schuld und allem Versagen, gilt auch für unsere Christengemeinden, für unsere Kirche und für das ganze Volk Israel.

Autor: Christine Löwe


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