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Die Woche #8 – Der Pfefferminzia Podcast für Versicherungshelden

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Willkommen zu Folge 8 unseres Podcasts!

Im Gespräch Mit Klaus Hermann, Versicherungsentertainer, Buchautor und Makler

Klaus Hermann steht als sogenannter Versicherungsentertainer regelmäßig auf der Bühne – und schont seine Branche dabei nicht. „Seine Branche“ deshalb, weil er als einstiger Versicherungsagent und heutiger Makler mittendrin im Geschehen steht. Bei allem Spaß und viel Selbstironie treibt ihm aber ein ernstes Thema um – nämlich dabei mitzuhelfen, das Image des Versicherungsvertriebs zu verbessern. Und da schlummert bekanntlich noch viel Potenzial. „Ich bin kein Klinkenputzer“ hieß sein jüngstes Buch – mit dem bezeichnenden Untertitel „Eine Liebeserklärung an die Versicherungsbranche“. Dass er das tatsächlich so empfindet, merkte man ihm in unserem Gespräch an, dass wir per Schalte nach Münster führten.

Die News der Woche, Teil 1 Wirecard-Aktien als Altersvorsorge?

„Ich habe die Aktie als solide Geldanlage eingeschätzt“ – der Wirecard-Skandal hat den 68 Jahre alten Berliner Wolfgang Sandkötter hart getroffen. Der Diplom-Ingenieur hat laut dem Nachrichtenportal „T-Online.de“ 75.000 Euro in Aktien des Zahlungsdienstleisters investiert – sie hätten seine Altersvorsorge werden sollen. Tausende weitere deutsche Anleger erging es ähnlich. Allein bei Sabine Mulla lösten sich 25.000 Euro in Luft auf, die die 68-Jährige in den vermeintlich seriösen Dax-Konzern investierte, der sich auf Augenhöhe mit der Hightech-Welt des Silicon Valleys sah.

Sie habe auf jeden Fall in Aktien investieren wollen, erklärte Sabine Mulla, da andere Anlageformen kaum Erträge böten. Also ließ sie sich im Sommer 2019 ihremn Bausparvertrag auszahlen – und das Schicksal nahm seinen Lauf. In ihrer Not wenden sich die geschockten Anleger nun an Anwälte. Diese sollen gewissermaßen retten, was wohl kaum noch zu retten ist.

Dem Berliner Anwalt, Fabian Tietz, etwa, schlossen sich laut „T-Online.de“ rund 70 Geschädigte an. Ihr Verlust durch Wirecard-Aktien belaufe sich auf rund eine Million Euro. „Ich habe gleich vier Strafanzeigen gestellt“, so der Anwalt. „Eine gegen den Wirecard-Vorstand wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung, eine gegen den Aufsichtsrat, der den Vorstand womöglich nicht stark genug kontrolliert hat.“ Zudem habe er die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young – kurz EY – sowie die Aufsichtsbehörde Bafin im Visier. Beide hätten bei der Bilanzprüfung kläglich versagt, findet Tietz.

Tja, und wie stehen die Chancen auf einen Sieg vor Gericht? Ungewiss, meint Anwalt Tietz. Lange werde das Verfahren dauern und viel kosten werde es. „Da Wirecard selbst insolvent ist und auch Ex-Chef Markus Braun nur schwer belangt werden kann, rechnen wir uns die größten Chancen bei der Haftung von EY aus“, so Tietz.

Ziemlich gewiss ist hingegen, dass der Wirecard-GAU ein herber Schlag ist für die deutsche Aktienkultur, die sich im Grunde ja nie ganz erholt hat vom Niedergang der vermeintlichen „Volksaktie“ der Deutschen Telekom, die in den Nullerjahren nach dem Platzen der Dot.Com-Blase massiv in Mitleidenschaft gezogen wurde.

So gesehen dürfte sich FDP-Chef Christian Lindner wie ein moderner Don Quijote fühlen. Denn er forderte diese Woche in einem Interview mit der „Rheinischen Post“, dass das Aktiensparen für die Altersvorsorge gestärkt werden müsse. Wer ein Wertpapier fünf Jahre halte, müsste es steuerfrei verkaufen dürfen, forderte der Politiker – und das finden auch die Nutzer der Pfefferminzia-Facebook-Seite: Satte 100-mal gab es bislang für diesen Vorschlag den Daumen hoch.

AfW erklärt Bafin-Aufsicht für 34f-Vermittler für tot

Auch in unserer zweiten News beschäftigt uns das Wirecard-Beben – dem möglicherweise ein Beben bei der Finanzaufsicht Bafin folgen könnte. Und wenn es so kommen sollte, haben die Bafin-Mitarbeiter dabei tatkräftig mitgeholfen. Denn wie dieser Tage bekannt wurde, haben Bafin-Beschäftigte, „die den Zahlungsdienstleister zu beaufsichtigen hatten, dessen Aktien privat so intensiv gekauft und verkauft wie sonst keine andere Aktie“, wie es die „Süddeutsche Zeitung“ am Donnerstag berichtete.

Und die Zahlen haben es in sich: „Es gab innerhalb der Bafin-Belegschaft von 2.700 Mitarbeitern im Jahr 2020 insgesamt 153 Wirecard-Geschäfte – so viele wie mit keiner anderen Aktie“, berichtet die „Süddeutsche“. „41 davon tätigten Beamte der Abteilung Marktüberwachung – kurz WA2 – , ausgerechnet jene Abteilung, die vergangenes Jahr an dem umstrittenen Verbot beteiligt war, mit so genannten Leerverkäufen auf den Absturz der Wirecard-Aktie zu wetten – ein in dieser Form bislang einmaliger Eingriff der Bafin in das Börsengeschäft“, so die Zeitung, die sich nun fragt, ob es sich dabei eigentlich um einen „skurrilen Stoff für einen surrealen Roman?“ handelt. Die Antwort gibt der SZ-Autor selbst: „Nein, das ist Alltagsbeschreibung der Finanzdienstleistungsaufsichtsbehörde Bafin.“

Im Lichte dieser Ereignisse gerät auch Bafin-Chef Felix Hufeld zunehmend unter Druck. „Sein Motto zu den Vorwürfen gegen seine Behörde: Hinterher ist man immer schlauer“, ätzt die „Süddeutsche“.

Tja, und auch beim AfW – Bundesverband Finanzdiensleistung verfolgt man diese Entwicklung geradezu ungläubig – fast schon „genüsslich“, wenn die Sache nicht zu ernst wäre. Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des Vermittlerverbands, erklärte am Dienstag jedenfalls, dass er es für abwegig halte, dass die Finanzaufsicht Bafin künftig das Mandat erhält, die rund 37.000 Finanzanlagenvermittler zu überwachen. Hintergrund ist, dass nun sogar ein Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags klären soll, ob es im Zuge des Wirecard-Skandals zu Versäumnissen bei der Aufsicht kam.

„Es kann der Bafin doch nicht die Aufsicht über 37.000 mittelständische Gewerbetreibende übertragen werden, während sich gleichzeitig ein Untersuchungsausschuss mit dem multiplen Behördenversagen beschäftigt“, empörte sich Wirth – und verwies darauf, dass der Koalitionsvertrag in diesem Zusammenhang von der „Herstellung einer qualitativ hochwertigen Finanzaufsicht“ gesprochen habe. „Diese scheint hier bei der Bafin gerade in weiter Ferne“, so der AfW-Repräsentant.

Hintergrund: Bislang ist die Aufsicht der Finanzanlagenvermittler bei den örtlichen IHKn und den Gewerbeämtern angesiedelt – und dabei soll es nach dem Willen des AfW und anderen Vermittlerverbänden bitteschön auch bleiben – und zwar über den Stichtag 1. Januar 2021 hinaus. Ob es so kommt, bleibt abzuwarten.

Die Kolumne

„Die Angst vor der Haftung ist einer der größten Umsatz-Verhinderer in der Versicherungsbranche“ – das sieht Versicherungsmakler und Biometrie-Experte Philip Wenzel so. Gerade im Bereich der Arbeitskraftabsicherung sind die Risiken oft unvorhersehbar – ist es da nicht unfair, wenn der Makler für alle Eventualitäten haften muss? Darüber spricht Wenzel mit dem Hamburger Rechtsanwalt Björn Thorben M. Jöhnke in unserer Kolumne der Woche.

Die News der Woche, Teil 2

In der BU ziehen Qualitätsargumente, beim Rechtsschutz zählt der Preis

Ist Google der neue Versicherungsmakler? Na, ganz so drastisch wollen wir es mal nicht formulieren. Aber durchaus ist die größte Suchmaschine der Welt eine der ersten Anlaufstellen für Informationen, wenn es um das Thema Versicherungen geht. Laut einer aktuellen Umfrage des Marktforschers Sirius Campus haben mehr als zwei Drittel aller deutschen Privatkunden schon einmal online nach einer Versicherung gesucht – am häufigsten auf Suchmaschinen wie Google und auf Vergleichsportalen wie Check24.

Und worauf springen die Verbraucher dabei an? Bei der allgemeinen Suche lassen sich laut Umfrage 42 Prozent von vermeintlichen Qualitätsargumenten wie einem „optimalen Schutz“ lenken. Hinweise zu Preisvorteilen eines Produkts – so etwas wie „ist ab 3,90 im Monat zu haben“ – kommen mit 38 Prozent etwas weniger gut an. Und wenn es nicht allgemein um Versicherungen, sondern um ein ganz bestimmtes Produkt geht? Dann sieht das Ergebnis durchaus anders aus.

Für diesen Teil der Umfrage schauten sich die Studienautoren zehn verschiedene Versicherungsprodukte an. Ergebnis: 47 Prozent der Befragten bevorzugten Links mit Preisvorteilen. Auf der anderen Seite achteten 39 Prozent auf Qualitätsvorteile. Vor allem bei Rechtsschutz-, Reiserücktritts-, und Risikolebensversicherungen sind die Verbraucher demnach überdurchschnittlich preis-sensibel. Bei Hausrat-, Krankenzusatz- und Berufsunfähigkeitsversicherungen aber, kommt es den Deutschen auf die Qualität an.

„Wenn das erlebte Kontrollgefühl eines Risikos größer ist, sinkt die Qualitätsorientierung“, kommentiert Oliver Gaedeke, Geschäftsführer und Gründer von Sirius Campus, die Ergebnisse. „Bei Rechtsfällen, bei einem Reiserücktritt oder einem Todesfall haben Kunden das Gefühl, die Sache selber in der Hand zu haben – und damit steigt die Preisorientierung.“ Zu Verwirrung kann es dabei aber führen, wenn Versicherer eigentlich als Qualitätsanbieter gelten, und dann – zum Beispiel zur Wechselsaison in der Kfz-Versicherung – aggressiv mit niedrigen Preisen werben. Hier spreche einiges für „eine Überarbeitung so mancher Kommunikationsstrategie von Versicherern“, empfiehlt Gaedeke. Denn die Preiskommunikation untergrabe sonst „langsam aber stetig das mühsam aufgebaute Marken-Qualitätsvertrauen“, warnt er.

Nur jeder vierte Versicherer arbeitet wieder im Normalbetrieb

Wer an digitalen Fortschritt, moderne IT-Systeme und Künstliche Intelligenz denkt, verbindet das in aller Regel nicht mit der deutschen Versicherungsbranche. Im Gegenteil: Viele Versicherer hierzulande haben mit uralten technischen Systemen zu kämpfen. Dieses vergleichsweise überschaubare Digitalisierungsniveau hat viele Anbieter in der Corona-Zeit ausgebremst. Drei von vier Versicherungsunternehmen werden durch Corona in ihrem Geschäftsbetrieb spürbar eingeschränkt und jeder dritte Versicherer erreicht derzeit nur maximal 75 Prozent seiner normalen Produktivität. Das sind zentrale Ergebnisse der Studie „Digitale Versicherung 2020“ im Auftrag des Softwareherstellers Adcubum – mehr als 300 Arbeitnehmer aus der Versicherungswelt nahmen an dieser Umfrage teil.

„Die Corona-Pandemie verstärkt den Druck, sich der Digitalisierung zu öffnen“, sagt Franz Bergmüller, Mitglied der Adcubum-Geschäftsleitung. Denn die „neue Normalität“ verlange nach schlanken Prozessen und einem hohen Automatisierungsgrad. Zwar sei die Schnittstelle zum Kunden in den meisten Fällen bereits sehr gut ausgebaut, erkennt Bergmüller an. Aber dann hakts gewaltig bei den nachfolgenden, internen Prozessen. „Das rächt sich jetzt“, so der Experte.

Als größte Hürde auf dem Weg zu einem „Normalbetrieb“ identifizierte jeder zweite befragte Arbeitnehmer Prozesse rund um die Kundenbetreuung, die an vielen Stellen noch Papier verlangen. In 38 Prozent der Unternehmen sind sogar die Arbeitsschritte im Haus häufig noch an physische Unterlagen gebunden. Digitales Arbeiten? Das ist wohl eher Wunschdenken in vielen Versicherungszentralen.

Dabei biete gerade die Versicherungsbranche „ideale Möglichkeiten, um sämtliche Arbeitsschritte zu digitalisieren“, ist Bergmüller überzeugt. „Mit dem höheren Technologisierungsgrad können die Unternehmen auch besser auf die Wünsche von Kunden und Mitarbeitern eingehen“, fährt der Adcubum-Manager fort. Aber nicht nur das. Bergmüller appelliert an die Versicherer, auch den „klassischen Versicherungsvertreter oder -makler mit den nötigen Hilfsmitteln“ auszustatten, damit dieser jederzeit eine Beratung per Videochat durchführen könne.

Wichtig sei es jedoch, nicht nur vereinzelt, sondern von der Kundenschnittstelle ausgehend die gesamte Prozesskette zu digitalisieren. Denn: „Um das Potenzial der neuen Technik voll auszunutzen, muss auch das Kernsystem die neuen Prozesse unterstützen. Dafür bedarf es einer neuen Software-Architektur, mit der die Unternehmen auch die Vorteile der Cloud-Technik und leichten Skalierbarkeit ausschöpfen können“, so das Resümee Bergmüllers.

Das Schwerpunktthema Im September: Die Altersvorsorge

Die Lebensversicherung wurde schon häufig totgesagt und mancher Verbraucherschützer unterstellte dieser Form der Altersvorsorge sogar „legalen Betrug“. Der Produkt-Klassiker hat also schon vieles aushalten müssen – mit der schier nicht endenwollenden Niedrigzinsmisere steht sie nun vor ihrer wohl härtesten Bewährungsprobe. Wir sprachen mit einem echten Kenner der Lebensversicherung darüber, wie es um die Sicherheit der Verträge bestellt ist und, was für ihn das „Worst-Case-Szenario“ wäre: dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Aktuarvereinigung – Guido Bader, den wir in Stuttgart anriefen.

Und damit sind wir am Ende dieses Podcasts angelangt. Der war dieses Mal ein Stückchen länger. Hat Ihnen das gefallen? War er zu lang? Wie fanden Sie den Themenmix? Geben Sie uns doch Feedback unter redaktion@pfefferminzia.de, wenn Sie mögen. Ansonsten hören wir uns am kommenden Freitag wieder. Bis dahin: Bleiben Sie gesund, genießen Sie das Wochenende und kommen Sie gut in die neue Woche.

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Im Gespräch Mit Klaus Hermann, Versicherungsentertainer, Buchautor und Makler

Klaus Hermann steht als sogenannter Versicherungsentertainer regelmäßig auf der Bühne – und schont seine Branche dabei nicht. „Seine Branche“ deshalb, weil er als einstiger Versicherungsagent und heutiger Makler mittendrin im Geschehen steht. Bei allem Spaß und viel Selbstironie treibt ihm aber ein ernstes Thema um – nämlich dabei mitzuhelfen, das Image des Versicherungsvertriebs zu verbessern. Und da schlummert bekanntlich noch viel Potenzial. „Ich bin kein Klinkenputzer“ hieß sein jüngstes Buch – mit dem bezeichnenden Untertitel „Eine Liebeserklärung an die Versicherungsbranche“. Dass er das tatsächlich so empfindet, merkte man ihm in unserem Gespräch an, dass wir per Schalte nach Münster führten.

Die News der Woche, Teil 1 Wirecard-Aktien als Altersvorsorge?

„Ich habe die Aktie als solide Geldanlage eingeschätzt“ – der Wirecard-Skandal hat den 68 Jahre alten Berliner Wolfgang Sandkötter hart getroffen. Der Diplom-Ingenieur hat laut dem Nachrichtenportal „T-Online.de“ 75.000 Euro in Aktien des Zahlungsdienstleisters investiert – sie hätten seine Altersvorsorge werden sollen. Tausende weitere deutsche Anleger erging es ähnlich. Allein bei Sabine Mulla lösten sich 25.000 Euro in Luft auf, die die 68-Jährige in den vermeintlich seriösen Dax-Konzern investierte, der sich auf Augenhöhe mit der Hightech-Welt des Silicon Valleys sah.

Sie habe auf jeden Fall in Aktien investieren wollen, erklärte Sabine Mulla, da andere Anlageformen kaum Erträge böten. Also ließ sie sich im Sommer 2019 ihremn Bausparvertrag auszahlen – und das Schicksal nahm seinen Lauf. In ihrer Not wenden sich die geschockten Anleger nun an Anwälte. Diese sollen gewissermaßen retten, was wohl kaum noch zu retten ist.

Dem Berliner Anwalt, Fabian Tietz, etwa, schlossen sich laut „T-Online.de“ rund 70 Geschädigte an. Ihr Verlust durch Wirecard-Aktien belaufe sich auf rund eine Million Euro. „Ich habe gleich vier Strafanzeigen gestellt“, so der Anwalt. „Eine gegen den Wirecard-Vorstand wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung, eine gegen den Aufsichtsrat, der den Vorstand womöglich nicht stark genug kontrolliert hat.“ Zudem habe er die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young – kurz EY – sowie die Aufsichtsbehörde Bafin im Visier. Beide hätten bei der Bilanzprüfung kläglich versagt, findet Tietz.

Tja, und wie stehen die Chancen auf einen Sieg vor Gericht? Ungewiss, meint Anwalt Tietz. Lange werde das Verfahren dauern und viel kosten werde es. „Da Wirecard selbst insolvent ist und auch Ex-Chef Markus Braun nur schwer belangt werden kann, rechnen wir uns die größten Chancen bei der Haftung von EY aus“, so Tietz.

Ziemlich gewiss ist hingegen, dass der Wirecard-GAU ein herber Schlag ist für die deutsche Aktienkultur, die sich im Grunde ja nie ganz erholt hat vom Niedergang der vermeintlichen „Volksaktie“ der Deutschen Telekom, die in den Nullerjahren nach dem Platzen der Dot.Com-Blase massiv in Mitleidenschaft gezogen wurde.

So gesehen dürfte sich FDP-Chef Christian Lindner wie ein moderner Don Quijote fühlen. Denn er forderte diese Woche in einem Interview mit der „Rheinischen Post“, dass das Aktiensparen für die Altersvorsorge gestärkt werden müsse. Wer ein Wertpapier fünf Jahre halte, müsste es steuerfrei verkaufen dürfen, forderte der Politiker – und das finden auch die Nutzer der Pfefferminzia-Facebook-Seite: Satte 100-mal gab es bislang für diesen Vorschlag den Daumen hoch.

AfW erklärt Bafin-Aufsicht für 34f-Vermittler für tot

Auch in unserer zweiten News beschäftigt uns das Wirecard-Beben – dem möglicherweise ein Beben bei der Finanzaufsicht Bafin folgen könnte. Und wenn es so kommen sollte, haben die Bafin-Mitarbeiter dabei tatkräftig mitgeholfen. Denn wie dieser Tage bekannt wurde, haben Bafin-Beschäftigte, „die den Zahlungsdienstleister zu beaufsichtigen hatten, dessen Aktien privat so intensiv gekauft und verkauft wie sonst keine andere Aktie“, wie es die „Süddeutsche Zeitung“ am Donnerstag berichtete.

Und die Zahlen haben es in sich: „Es gab innerhalb der Bafin-Belegschaft von 2.700 Mitarbeitern im Jahr 2020 insgesamt 153 Wirecard-Geschäfte – so viele wie mit keiner anderen Aktie“, berichtet die „Süddeutsche“. „41 davon tätigten Beamte der Abteilung Marktüberwachung – kurz WA2 – , ausgerechnet jene Abteilung, die vergangenes Jahr an dem umstrittenen Verbot beteiligt war, mit so genannten Leerverkäufen auf den Absturz der Wirecard-Aktie zu wetten – ein in dieser Form bislang einmaliger Eingriff der Bafin in das Börsengeschäft“, so die Zeitung, die sich nun fragt, ob es sich dabei eigentlich um einen „skurrilen Stoff für einen surrealen Roman?“ handelt. Die Antwort gibt der SZ-Autor selbst: „Nein, das ist Alltagsbeschreibung der Finanzdienstleistungsaufsichtsbehörde Bafin.“

Im Lichte dieser Ereignisse gerät auch Bafin-Chef Felix Hufeld zunehmend unter Druck. „Sein Motto zu den Vorwürfen gegen seine Behörde: Hinterher ist man immer schlauer“, ätzt die „Süddeutsche“.

Tja, und auch beim AfW – Bundesverband Finanzdiensleistung verfolgt man diese Entwicklung geradezu ungläubig – fast schon „genüsslich“, wenn die Sache nicht zu ernst wäre. Norman Wirth, geschäftsführender Vorstand des Vermittlerverbands, erklärte am Dienstag jedenfalls, dass er es für abwegig halte, dass die Finanzaufsicht Bafin künftig das Mandat erhält, die rund 37.000 Finanzanlagenvermittler zu überwachen. Hintergrund ist, dass nun sogar ein Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestags klären soll, ob es im Zuge des Wirecard-Skandals zu Versäumnissen bei der Aufsicht kam.

„Es kann der Bafin doch nicht die Aufsicht über 37.000 mittelständische Gewerbetreibende übertragen werden, während sich gleichzeitig ein Untersuchungsausschuss mit dem multiplen Behördenversagen beschäftigt“, empörte sich Wirth – und verwies darauf, dass der Koalitionsvertrag in diesem Zusammenhang von der „Herstellung einer qualitativ hochwertigen Finanzaufsicht“ gesprochen habe. „Diese scheint hier bei der Bafin gerade in weiter Ferne“, so der AfW-Repräsentant.

Hintergrund: Bislang ist die Aufsicht der Finanzanlagenvermittler bei den örtlichen IHKn und den Gewerbeämtern angesiedelt – und dabei soll es nach dem Willen des AfW und anderen Vermittlerverbänden bitteschön auch bleiben – und zwar über den Stichtag 1. Januar 2021 hinaus. Ob es so kommt, bleibt abzuwarten.

Die Kolumne

„Die Angst vor der Haftung ist einer der größten Umsatz-Verhinderer in der Versicherungsbranche“ – das sieht Versicherungsmakler und Biometrie-Experte Philip Wenzel so. Gerade im Bereich der Arbeitskraftabsicherung sind die Risiken oft unvorhersehbar – ist es da nicht unfair, wenn der Makler für alle Eventualitäten haften muss? Darüber spricht Wenzel mit dem Hamburger Rechtsanwalt Björn Thorben M. Jöhnke in unserer Kolumne der Woche.

Die News der Woche, Teil 2

In der BU ziehen Qualitätsargumente, beim Rechtsschutz zählt der Preis

Ist Google der neue Versicherungsmakler? Na, ganz so drastisch wollen wir es mal nicht formulieren. Aber durchaus ist die größte Suchmaschine der Welt eine der ersten Anlaufstellen für Informationen, wenn es um das Thema Versicherungen geht. Laut einer aktuellen Umfrage des Marktforschers Sirius Campus haben mehr als zwei Drittel aller deutschen Privatkunden schon einmal online nach einer Versicherung gesucht – am häufigsten auf Suchmaschinen wie Google und auf Vergleichsportalen wie Check24.

Und worauf springen die Verbraucher dabei an? Bei der allgemeinen Suche lassen sich laut Umfrage 42 Prozent von vermeintlichen Qualitätsargumenten wie einem „optimalen Schutz“ lenken. Hinweise zu Preisvorteilen eines Produkts – so etwas wie „ist ab 3,90 im Monat zu haben“ – kommen mit 38 Prozent etwas weniger gut an. Und wenn es nicht allgemein um Versicherungen, sondern um ein ganz bestimmtes Produkt geht? Dann sieht das Ergebnis durchaus anders aus.

Für diesen Teil der Umfrage schauten sich die Studienautoren zehn verschiedene Versicherungsprodukte an. Ergebnis: 47 Prozent der Befragten bevorzugten Links mit Preisvorteilen. Auf der anderen Seite achteten 39 Prozent auf Qualitätsvorteile. Vor allem bei Rechtsschutz-, Reiserücktritts-, und Risikolebensversicherungen sind die Verbraucher demnach überdurchschnittlich preis-sensibel. Bei Hausrat-, Krankenzusatz- und Berufsunfähigkeitsversicherungen aber, kommt es den Deutschen auf die Qualität an.

„Wenn das erlebte Kontrollgefühl eines Risikos größer ist, sinkt die Qualitätsorientierung“, kommentiert Oliver Gaedeke, Geschäftsführer und Gründer von Sirius Campus, die Ergebnisse. „Bei Rechtsfällen, bei einem Reiserücktritt oder einem Todesfall haben Kunden das Gefühl, die Sache selber in der Hand zu haben – und damit steigt die Preisorientierung.“ Zu Verwirrung kann es dabei aber führen, wenn Versicherer eigentlich als Qualitätsanbieter gelten, und dann – zum Beispiel zur Wechselsaison in der Kfz-Versicherung – aggressiv mit niedrigen Preisen werben. Hier spreche einiges für „eine Überarbeitung so mancher Kommunikationsstrategie von Versicherern“, empfiehlt Gaedeke. Denn die Preiskommunikation untergrabe sonst „langsam aber stetig das mühsam aufgebaute Marken-Qualitätsvertrauen“, warnt er.

Nur jeder vierte Versicherer arbeitet wieder im Normalbetrieb

Wer an digitalen Fortschritt, moderne IT-Systeme und Künstliche Intelligenz denkt, verbindet das in aller Regel nicht mit der deutschen Versicherungsbranche. Im Gegenteil: Viele Versicherer hierzulande haben mit uralten technischen Systemen zu kämpfen. Dieses vergleichsweise überschaubare Digitalisierungsniveau hat viele Anbieter in der Corona-Zeit ausgebremst. Drei von vier Versicherungsunternehmen werden durch Corona in ihrem Geschäftsbetrieb spürbar eingeschränkt und jeder dritte Versicherer erreicht derzeit nur maximal 75 Prozent seiner normalen Produktivität. Das sind zentrale Ergebnisse der Studie „Digitale Versicherung 2020“ im Auftrag des Softwareherstellers Adcubum – mehr als 300 Arbeitnehmer aus der Versicherungswelt nahmen an dieser Umfrage teil.

„Die Corona-Pandemie verstärkt den Druck, sich der Digitalisierung zu öffnen“, sagt Franz Bergmüller, Mitglied der Adcubum-Geschäftsleitung. Denn die „neue Normalität“ verlange nach schlanken Prozessen und einem hohen Automatisierungsgrad. Zwar sei die Schnittstelle zum Kunden in den meisten Fällen bereits sehr gut ausgebaut, erkennt Bergmüller an. Aber dann hakts gewaltig bei den nachfolgenden, internen Prozessen. „Das rächt sich jetzt“, so der Experte.

Als größte Hürde auf dem Weg zu einem „Normalbetrieb“ identifizierte jeder zweite befragte Arbeitnehmer Prozesse rund um die Kundenbetreuung, die an vielen Stellen noch Papier verlangen. In 38 Prozent der Unternehmen sind sogar die Arbeitsschritte im Haus häufig noch an physische Unterlagen gebunden. Digitales Arbeiten? Das ist wohl eher Wunschdenken in vielen Versicherungszentralen.

Dabei biete gerade die Versicherungsbranche „ideale Möglichkeiten, um sämtliche Arbeitsschritte zu digitalisieren“, ist Bergmüller überzeugt. „Mit dem höheren Technologisierungsgrad können die Unternehmen auch besser auf die Wünsche von Kunden und Mitarbeitern eingehen“, fährt der Adcubum-Manager fort. Aber nicht nur das. Bergmüller appelliert an die Versicherer, auch den „klassischen Versicherungsvertreter oder -makler mit den nötigen Hilfsmitteln“ auszustatten, damit dieser jederzeit eine Beratung per Videochat durchführen könne.

Wichtig sei es jedoch, nicht nur vereinzelt, sondern von der Kundenschnittstelle ausgehend die gesamte Prozesskette zu digitalisieren. Denn: „Um das Potenzial der neuen Technik voll auszunutzen, muss auch das Kernsystem die neuen Prozesse unterstützen. Dafür bedarf es einer neuen Software-Architektur, mit der die Unternehmen auch die Vorteile der Cloud-Technik und leichten Skalierbarkeit ausschöpfen können“, so das Resümee Bergmüllers.

Das Schwerpunktthema Im September: Die Altersvorsorge

Die Lebensversicherung wurde schon häufig totgesagt und mancher Verbraucherschützer unterstellte dieser Form der Altersvorsorge sogar „legalen Betrug“. Der Produkt-Klassiker hat also schon vieles aushalten müssen – mit der schier nicht endenwollenden Niedrigzinsmisere steht sie nun vor ihrer wohl härtesten Bewährungsprobe. Wir sprachen mit einem echten Kenner der Lebensversicherung darüber, wie es um die Sicherheit der Verträge bestellt ist und, was für ihn das „Worst-Case-Szenario“ wäre: dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Aktuarvereinigung – Guido Bader, den wir in Stuttgart anriefen.

Und damit sind wir am Ende dieses Podcasts angelangt. Der war dieses Mal ein Stückchen länger. Hat Ihnen das gefallen? War er zu lang? Wie fanden Sie den Themenmix? Geben Sie uns doch Feedback unter redaktion@pfefferminzia.de, wenn Sie mögen. Ansonsten hören wir uns am kommenden Freitag wieder. Bis dahin: Bleiben Sie gesund, genießen Sie das Wochenende und kommen Sie gut in die neue Woche.

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