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Folge 69: Energiekrise? Kochen auf Biogas mit Katrin Pütz

39:19
 
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Katrin Pütz und Simone sitzen vor der Biogasanlage für Zuhause. Man sieht das Einfüllrohr der Anlage.

Das Biogas-Experiment in Sieben Linden nimmt wieder Fahrt auf! Biogas kann vor allem in der warmen Jahreszeit aus Küchenabfällen und Tierdung im eigenen Garten produziert werden. Eine großartige Chance in der Energiekrise klimafreundlich und selbstversorgt zu kochen. Im Ökodorf dürfen wir die Mikroorganismen in unserer Kleinanlage sogar mit menschlichen Fäkalien füttern – das ist echte Pionierarbeit.

Katrin Pütz hilft uns bei der Umsetzung. Sie ist eine Agraringenieurin mit internationaler Erfahrung im Biogas-Bereich. Ihre kleine Firma produziert und vertreibt kleine mobile Biogasanlagen. (B)energy arbeitet nach Gemeinwohlökononomie-Prinzipien und legt diesen Maßstab auch für ihre internationalen Handelsbeziehungen, insbesondere nach Afrika an. Dabei kommen sich Entwicklungshilfe und soziales Unternehmertum manches Mal in die Quere … .

Hier geht es zum YouTube-Video, das wir beim Biogas-Workshop aufgenommen haben: https://youtu.be/tUU8k8o6Ndo

Podcast-Folge 26 mit Francois DeWet zu Biogas in Sieben Linden:
https://siebenlinden.org/de/folge-26-mini-biogasanlage-small-ist-beautiful-mit-francois-dewet-noa-climate/

Podcast-Folge 55 mit Christian Felber zur Gemeinwohlökonomie:
https://siebenlinden.org/de/folge-55-mit-gemeinwohl-oekonomie-raus-aus-der-wirtschafts-krise/

Hilfreiche Links:

Initiative Biogas Unite: https://biogasunite.org/

Katrin Pütz Biogas-Firma (b)energy: https://be-nrg.com/
Mini-Biogasanlagen von noaclimate: www.noaclimate.com
Autorin: Simone Britsch
Mail: podcast@siebenlinden.org
Interviewpartnerin: Katrin Pütz
Veröffentlicht unter der Creative Commons (CC BY 4.0)
Copyright Freundeskreis Ökodorf e.V. 25.03.2023

Der Podcast zum Lesen:

Simone: Hallo und herzlich willkommen, Folge 69, Ökodorf-Podcast aus Sieben Linden.

Weiter geht’s mit unserer Biogasanlage hier in Sieben Linden vor Ort. Wir hatten bereits in Folge 26 über die ersten Anfänge berichtet. Nun haben wir die Agraringenieurin Katrin Pütz noch dazu genommen, die uns insbesondere dabei hilft, die Umwandlung von Fäkalien zu Biogas mit voranzutreiben. Aber auch darüber hinaus ist Katrin Pütz eine sehr spannende Person mit ihrer kleinen Firma für Mini-Biogasanlagen, die sie auch an Geschäftspartner*innen auf dem afrikanischen Kontinent vertreibt. Katrin plaudert auch ein bisschen aus dem Nähkästchen unter anderem über Entwicklungshilfemaßnahmen, die nicht immer gut gelingen und über ihre Antwort und Initiative darauf: „Biogas Unite“. Hallo Katrin.

Katrin: Hallo Simone.

Simone: Toll, dass du angereist bist, extra aus der Eifel nach Sieben Linden, um uns Biogas nochmal näher zu bringen.

Katrin: Toll, dass es euch interessiert und ihr so viel vorhabt. Das freut mich wirklich mega.

Simone: Ja, und wir fangen mal damit an. Deine Person steht in den letzten Monaten bundesweit sehr für die kleinen Biogasanlagen. Warum brennst du denn eigentlich so für Biogas?

Katrin: Tja, da gibt es viele Gründe dafür. Biogas ist erstens mal eigentlich eine magische Technologie, weil es ein natürlicher Prozess ist, bei dem man gar nicht viel machen muss, wenn man organischen Abfall hat, den über Bakterien abbauen zu lassen in Biogas, was man verbrennen kann, zum Beispiel zum Kochen nutzen kann oder den Dünger zum Düngen als organischen Dünger im Garten verwenden kann. Und das ist ein natürlicher Prozess, der automatisch abläuft bei einer bestimmten Temperatur in einem gasdichten Behälter.

Und das ist magisch, weil man so viele Probleme damit gleichzeitig lösen kann. Jetzt nicht nur bei uns, sondern eben auch in anderen Ländern. Und deshalb finde ich, ist das etwas, was unbedingt jeder eigentlich versuchen sollte der kann, ja.

Simone: Okay, wir reden also nicht von diesen riesigen Biomailern, die ich so als erstes tatsächlich vor Augen habe, wenn ich das Wort Biogas höre, wo auf einem Acker so eine dunkelgrüne Kuppel meistens aufgebaut ist, ist mit riesigen Feldern drum, sondern von welchen Biogasanlagen sprichst du?

Katrin: Genau, ich spreche von ganz klitzekleinen Mini-Biogasanlagen, die im Garten aufgebaut werden können, um Küchenabfälle oder Tierdung zu verarbeiten, um genau so viel Gas zu produzieren, dass man damit seinen Kochenergiebedarf zum Beispiel decken kann.

Simone: Was könnte ich noch machen mit dem Biogas? Also um ein Haus zu heizen reicht es nicht ganz wahrscheinlich, oder? Da bräuchte ich sehr große Mengen?

Katrin: Technisch ist das möglich, man bräuchte größere Mengen Gas. Leider bei uns in der falschen Jahreszeit, weil wir heizen wollen, wenn es kalt ist. Und Biogasanlagen bei uns, die im Garten liegen, produzieren halt nur Gas, wenn es auch warm ist.

Also die braucht eine Temperatur von über 20 Grad innen drin in diesem gasdichten Behälter, der bei uns einfach nur ein Sack ist auf dem Boden. Und wenn man da wirklich zuverlässig jeden Tag Gas rausbekommen will, muss man dafür sorgen, dass einfach diese Temperatur konstant erreicht wird. Und das ist im Winter einfach schwierig bei uns. Da müsste man zu viel Energie zuführen, um dann Energie zum Heizen zu bekommen.

Aber das sind alles so Themen, da arbeiten wir noch dran. Und es gibt da auch zukünftig Lösungen für. Denn wenn man erneuerbare Energien so weit ausbaut, dass man auch im Winter irgendwoher überschüssige erneuerbare Energie bekommt, dann kann man natürlich auch im Winter eine Biogasanlage heizen und dann das Gas zum Heizen nutzen wiederum.

Simone: Und derzeit werden kleine Kocher damit betrieben. Ich habe auch schon Gaslampen gesehen, die sind auf dem Markt. Was noch?

Katrin: Man könnte Durchlauferhitzer betreiben. Man könnte sogar einen Generator betreiben. Kleine Biogas-Generatoren gibt es leider bei uns noch nicht auf dem deutschen Markt. Aber in anderen Ländern ist ja Haushaltsbiogas überhaupt keine Seltenheit und auch keine Neuheit, weil das eben bei Umgebungstemperaturen von über 20 Grad wirklich komplett automatisch abläuft. Und da sind solche Generatoren auch im Einsatz.

Simone: Ja, deine Antwort lockt natürlich schon in andere Gegenden der Welt zu schweifen. Also
wir muten jetzt euch Zuhörenden so eine ganz schön große Reise vor in diesem Podcast. Wir
werden nämlich jetzt mit dir, Katrin, gedanklich mal nach Afrika gehen. Da hat ja deine Biogas
Biografie angefangen, oder?

Katrin: Ja, das stimmt. Genau, also ich habe diese Biogastechnik, die wir jetzt mit (B)Energy, also meiner Firma, verkaufen, vor 13 Jahren angefangen zu entwickeln, mit dem Gedanken, Biogas verkäuflich zu machen. Weil Biogastechnik in Afrika fast zu 100% auf Entwicklungshilfe angewiesen ist. Weil die Biogasanlagen, die da gebaut werden, immer für einen Haushalt installiert werden oder geplant werden, sodass ein Haushalt mit seiner eigenen Biogasanlage dann seine Kochenergie, die meistens eben Holz oder Holzkohle ist.

In Afrika kochen zum Beispiel ungefähr 80 % der Menschen, das sind 600 Millionen Leute, auf Holz und Holzkohle, also auf offenem Feuer kann man sagen. Genau, diese Energie kann man durch Biogas gut ersetzen.

Aber es ist unfassbar ineffizient, wenn man jedem einzelnen Haushalt so eine Biogasanlage installieren muss und auch teuer, sodass sich die Menschen das eigentlich nicht leisten können.

Und mein Gedanke damals, als ich angefangen habe, damit, wenn man es schafft, Biogas verkäuflich zu machen, ich sage mal, jemand hat zwölf Kühe, der kann wesentlich mehr Biogas produzieren, als er für sich selber braucht, dann könnte er das Gas dem Nachbarn verkaufen, der vielleicht gar keine Kuh hat oder kein Geld, um sich eine Biogasanlage zu installieren. Und so ist der Biogas-Rucksack entstanden und von da hat es angefangen mit dann eben der eigenen Biogasanlage, einem speziellen Biogasbrenner und so weiter.

Simone: Ich sage mal, eine Sache, die müssten wir jetzt noch ein bisschen gerade rücken. Du hast ja ausführlich uns dargelegt, dass in den meisten Regionen Afrikas das vielleicht nicht so sinnvoll ist, wenn jede Familie eine kleine Biogasanlage betreibt, aber das Konzept jetzt für den Vertrieb in Deutschland, in Europa ist doch gerade das, oder nicht?

Katrin: Das ist richtig. Ich glaube, wir müssen ein bisschen unterscheiden zwischen den Gegebenheiten. Also in Afrika, wenn wir jetzt Biogas als Möglichkeit sehen, Armut zu bekämpfen zum Beispiel oder die Abhängigkeit von gesundheitsschädlichen Biomassen zum Kochen, dann denke ich, macht es Sinn, einfach so viele Menschen wie möglich mit dem kleinstmöglichen Einsatz an Ressourcen zu erreichen, also in dem Fall Geld. Weil klar ist es so, dass man sich in Afrika einfach eine Biogasanlage für 500 Euro nicht so einfach leisten kann.

Wenn man jetzt aber die Verantwortung innerhalb einer Gesellschaft, wo alle unter gleichen Bedingungen irgendwie zu leiden oder damit zu schaffen haben, denjenigen gibt, die es irgendwie geschafft haben, sich da besser zu stellen und sich um diejenigen zu kümmern, die das nicht geschafft haben, dann kann man das Problem innerhalb der Gesellschaft lösen mit dem, was vorhanden ist vor Ort.

Wenn jetzt die Leute, die zwölf Kühe, 20 Kühe haben, es irgendwie besser geschafft haben, hinkriegen, sich um die Ärmeren zu kümmern, dann ist das eine effiziente und aber auch eine sehr würdevolle Art und Weise. Und darum geht es mir. Mir geht es gar nicht so sehr darum, dass wir da irgendwie, ja, keinem helfen sollen oder so.

Und dieses ganze Hilfthema, das brauchen wir hier nicht in Europa, in Deutschland. Ich kaufe mir eine Anlage, weil ich diesen Unterschied machen will. Wenn ich meinen Nachbarn mitversorgen will, brauche ich eine Spezialgenehmigung, weil ich das Gas nicht transportieren darf bei uns auf offener Straße. Das ist der Unterschied.

Simone: Ich nehme an, wenn du kümmern sagst, meinst du in eine gleichberechtigte wirtschaftliche Beziehung miteinander zu treten. Weil das sind ja eigentlich Kunden von demjenigen, der die Biogasanlage verkauft und der den Menschen den Rucksack befüllt und dafür einen kleinen Betrag einnimmt, der hoffentlich ein bisschen günstiger ist im Idealfall, als das, was die Familie für Brennholz ausgegeben hätte an dem Tag.

Katrin: Genau, genau. Und die Erfahrung zeigt einfach, dass sogar mehr gezahlt wird für Biogas als für Brennholz, weil man eben so viele zusätzliche Vorteile hat. Man kann natürlich auf Gas viel schneller kochen als auf einem Kohlefeuer. Das braucht ewig, bis das mal richtig brennt.

Das kennt jeder vom Grillen. Man hat eben den Rauch nicht, man kann es regulieren.

Diese Vorteile sind den Menschen was wert. Und das Witzigste, also das Erstaunlichste, was ich jemals erlebt habe, war, dass die Leute gesagt haben, das waren die allerersten Pilotprojekte in Äthiopien: „Komfort, der ist mir richtig was wert.“

Und da kommt man im Leben nicht drauf, dass jemand, von dem man denkt, dass der eigentlich eher arm ist, für Komfort Geld ausgibt. Und das hat mich komplett verwundert, auch selber noch damals, aber echt gefreut. Und es ist so. Es sind ja in dem Fall Frauen, die da meistens betroffen sind.

Simone: Stimmt, ja.

Katrin: Und das ist auch noch so eine Sache, muss ich ganz ehrlich sagen, wir versuchen oft mit Hilfsprojekten speziell Women Empowerment voranzutreiben, die Frauen zu unterstützen in patriarchalen Gesellschaften. Was natürlich eigentlich nach hinten losgeht, weil dadurch ändert man die Männer nicht. Wir machen das eben anders. Wir unterstützen die Familie, so dass sie Geld verdienen kann. Und wenn das Geld der Mann verdient, ist das ja auch okay.

Aber die Frauen profitieren trotzdem davon, dass sie nicht mehr im Rauch stehen müssen, dass sie schneller und einfacher kochen können.

Und dass hoffentlich Geld übrig bleibt, um zum Beispiel in die Schulbildung der Kinder zu investieren.

Aber es ist eben auf so einem bisschen indirekten, versteckten Wege, als mit dem Zeigefinger oder „Böse, böse, jetzt müssen wir mal die Frauen unterstützen“. Das funktioniert leider nicht.

Simone: Ich habe auch tatsächlich mal gehört, ich weiß nicht mehr aus welchem Land, dass eine Frau das für sich als Aufstieg oder als Erleichterung empfand, nicht am Boden mehr kochen zu müssen, sondern einfach den Gaskocher auf Arbeitshöhe stellen und kommst das aus dieser hockenden Haltung raus.

Katrin: Ja, definitiv. Und die Menschen bewegen die Küche sozusagen sofort ins Wohnzimmer, wenn die einen Biogasbrenner haben. Der wandert sofort in den schönsten Raum und nicht mehr in der Außenküche, die total verraucht ist und dunkel sozusagen. Das ist total witzig. Da werden schöne Deckchen drunter gelegt und es wird richtig gefeiert. Und dann kann man wirklich drinnen kochen. Das ist was Ungewöhnliches in Afrika. Es gibt immer eine Außenküche sozusagen und da mühen sich die Frauen viele Stunden am Tag ein ab im Rauch.

Simone: Bleiben wir beim Biogas-Rucksack. Also das ist ja nun eine Vorstellung, die musst du uns mal skizzieren. Wie sieht bitte ein Biogas-Rucksack aus und wie funktioniert der? Und ist es tatsächlich so, dass du den erfunden hast?

Katrin: Ja, den habe ich als meine Masterarbeit tatsächlich entwickelt. Also mein Ziel war es, einen Transportcontainer, der so einfach wie möglich ist und so kostengünstig wie möglich herzustellen, mit möglichst Materialien, die auf dem afrikanischen Kontinent verfügbar sind, herzustellen oder zu entwickeln.

Und das hat geklappt. Der Biogas-Rucksack ist kein kleines Rucksäckchen, sondern eine riesengroße Tüte, kann man sagen. 2 x 1,60 Meter groß und bläst sich auf wie ein Kissen.

Ist dann ein Riesenballon auf dem Rücken, hat zwei Rucksackträger und das kann man sich auf den Rücken schnallen. Wiegt aber nur 4 Kilo. Also es ist zwar riesig und man braucht ein bisschen Platz, um damit über Waldwege zu gehen, sage ich jetzt mal, aber eben, wiegt nur 4 Kilo, können sogar Kinder tragen.

Simone: Das heißt, der Endverbraucher, die Endverbraucherin, eine afrikanische Familie, hat keine eigene Biogasanlage, läuft mit dem leeren Rucksack zur zentraler gelegenen Biogasanlage, zapft sich das Gas ab, bezahlt und geht mit dem Rucksack in den eigenen Haushalt zurück.

Katrin: Richtig. Als Alternative zu Holz oder Holzkohle, die man auf dem Markt kauft. Es ist tatsächlich in den meisten Gegenden Afrikas eben nicht so, dass man in den Wald geht und Holz sammelt. Entweder es ist verboten oder es gibt einfach keinen Wald mehr. Holz und Holzkohle ist extrem teuer und wird auch immer teurer mit fortschreitender Entwaldung, wie man sich vorstellen kann.

Und genau, es ist so wie du sagst, man geht einfach eigentlich eher zum Nachbarn, der eine Biogasanlage hat, und holt sich dann da seine Portion Gas ab. Ein Rucksack ist ein Kubikmeter Gas, damit kann man zwei bis vier Stunden kochen. Das reicht in den meisten Fällen für einen Tag für eine afrikanische Familie.

Simone: Und wie wird das angenommen? Wie funktioniert das für die Menschen? Hast du Rückmeldungen schon bekommen?

Katrin: Klar, ja, ich mache das ja seit zwölf Jahren oder jetzt eigentlich fast 13 Jahren. Und ich habe Vertriebspartner in ungefähr zehn verschiedenen afrikanischen Ländern. Es schwankt immer so ein bisschen, mal gibt einer auf, mal kommt einer dazu. Das ist so ein kontinuierlicher Prozess.

Und die verkaufen diese Technik vor Ort an ihre Kunden. Und ich kriege klar über meine Vertriebspartner dann immer die Rückmeldung von denen, wenn sie wieder irgendwo eine neue Biogasanlage gebaut haben. Funktioniert, ich glaube, sonst würden wir hier auch nicht weitermachen.

Obwohl, was halt nicht funktioniert, ist halt, wenn man, also in Ländern, zum Beispiel Ruanda ist so ein Land, wenn man mit der Entwicklungshilfe konkurrieren muss, dann wird es schwierig. Da habe ich auch einfach schon viele Partner gehabt, die dann irgendwann aufgegeben haben, weil sie mit Verschenken oder stark subventionierten Produkten dann nicht mehr konkurrieren konnten.

Simone: Okay, da müssen wir uns jetzt mal einhaken. Also du bist Unternehmerin. Ich bin vielleicht Spenderin. Also wenn mich jemand fragen würde, möchtest du vielleicht spenden, Simone, für eine kleine Biogasanlage, für einen Haushalt? Die Leute werden autark ihre Kochenergie erzeugen können, dann würde ich mir das doch überlegen, da einer Hilfsorganisation einen kleinen Betrag zu spenden, mit dem Ziel, Wald zu schützen, wie du schon sagtest, in afrikanischen Ländern und die Leute unabhängig zu machen. Warum sollte ich das nicht tun? Was hast du nur dagegen?

Katrin: Warum spendest du? Weil du dich danach gut fühlst wahrscheinlich. Aber du hast nicht beachtet, dass es irgendwo auf in der Gegend, wo du diese Biogasanlage finanzierst und jemand die kostenlos bekommt von der Hilfsorganisation, hast du zwei Sachen nicht beachtet.

Erstens gibt es einen Unternehmer in der Gegend, der vielleicht Biogasanlagen versucht zu verkaufen. Der verkauft da jetzt keine Biogasanlage mehr. Erstens diese nicht, weil die wurde verschenkt. Zweitens in der Gegend gar keine mehr, weil jeder jetzt denkt, Biogasanlagen gibt es eigentlich umsonst.

Ja, das ist zum Beispiel in Ruanda, in Äthiopien der Fall, warum man da ganz schwer eine Biogasanlage verkaufen kann. Weil die Menschen die Erwartung haben, Biogasanlagen sind kostenlos. Die kommen von Hilfsorganisationen.

Das heißt, du kannst keinen Privatsektor aufbauen. Aber, was in diesen Hilfsprojekten eben, kann man sagen, grundsätzlich zu kurz kommt, ist eine langfristige Serviceinfrastruktur aufzubauen. Also ein Kundenservice. Jemand, den man anrufen kann, wenn in der Biogasanlage, wenn da irgendein Problem ist.

Jetzt hast du Wasser in der Leitung von deiner Biogasanlage, das Gas kommt nicht mehr bis zu deiner Küche. Ist überhaupt kein Problem. Wenn du als Nutzer das aber nicht weißt und auch nicht erklärt bekommen hast, dann hast du jemanden, den du fragen kannst.

So, jetzt ist das der Grund dafür, dass ein Großteil der Biogasanlagen, die von Hilfsorganisationen in Afrika verteilt oder installiert worden sind, verschenkt worden sind, nicht funktionieren.Das heißt, die Reputation von Biogas, von so einer tollen Technik, die wirklich viele Probleme lösen kann, ist total schlecht. Aber nicht, weil die Technik nicht funktioniert, sondern weil man keine Service-Infrastruktur aufgebaut hat.

Warum hat man das nicht? Weil man den Privatsektor zerstört. Und da beißt sich irgendwie die Katze in den Schrank. Nicht in den Schrank, sondern in den Schwanz. [Lachen]

Und man ruiniert den Privatsektor und langfristig verhindert man Entwicklung, also Wirtschaftswachstum. Der Privatsektor, die Mittelschicht, das hat man bei uns, glaube ich, ganz gut gelernt, das sind die Säulen unserer Gesellschaft oder unserer Marktwirtschaft.

Simone: Okay, ich verstehe. Also es sind Laien im Grunde, die dann ein bisschen überfordert sind mit dem Betrieb der Anlage und das Projekt endet sozusagen beim Verschenken.

Es gibt dann eben keine Mechaniker vor Ort, die helfen können oder keine Anlagentechniker, die da Bescheid wissen und so weiter. Das heißt, du bist für etwas größere Anlagen, aber für keine Riesenprojekte? Also bist du für mittelgroße Anlagen?

Katrin: Die Anlagengröße ist genau die gleiche. Aber der Unterschied ist, dass wir durch den Biogas-Rucksack ein Geschäftsmodell für den Kunden, also den Anlagenbetreiber, den zukünftigen anbieten können, nämlich investiert er in eine Biogasanlage, die er durch den Verkauf von Biogas innerhalb einer kürzesten Zeit abbezahlen kann. Das heißt, das Einzige, was so eine Person braucht, ist maximal ein Kredit.

Ja, so ein Mikrokredit zum Beispiel, um sich die Biogasanlage leisten zu können. Durch die Einnahmen kann er die dann wieder abbezahlen.

Das ist von der Wertschätzung für die Technik was ganz anderes, als wenn du sowas geschenkt bekommst, weil jemand wie du jetzt, der im Westen denkt: „Mensch, der arme Afrikaner, der muss auf Holz kochen und hier könnte ich doch dem jetzt und die Entwaldung stoppen und so weiter.“

Dann wird der eigentlich wie ein Bettler behandelt. Der hat danach nicht gefragt. Der kriegt das einfach und von dem wird jetzt erwartet, dass er das nutzt, aber der hat gewiss viele Gründe, warum ihn das vielleicht nicht interessiert, warum er das nicht benutzen will und so weiter. Der wird im Prinzip entwürdigt. Das ist das, worauf ich hinaus möchte. Man nimmt den Menschen die Möglichkeit, selber zu entscheiden und damit, indem man ihm was verschenkt oder ihm was schenkt, signalisiert man eigentlich, dass man ihm nicht zutraut, das selber zu regeln.

Und davon will ich weg. Und diesen Spieß würde ich gerne umdrehen. Den Leuten eine Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, damit ein Geschäft zu machen. Und ich denke, das Beste leider in unserem System ist es immer noch, sich über Geld verdienen, aus Armut raus zuarbeiten.

Simone: Nun möchte ich nicht, dass du hier so als Hyperkapitalistin rausgehst.

Katrin: Nee, das stimmt.

Man nimmt den Menschen die Möglichkeit, selber zu entscheiden und damit, indem man ihm was verschenkt oder ihm was schenkt, signalisiert man eigentlich, dass man ihm nicht zutraut, das selber zu regeln.

Simone: Ich möchte auch wirklich sagen, ich kenne deine Unternehmensphilosophie und ich finde sie tatsächlich großartig, weil es Menschen im Grunde ermutigt und befähigt und in Selbstständigkeit führt.

Und deine, ja, sag ich mal so, ökonomisch-ethische Grundlage ist ja die Gemeinwohlökonomie. Und da dürfen wir euch noch einen kleinen Ausflug zumuten, liebe Hörer*innen.

Es gibt auch einen Podcast mit dem Christian Felber dazu, den müsst ihr nachhören, bitte, falls nicht geschehen. Die Katrin ist nämlich auch mit (B)Energy Gemeinwohlökonomie zertifiziert.

Katrin: Leider noch nicht zertifiziert. Wir arbeiten noch dran, weil wir einfach auch ein relativ kleines Unternehmen sind. Aber ich bin über das Social Business nach Mohammed Yunus, was ich, also (B)Energy habe ich als Social Business gegründet. Das steht alles im Gesellschaftsvertrag komplett verankert, eigentlich diese sieben Regeln von Mohammed Yunus.

Aber die Gemeinwohlökonomie denkt das einfach weiter und regelt das einfach auch klar. Das ist leider im Social Business nicht so, das ist Definitionssache oder kann jeder selber so ein bisschen entscheiden, was sein Social Business so macht und wie streng man sich daran hält, sag ich mal. Und bei der Gemeinwohlökonomie ist es einfach definierter und klarer. Und genau, deshalb, also ich bin auf dem Weg zur Zertifizierung, zum Bericht und unterstütze aber diese Art der Herangehensweise sehr stark, einfach weil ich denke, wenn man die Gemeinwohlökonomie umgesetzt bekommt, dann ist Entwicklungshilfe komplett überflüssig.

Simone: Dabei strahlst du, wenn du das sagst, strahlst du jetzt gerade, das sieht keiner.

Katrin: Weil das einfach so intelligent ist. Man muss nichts verbieten, man bringt aber die Leute dazu, einfach verantwortungsbewusster mit allem umzugehen, ob es die Menschen, die Natur, die Umwelt, das Klima und so weiter ist. Und damit wird Entwicklungshilfe, was ja im Prinzip ein System ist, das unser Wirtschaften rechtfertigt, also unser Wirtschaften in der Welt, unser hier im Westen, oder die Industrienation ein Stück weit rechtfertigen soll. Und das wäre überflüssig.

Simone: Also Entwicklungshilfe aus deiner Perspektive betrachtet, packt halt nicht das Problem an der Wurzel, sondern hält im Grunde das weltweite Ungleichgewicht außen vor.

Katrin: Nee, hält es am Leben.

Simone: Hält es am Leben sogar, sagst du.

Katrin: Ja, einfach dadurch, dass man wirtschaftliche Entwicklung verhindert, indem man das macht, was bei uns verboten ist, nämlich Produkte bei uns, also durch uns subventionieren, auf einen Markt schmeißen, der vor Ort damit niemals konkurrieren könnte. Bei uns gibt es Anti-Dumping-Gesetze und Wettbewerbsrecht, die sowas verhindern, aus gutem Grund, weil das unsere Unternehmen kaputt machen würde.

Und wir machen aber genau das in Afrika und geben vor, behaupten, dass wir damit Afrika entwickeln wollen. Das ist für mich nicht verständlich.

Simone: Das ist echt eine spannende Perspektive, finde ich, überhaupt auf den globalen Energiemarkt, mit der Denke, würden wahrscheinlich einige Projekte ganz anders aussehen, nicht nur im Biogas-Bereich.

Katrin: Und ich möchte noch eine Sache hinzufügen, weil das ist ja nicht nur meine Sichtweise. Was ich ganz wichtig finde ist, dass man mal versucht zuzuhören. Nämlich das, was die Afrikaner, ja und das ist durch die, also durch alle, durch den Kontinent hindurch relativ gleichmäßig verteilt gibt es so viel Kritik am Westen, an den Industrienationen und man blickt deshalb auch aus Protest und Trotz gerne nach Russland und China, weil man einfach so nicht mehr behandelt werden möchte. Und ich weiß nicht, welchen Gefallen wir uns versuchen damit zu tun.

Wir verpassen erstens die Chance mit Afrikaner*innen – ich mag das nicht, dieses auf Augenhöhe – aber wirklich einfach so wie mit allen Menschen auch gleichwertig zu arbeiten. Und wir gehen die Gefahr ein, dass wir durch Regimes ersetzt werden da, die wir sonst so nicht unterstützen wollen.

Simone: Du hast sogar eine Kampagne ins Leben gerufen, die kannst du noch ganz kurz darstellen.

Katrin: Ich habe eine Initiative ins Leben gerufen, die heißt „Biogas Unite“. Und das Wort sagt eigentlich schon, ich versuche den Biogassektor und den Afrikanischen in dem Fall zusammenzubringen, um eine Sache anzugehen und zwar alle Biogasanlagen auf dem Kontinent zu reparieren, zum Laufen zu bringen.

Die Hilfsindustrie, die muss ich leider so nennen, ist eine Industrie, hat allein durch staatliche Entwicklungshilfe aus Europa 100.000 Biogasanlagen mittlerweile installiert, wovon der überwiegende Teil einfach nicht richtig funktioniert. Und dann gibt es aber so viele private Projekte und das ist leider, weiß man nicht, wie viele Anlagen das sind. Können nochmal 100.000 sein, können tatsächlich sogar mehr sein und da geht man davon aus, dass mindestens 80 Prozent nicht funktionieren. Weil das sind immer kurzfristige Projekte, wo es wirklich nur darum geht, einen Bericht zu schreiben und dann ist man als Hilfsorganisation schon wieder weg, macht nächstes Fundraising und macht ein anderes Projekt.

Es interessiert auch niemanden, ob das funktioniert. Die Leute, die das Geschenk bekommen haben, haben keine Möglichkeit, sich dagegen zu beschweren, dass die geschenkte Anlage nicht funktioniert. Es gibt auch niemanden, an den man sich wenden kann und so weiter. Das heißt, aber die Anlagen sind finanziert. Und wenn man die jetzt einfach reparieren würde, hätte man fürs Klima, für die Menschen und insgesamt für alle eigentlich einen riesengroßen Mehrwert geschaffen. Das wollen wir angehen.

Simone: Ja, da drücke ich euch total die Daumen. Also Biogas Unite, habt ihr schon eine Website oder so, können wir gerne posten.

Katrin: Ja, gut. Die ist noch in der Verbesserungsphase gerade, aber es gibt schon erste Webseite.

Simone: Wow, okay, das war unser Afrika-Ausflug. Lass uns zurückgehen nach Europa zu den Kleinanlagen, Biogas-Kleinanlagen, wo wir jetzt auch gerade in Sieben Linden gestartet sind. Also vor zwei Jahren hatten wir mit NOAA Climate eine erste Kooperation, die ihr jetzt eben von (B)Energy aus ergänzt. Und ich würde mal den Blick gerne wenden, welche Chance hat Biogas bei uns Nordeuropäer*innen und unseren Temperaturen? Wie entwickelt sich das hier alles gerade? Vielleicht auch mit Blick auf den Ukraine-Krieg mit der Energiekrise, die in aller Munde ist.

Katrin: Ja, also es ist für mich eigentlich fast unglaublich, was seit einem Jahr oder ein bisschen weniger als einem Jahr passiert in Deutschland. Im Juni war ein Bericht über die Biogastechnik, die ich bei mir zu Hause verwende. Ich koche komplett auf Biogas. Und seitdem haben wir über 1000 Anfragen bekommen aus dem deutschsprachigen europäischen Raum, hauptsächlich natürlich Deutschland. Und die Menschen haben unfassbar großes Interesse und das hat sicherlich mit dem Ukraine-Krieg und der Angst vor dem abgedrehten Gashahn zu tun.

Aber wir merken auch, dass die Menschen sich freuen, eine Möglichkeit zu bekommen, mit der sie selber aktiv gegen Klimawandel werden können. Und weil das ist, es ist natürlich so, man denkt, was kann ich selber daran ändern, wenn ich jetzt nicht mehr Auto fahre und nicht mehr fliege.

Aber wenn ich aktiv organische Abfälle, die bei mir im Haushalt anfallen, in Kochenergie umwandeln und dadurch andere Energiequellen, vielleicht fossile einsparen kann, dann ist das einfach was, wo ich einen Beitrag leiste. Und das kann man effektiv jeden Tag zu Hause machen und das wird total gerne angenommen.

Also die Leute rennen uns die Bude ein, kann man sagen. Und wir bieten dieses Jahr einige Installationstrainings an, wo die Menschen selber lernen können, wie man die Anlagen installiert.

Man kann das aber auch ohne das Training machen. Man kriegt eine Anleitung dazu und baut sich dann seine eigene Anlage zu Hause auf.

Simone: Dann haben wir schon ziemlich viel über das entstehende Gas gesprochen. Lass uns nochmal den Flüssigdünger, der dabei rauskommt, auch in den Blick nehmen.

Katrin: Ja, genau. Den darf man nämlich überhaupt nicht vergessen, weil es löst sich ja nicht alles in Luft auf oder in Gas. Man tut ja vorne was rein in die Biogasanlage und hinten kommt auch was raus, wie bei einer Kuh, kann man eigentlich sagen. Eine Biogasanlage ist wie eine Kuh. Und das, was hinten rauskommt, ist der Gärrest. Der Rest ist flüssig und da sind noch alle Nährstoffe enthalten und nur noch Humus eigentlich, kann man sagen, aber in flüssiger Form.

Und das kann man jetzt direkt entweder im Garten zum Düngen verwenden oder nochmal zusätzlich kompostieren. Und damit schafft man eigentlich eine eigene Kreislaufwirtschaft auf dem Grundstück. Das sollte natürlich jetzt wenigstens groß genug sein, dass man den Dünger ausbringen kann, aber man kann ihn auch den Nachbarn verschenken. Da ist ja nichts gefährliches drin, nichts Giftiges, keine Krankheitserreger oder so. Das ist ein ganz tolles Material.

Simone: Viele würden ja sonst mit Kompost düngen. Das ist ja eher so bei den ökologisch orientierteren Leuten der normale Weg, eben die Küchenabfälle, den Gartenschnitt und so weiter zu einem Kompost aufzutürmen, umzusetzen und damit zu düngen. Was ist der Unterschied zwischen dem Flüssigdünger aus einer Biogasanlage und dem Kompostwirtschaftssystem?

Katrin: Also grundsätzlich ist der Unterschied zwischen der Biogasanlage und dem Kompost, dass man die Energie, die in der Biomasse steckt, ja noch nutzen kann.

Beim Kompost, der wird ja warm, das merkt man ja auch, geht die Energie, die da drin steckt, eben einfach als Wärme verloren. Und man hat zwar einen tollen Dünger, der ist fest, den kann man auch transportieren, wenn man will, in der Schubkarre oder so, aber man braucht trotzdem noch irgendeine Kochenergie.

Und beim Biogas ist es eben so, dass man das Gas hat, was man zum Kochen nehmen kann, die Nährstoffe aber alle enthalten sind und zwar eben in pflanzenverfügbarer Form, sodass die Pflanzen das wirklich direkt aufnehmen können. Es geht sehr schnell, die Düngewirkung ist sehr schnell spürbar bei Biogas-Gärresten. Aber es heißt nicht, dass Kompost schlecht ist. Man hat nur die Energie, die verpufft halt.

Simone: Ja, spannend. Also was brauche ich, wenn ich eine Biogasanlage betreiben will?

Also erstmal auch ein bisschen Geld, weil wir sind ja hier nicht in der von dir benannten Hilfsindustrie, sondern du bist halt eine Unternehmerin. Verkaufst die Anlage, Kosten, Rahmen ungefähr?

Katrin: Fängt bei ungefähr 550 Euro an für die kleinste Anlage, ohne Heizung in dem Fall.

Und genau, je nach Ausstattung. Wir haben da vier verschiedene Größen, von zwei Kubikmetern bis sechs, sechseinhalb Kubikmeter. Damit kann man eben bis zu knapp 200 Liter Substrat am Tag oder organisches Material verwerten und in Gas umwandeln.

Aber was unsere Erfahrung ist, ist, dass die meisten Leute eigentlich an einer kleinen Anlage Interesse haben, weil wir bei uns im Haushalt einfach normalerweise nicht so viel Biomüll haben. Man kann sich aber dann den Pferdemist von den Nachbarn bringen lassen oder was auch immer und kriegt auch Rasenschnitt, was man eben so hat.

Und dann gibt es eben die Möglichkeit, die Anlage zu beheizen. Da gibt es unterschiedliche Fußbodenheizungen tatsächlich dafür, die mit überschüssigem Solarstrom betrieben werden können.

Und dann kann man auch, wenn man jetzt nicht so gerne in den Baumarkt fährt, sich schon die ganzen Rohre und Leitungen auch mitliefern lassen. Also es kommt wirklich darauf an.

Es gibt auch eine Deluxe-Variante, wo einfach wirklich alles in der Kiste drin ist und die Sparvariante, wo man einfach noch im Baumarkt oder im Keller mal sucht, was man noch so zu Hause liegen hat.

Simone: Gibt es eine Grundstücksgröße, die du nennst, oder eine Familienhaushaltsgröße, ab wann man normalerweise das Material so zusammenkriegt?

Katrin: Das kommt wirklich ein bisschen darauf an, wie man kocht. Man braucht ein bisschen Platz, das kann man sagen. Die kleinste Anlage ist 2×3 Meter groß, dann sollte man außenrum schon noch über einen Meter Platz haben.

Ich sage mal, so 10 Quadratmeter bräuchte man im Garten und den Müll, den kriegt man schon. Also das organische Material, das kann man sich organisieren. Man kommt da auch mit den Nachbarn mal in Kontakt. Das ist auch ganz nett.

Simone: Stimmt, bevor die ein Feuer machen und irgendwas verbrennen.

Katrin: Also man kann aber trotzdem sagen, um jetzt zum Beispiel einen Kubikmeter Gas zu produzieren, das reicht für zwei bis vier Stunden Kochen. Das machen wir meistens nicht, dass man zwei bis vier Stunden am Tag kocht. Aber dafür bräuchte man zehn Kilo Küchenabfälle. Die hat man natürlich jetzt nicht unbedingt. Aber durch den Biogas-Rucksack kann man eben Gas, was man an einem Tag mehr produziert, am nächsten Tag nutzen. So verteilt sich das. Aber wenn man, ich sage mal, zwei Eimer Pferdemist mit den Küchenabfällen, die man sowieso hat, und auch wenn das ein halbes Kilo oder ein Viertel Kilo ist, da zusammen mischt, dann kommt da ausreichend raus.

Simone: Also es ist ein kontinuierlicher Fütterungsprozess der Anlage und ein kontinuierlicher Gas-Ernteprozess. Und der Rucksack kann auch als Speicher dienen.

Oder zumindest habe ich noch nicht gehört, dass hier in Deutschland Leute mit Biogas-Rucksäcken durch die Straßen laufen und ihre Nachbarn beliefern.

Katrin: Ist leider nicht erlaubt. Genau. Dürfte man nur auf dem eigenen Grundstück transportieren. Aber es ist ja jetzt wie bei euch zum Beispiel auch, an einem Ort wird das Gas produziert und dann transportiert man es im Rucksack vielleicht ein paar Meter bis zur Küche. Da braucht man keine Leitung legen. Das ist der Vorteil.

Simone: Kommen wir tatsächlich kurz auch noch zum Projekt in Sieben Linden. Wer den Biogas-Podcast mit François de Wett nicht gehört hatte, da sind wir schon mal ausführlich auf unsere ersten Anfänge und auf dieses ganze Experimentelle, was da dran hängt, eingegangen.

Es geht im Grunde darum, dass wir in Sieben Linden jeden Tag 40-50 Kilo Fäkalien haben, die in unseren Trockentrenntoiletten anfallen. Die werden bis jetzt als Kompost aufgesetzt in einem Heißkompostierungsverfahren.

Da hört man es ja auch schon, da geht natürlich Energie verloren. Es ist eine Heißkompostierung und die Wärme geht einfach in die Atmosphäre. Das entstehende CO2 und Methan auch, wie bei jedem Kompost. Und es ist viel Arbeit auch tatsächlich, diese Kompostumsetzerei und Pflegerei,

Temperaturmesserei, denn es ist eine genehmigte Kacke-Kompostanlage, wie wir sagen in Sieben Linden. Und ich finde den Versuch einfach schön, mit den Fäkalien nochmal was anderes zu machen, auch mit dem Ziel, vielleicht hochwertigeren Dünger zu gewinnen.

Ja, nun haben wir die Herausforderung gestartet. Bist du optimistisch, Katrin?

Katrin: Komplett, ja. Also ich finde das ganz klasse, was ihr macht. Das hat so einen Pioniergeist, ja, und das wird funktionieren, davon bin ich ziemlich überzeugt. Das Wichtige ist einfach, dass wir die richtige Mischung hinkriegen.

Weil menschliche Fäkalien alleine in der Biogasanlage sind wahrscheinlich nicht ausreichend als Nahrung für die Bakterien. Hört sich ein bisschen fies an vielleicht, aber die brauchen noch andere Nährstoffe als die, die in Fäkalien drin sind. Und wenn wir da eine gute Mischung finden, dann wird das einfach funktionieren. Und dann habt ihr, ja, dann könnt ihr mit dem, was ihr ausscheidet, nochmal kochen. Und noch mehr produzieren, was man dann wieder ausscheiden kann.

Simone: Das ist ein schöner Kreislauf.

Katrin: Das ist ein toller Kreislauf. Und ja, ich meine, es werden ja ganz viele Pathogene darin abgetötet. Es ist zwar nicht heiß wie im Kompost, sondern es ist eben anaerob, das heißt es ist kein Sauerstoff in dem Prozess enthalten. Dadurch sterben sehr viele Pathogene ab.

Und wenn man jetzt danach diesen Gärrest nochmal nimmt und vielleicht nochmal auf den Kompost kippt, dann hat man beide Vorgänge kombiniert, beschleunigt aber den Prozess, weil die Mikroorganismen in dem Gärrest ja schon drin sind.

Dadurch kompostiert es auch schneller und dann hat man ein unglaublich wertvolles Produkt am Ende. Also nicht nur das Gas, sondern auch den Kompost.

Simone: Ja, die große Frage ist, ob dieser Flüssigdünger kompatibel sein wird, auch zum Beispiel für Obstbaumpflanzung oder sogar für wirkliche Gemüsebeete. Ich bin super gespannt. Da müssen wir ab und zu mal Proben nehmen und untersuchen.

Katrin: Die Biogas-Szene, also die Haushalts-Biogas-Szene in Indien oder Afrika, da ist man sich eigentlich einig, dass man, wenn man menschliche Fäkalien im Gärrest hat, damit vorsichtig sein muss. Man hat zwar natürlich jetzt innerhalb der Familie die gleichen Würmer und die gleichen Krankheiten hat man sowieso, da kann man nicht mehr viel verbreiten sozusagen, aber es sind, wie in so einer großen Gemeinschaft wie bei euch jetzt, soll man vorsichtig damit sein, wo man das appliziert oder hingibt. Also an Bäume, wo die Frucht weit vom Boden ist, ist das natürlich überhaupt kein Problem, aber auf Salat zum Beispiel oder auf Möhren, Dinge, die man vielleicht noch abwäscht, da sollte man es einfach nicht wagen. Einfach da ein bisschen vorsichtig sein und dann, bei euch hat man genug Fläche, hat man da keine Probleme.

Simone: Klar, und wir müssen uns ja auch an die offiziellen Richtlinien halten, wenn wir Dünger ausbringen und so weiter. Wir werden das mal so beforschen und im Blick behalten. Und ich denke, es ist einfach ein sehr spannendes Projekt und natürlich auch eine einzigartige Möglichkeit,

weil wir eben das Glück haben, dass wir unsere Fäkalien hier vor Ort kompostieren dürfen.

Und die Behörden jetzt auch erst mal gesagt haben, ja, so ein Biogasexperiment auch mit Fäkalien, mit eigenen Fäkalien. Wir dürfen keine Fäkalien von woanders holen und die da rein tun.

Aber die wir hier vor Ort haben. Das dürfen wir einfach mal so ausprobieren.

Katrin: Ja, ich muss noch eine Sache hinzufügen. Also das ist eben ein Sonderfall bei euch, weil ihr sowieso schon den Kacke-Kompost habt, der genehmigt ist, erlaubt ist. Ich würde Leuten davon abraten, das zu Hause zu machen, weil es tatsächlich nicht erlaubt ist, das in Deutschland zu machen. Aus Hygiene und Seuchenschutz darf man das eigentlich nicht. Oder man sollte es dann wenigstens wirklich versuchen, sich genehmigen zu lassen, wenn man das unbedingt machen will. Es ist aber auch so, wenn man alleine oder mit einer kleinen Familie seine Fäkalien da verwendet, dann kommt da gar nicht so viel Gas raus. Deshalb muss man aber abwägen, lohnt sich der Aufwand dafür oder nimmt man nicht lieber dann einfach Pferdemist oder Kuhkacke, die irgendwo verfügbar ist.

Simone: Ja, es hat auf jeden Fall glaube ich viele jetzt neugierig gemacht, also gerade diejenigen, die die Chance haben, so ein eigenes Grundstück zu haben und ein bisschen Zeit auch investieren möchten, um sich um so eine Anlage zu kümmern.

Also die können sich gerne bei (B)Energy oder bei NOAA Climate melden für diese Kleinanlagen.

Und ich danke dir einfach auch für diesen weiten Blick, also dass wir diese Reise nach Afrika gemacht haben. Eben in unserem Gespräch war für mich auf jeden Fall sehr wertvoll, um die Verhältnisse nochmal so im globalen Kontext zu sehen und macht mich richtig nachdenklich.

Katrin: Ja, das freut mich. Aber vielleicht kann ich noch was Positives dazu sagen zum Abschluss, denn mich freut es eigentlich total, dass wir eine Technik, die in Afrika schon so etabliert ist und auch in Indien oder China, in China gibt es zwei Millionen Haushalts-Biogasanlagen, nur mal so als Relation, dass wir so eine Technik zu uns bringen können jetzt.

Also wir lernen quasi jetzt von Afrika, wie man unabhängiger, ökologischer sein kann. Und ich finde das eine ganz tolle Sache. Mir macht das total Spaß. Unabhängig davon, wie schlecht das vielleicht mit der Entwicklungshilfe läuft.

Simone: Ja, und unsere Challenge wird eben der nordeuropäische Winter sein. Da werden wir dann einfach mal sehen, wie sich das auch effizient handhaben lässt. Denn niemand möchte unnötig Heizenergie in eine Anlage stecken, um Biogas zu erzeugen. Das ist klar. Da bin ich echt gespannt. Das werden wir beobachten. Wir melden uns wieder mit dem Thema, denke ich.

Katrin: Genau, das machen wir.

Simone: Gut.

Katrin: Da forschen wir weiter.
Simone: Ja, Katrin, wir gehen nochmal raus zur Anlage gucken, oder?
Die wird nämlich aktuell aufgebaut. Ich will mal sehen, wie weit die da sind.

Katrin: Ja, ich bin auch schon gespannt.

Simone: Super, vielen Dank.

Katrin: Danke dir.

Der Beitrag Folge 69: Energiekrise? Kochen auf Biogas mit Katrin Pütz erschien zuerst auf Ökodorf Sieben Linden.

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Katrin Pütz und Simone sitzen vor der Biogasanlage für Zuhause. Man sieht das Einfüllrohr der Anlage.

Das Biogas-Experiment in Sieben Linden nimmt wieder Fahrt auf! Biogas kann vor allem in der warmen Jahreszeit aus Küchenabfällen und Tierdung im eigenen Garten produziert werden. Eine großartige Chance in der Energiekrise klimafreundlich und selbstversorgt zu kochen. Im Ökodorf dürfen wir die Mikroorganismen in unserer Kleinanlage sogar mit menschlichen Fäkalien füttern – das ist echte Pionierarbeit.

Katrin Pütz hilft uns bei der Umsetzung. Sie ist eine Agraringenieurin mit internationaler Erfahrung im Biogas-Bereich. Ihre kleine Firma produziert und vertreibt kleine mobile Biogasanlagen. (B)energy arbeitet nach Gemeinwohlökononomie-Prinzipien und legt diesen Maßstab auch für ihre internationalen Handelsbeziehungen, insbesondere nach Afrika an. Dabei kommen sich Entwicklungshilfe und soziales Unternehmertum manches Mal in die Quere … .

Hier geht es zum YouTube-Video, das wir beim Biogas-Workshop aufgenommen haben: https://youtu.be/tUU8k8o6Ndo

Podcast-Folge 26 mit Francois DeWet zu Biogas in Sieben Linden:
https://siebenlinden.org/de/folge-26-mini-biogasanlage-small-ist-beautiful-mit-francois-dewet-noa-climate/

Podcast-Folge 55 mit Christian Felber zur Gemeinwohlökonomie:
https://siebenlinden.org/de/folge-55-mit-gemeinwohl-oekonomie-raus-aus-der-wirtschafts-krise/

Hilfreiche Links:

Initiative Biogas Unite: https://biogasunite.org/

Katrin Pütz Biogas-Firma (b)energy: https://be-nrg.com/
Mini-Biogasanlagen von noaclimate: www.noaclimate.com
Autorin: Simone Britsch
Mail: podcast@siebenlinden.org
Interviewpartnerin: Katrin Pütz
Veröffentlicht unter der Creative Commons (CC BY 4.0)
Copyright Freundeskreis Ökodorf e.V. 25.03.2023

Der Podcast zum Lesen:

Simone: Hallo und herzlich willkommen, Folge 69, Ökodorf-Podcast aus Sieben Linden.

Weiter geht’s mit unserer Biogasanlage hier in Sieben Linden vor Ort. Wir hatten bereits in Folge 26 über die ersten Anfänge berichtet. Nun haben wir die Agraringenieurin Katrin Pütz noch dazu genommen, die uns insbesondere dabei hilft, die Umwandlung von Fäkalien zu Biogas mit voranzutreiben. Aber auch darüber hinaus ist Katrin Pütz eine sehr spannende Person mit ihrer kleinen Firma für Mini-Biogasanlagen, die sie auch an Geschäftspartner*innen auf dem afrikanischen Kontinent vertreibt. Katrin plaudert auch ein bisschen aus dem Nähkästchen unter anderem über Entwicklungshilfemaßnahmen, die nicht immer gut gelingen und über ihre Antwort und Initiative darauf: „Biogas Unite“. Hallo Katrin.

Katrin: Hallo Simone.

Simone: Toll, dass du angereist bist, extra aus der Eifel nach Sieben Linden, um uns Biogas nochmal näher zu bringen.

Katrin: Toll, dass es euch interessiert und ihr so viel vorhabt. Das freut mich wirklich mega.

Simone: Ja, und wir fangen mal damit an. Deine Person steht in den letzten Monaten bundesweit sehr für die kleinen Biogasanlagen. Warum brennst du denn eigentlich so für Biogas?

Katrin: Tja, da gibt es viele Gründe dafür. Biogas ist erstens mal eigentlich eine magische Technologie, weil es ein natürlicher Prozess ist, bei dem man gar nicht viel machen muss, wenn man organischen Abfall hat, den über Bakterien abbauen zu lassen in Biogas, was man verbrennen kann, zum Beispiel zum Kochen nutzen kann oder den Dünger zum Düngen als organischen Dünger im Garten verwenden kann. Und das ist ein natürlicher Prozess, der automatisch abläuft bei einer bestimmten Temperatur in einem gasdichten Behälter.

Und das ist magisch, weil man so viele Probleme damit gleichzeitig lösen kann. Jetzt nicht nur bei uns, sondern eben auch in anderen Ländern. Und deshalb finde ich, ist das etwas, was unbedingt jeder eigentlich versuchen sollte der kann, ja.

Simone: Okay, wir reden also nicht von diesen riesigen Biomailern, die ich so als erstes tatsächlich vor Augen habe, wenn ich das Wort Biogas höre, wo auf einem Acker so eine dunkelgrüne Kuppel meistens aufgebaut ist, ist mit riesigen Feldern drum, sondern von welchen Biogasanlagen sprichst du?

Katrin: Genau, ich spreche von ganz klitzekleinen Mini-Biogasanlagen, die im Garten aufgebaut werden können, um Küchenabfälle oder Tierdung zu verarbeiten, um genau so viel Gas zu produzieren, dass man damit seinen Kochenergiebedarf zum Beispiel decken kann.

Simone: Was könnte ich noch machen mit dem Biogas? Also um ein Haus zu heizen reicht es nicht ganz wahrscheinlich, oder? Da bräuchte ich sehr große Mengen?

Katrin: Technisch ist das möglich, man bräuchte größere Mengen Gas. Leider bei uns in der falschen Jahreszeit, weil wir heizen wollen, wenn es kalt ist. Und Biogasanlagen bei uns, die im Garten liegen, produzieren halt nur Gas, wenn es auch warm ist.

Also die braucht eine Temperatur von über 20 Grad innen drin in diesem gasdichten Behälter, der bei uns einfach nur ein Sack ist auf dem Boden. Und wenn man da wirklich zuverlässig jeden Tag Gas rausbekommen will, muss man dafür sorgen, dass einfach diese Temperatur konstant erreicht wird. Und das ist im Winter einfach schwierig bei uns. Da müsste man zu viel Energie zuführen, um dann Energie zum Heizen zu bekommen.

Aber das sind alles so Themen, da arbeiten wir noch dran. Und es gibt da auch zukünftig Lösungen für. Denn wenn man erneuerbare Energien so weit ausbaut, dass man auch im Winter irgendwoher überschüssige erneuerbare Energie bekommt, dann kann man natürlich auch im Winter eine Biogasanlage heizen und dann das Gas zum Heizen nutzen wiederum.

Simone: Und derzeit werden kleine Kocher damit betrieben. Ich habe auch schon Gaslampen gesehen, die sind auf dem Markt. Was noch?

Katrin: Man könnte Durchlauferhitzer betreiben. Man könnte sogar einen Generator betreiben. Kleine Biogas-Generatoren gibt es leider bei uns noch nicht auf dem deutschen Markt. Aber in anderen Ländern ist ja Haushaltsbiogas überhaupt keine Seltenheit und auch keine Neuheit, weil das eben bei Umgebungstemperaturen von über 20 Grad wirklich komplett automatisch abläuft. Und da sind solche Generatoren auch im Einsatz.

Simone: Ja, deine Antwort lockt natürlich schon in andere Gegenden der Welt zu schweifen. Also
wir muten jetzt euch Zuhörenden so eine ganz schön große Reise vor in diesem Podcast. Wir
werden nämlich jetzt mit dir, Katrin, gedanklich mal nach Afrika gehen. Da hat ja deine Biogas
Biografie angefangen, oder?

Katrin: Ja, das stimmt. Genau, also ich habe diese Biogastechnik, die wir jetzt mit (B)Energy, also meiner Firma, verkaufen, vor 13 Jahren angefangen zu entwickeln, mit dem Gedanken, Biogas verkäuflich zu machen. Weil Biogastechnik in Afrika fast zu 100% auf Entwicklungshilfe angewiesen ist. Weil die Biogasanlagen, die da gebaut werden, immer für einen Haushalt installiert werden oder geplant werden, sodass ein Haushalt mit seiner eigenen Biogasanlage dann seine Kochenergie, die meistens eben Holz oder Holzkohle ist.

In Afrika kochen zum Beispiel ungefähr 80 % der Menschen, das sind 600 Millionen Leute, auf Holz und Holzkohle, also auf offenem Feuer kann man sagen. Genau, diese Energie kann man durch Biogas gut ersetzen.

Aber es ist unfassbar ineffizient, wenn man jedem einzelnen Haushalt so eine Biogasanlage installieren muss und auch teuer, sodass sich die Menschen das eigentlich nicht leisten können.

Und mein Gedanke damals, als ich angefangen habe, damit, wenn man es schafft, Biogas verkäuflich zu machen, ich sage mal, jemand hat zwölf Kühe, der kann wesentlich mehr Biogas produzieren, als er für sich selber braucht, dann könnte er das Gas dem Nachbarn verkaufen, der vielleicht gar keine Kuh hat oder kein Geld, um sich eine Biogasanlage zu installieren. Und so ist der Biogas-Rucksack entstanden und von da hat es angefangen mit dann eben der eigenen Biogasanlage, einem speziellen Biogasbrenner und so weiter.

Simone: Ich sage mal, eine Sache, die müssten wir jetzt noch ein bisschen gerade rücken. Du hast ja ausführlich uns dargelegt, dass in den meisten Regionen Afrikas das vielleicht nicht so sinnvoll ist, wenn jede Familie eine kleine Biogasanlage betreibt, aber das Konzept jetzt für den Vertrieb in Deutschland, in Europa ist doch gerade das, oder nicht?

Katrin: Das ist richtig. Ich glaube, wir müssen ein bisschen unterscheiden zwischen den Gegebenheiten. Also in Afrika, wenn wir jetzt Biogas als Möglichkeit sehen, Armut zu bekämpfen zum Beispiel oder die Abhängigkeit von gesundheitsschädlichen Biomassen zum Kochen, dann denke ich, macht es Sinn, einfach so viele Menschen wie möglich mit dem kleinstmöglichen Einsatz an Ressourcen zu erreichen, also in dem Fall Geld. Weil klar ist es so, dass man sich in Afrika einfach eine Biogasanlage für 500 Euro nicht so einfach leisten kann.

Wenn man jetzt aber die Verantwortung innerhalb einer Gesellschaft, wo alle unter gleichen Bedingungen irgendwie zu leiden oder damit zu schaffen haben, denjenigen gibt, die es irgendwie geschafft haben, sich da besser zu stellen und sich um diejenigen zu kümmern, die das nicht geschafft haben, dann kann man das Problem innerhalb der Gesellschaft lösen mit dem, was vorhanden ist vor Ort.

Wenn jetzt die Leute, die zwölf Kühe, 20 Kühe haben, es irgendwie besser geschafft haben, hinkriegen, sich um die Ärmeren zu kümmern, dann ist das eine effiziente und aber auch eine sehr würdevolle Art und Weise. Und darum geht es mir. Mir geht es gar nicht so sehr darum, dass wir da irgendwie, ja, keinem helfen sollen oder so.

Und dieses ganze Hilfthema, das brauchen wir hier nicht in Europa, in Deutschland. Ich kaufe mir eine Anlage, weil ich diesen Unterschied machen will. Wenn ich meinen Nachbarn mitversorgen will, brauche ich eine Spezialgenehmigung, weil ich das Gas nicht transportieren darf bei uns auf offener Straße. Das ist der Unterschied.

Simone: Ich nehme an, wenn du kümmern sagst, meinst du in eine gleichberechtigte wirtschaftliche Beziehung miteinander zu treten. Weil das sind ja eigentlich Kunden von demjenigen, der die Biogasanlage verkauft und der den Menschen den Rucksack befüllt und dafür einen kleinen Betrag einnimmt, der hoffentlich ein bisschen günstiger ist im Idealfall, als das, was die Familie für Brennholz ausgegeben hätte an dem Tag.

Katrin: Genau, genau. Und die Erfahrung zeigt einfach, dass sogar mehr gezahlt wird für Biogas als für Brennholz, weil man eben so viele zusätzliche Vorteile hat. Man kann natürlich auf Gas viel schneller kochen als auf einem Kohlefeuer. Das braucht ewig, bis das mal richtig brennt.

Das kennt jeder vom Grillen. Man hat eben den Rauch nicht, man kann es regulieren.

Diese Vorteile sind den Menschen was wert. Und das Witzigste, also das Erstaunlichste, was ich jemals erlebt habe, war, dass die Leute gesagt haben, das waren die allerersten Pilotprojekte in Äthiopien: „Komfort, der ist mir richtig was wert.“

Und da kommt man im Leben nicht drauf, dass jemand, von dem man denkt, dass der eigentlich eher arm ist, für Komfort Geld ausgibt. Und das hat mich komplett verwundert, auch selber noch damals, aber echt gefreut. Und es ist so. Es sind ja in dem Fall Frauen, die da meistens betroffen sind.

Simone: Stimmt, ja.

Katrin: Und das ist auch noch so eine Sache, muss ich ganz ehrlich sagen, wir versuchen oft mit Hilfsprojekten speziell Women Empowerment voranzutreiben, die Frauen zu unterstützen in patriarchalen Gesellschaften. Was natürlich eigentlich nach hinten losgeht, weil dadurch ändert man die Männer nicht. Wir machen das eben anders. Wir unterstützen die Familie, so dass sie Geld verdienen kann. Und wenn das Geld der Mann verdient, ist das ja auch okay.

Aber die Frauen profitieren trotzdem davon, dass sie nicht mehr im Rauch stehen müssen, dass sie schneller und einfacher kochen können.

Und dass hoffentlich Geld übrig bleibt, um zum Beispiel in die Schulbildung der Kinder zu investieren.

Aber es ist eben auf so einem bisschen indirekten, versteckten Wege, als mit dem Zeigefinger oder „Böse, böse, jetzt müssen wir mal die Frauen unterstützen“. Das funktioniert leider nicht.

Simone: Ich habe auch tatsächlich mal gehört, ich weiß nicht mehr aus welchem Land, dass eine Frau das für sich als Aufstieg oder als Erleichterung empfand, nicht am Boden mehr kochen zu müssen, sondern einfach den Gaskocher auf Arbeitshöhe stellen und kommst das aus dieser hockenden Haltung raus.

Katrin: Ja, definitiv. Und die Menschen bewegen die Küche sozusagen sofort ins Wohnzimmer, wenn die einen Biogasbrenner haben. Der wandert sofort in den schönsten Raum und nicht mehr in der Außenküche, die total verraucht ist und dunkel sozusagen. Das ist total witzig. Da werden schöne Deckchen drunter gelegt und es wird richtig gefeiert. Und dann kann man wirklich drinnen kochen. Das ist was Ungewöhnliches in Afrika. Es gibt immer eine Außenküche sozusagen und da mühen sich die Frauen viele Stunden am Tag ein ab im Rauch.

Simone: Bleiben wir beim Biogas-Rucksack. Also das ist ja nun eine Vorstellung, die musst du uns mal skizzieren. Wie sieht bitte ein Biogas-Rucksack aus und wie funktioniert der? Und ist es tatsächlich so, dass du den erfunden hast?

Katrin: Ja, den habe ich als meine Masterarbeit tatsächlich entwickelt. Also mein Ziel war es, einen Transportcontainer, der so einfach wie möglich ist und so kostengünstig wie möglich herzustellen, mit möglichst Materialien, die auf dem afrikanischen Kontinent verfügbar sind, herzustellen oder zu entwickeln.

Und das hat geklappt. Der Biogas-Rucksack ist kein kleines Rucksäckchen, sondern eine riesengroße Tüte, kann man sagen. 2 x 1,60 Meter groß und bläst sich auf wie ein Kissen.

Ist dann ein Riesenballon auf dem Rücken, hat zwei Rucksackträger und das kann man sich auf den Rücken schnallen. Wiegt aber nur 4 Kilo. Also es ist zwar riesig und man braucht ein bisschen Platz, um damit über Waldwege zu gehen, sage ich jetzt mal, aber eben, wiegt nur 4 Kilo, können sogar Kinder tragen.

Simone: Das heißt, der Endverbraucher, die Endverbraucherin, eine afrikanische Familie, hat keine eigene Biogasanlage, läuft mit dem leeren Rucksack zur zentraler gelegenen Biogasanlage, zapft sich das Gas ab, bezahlt und geht mit dem Rucksack in den eigenen Haushalt zurück.

Katrin: Richtig. Als Alternative zu Holz oder Holzkohle, die man auf dem Markt kauft. Es ist tatsächlich in den meisten Gegenden Afrikas eben nicht so, dass man in den Wald geht und Holz sammelt. Entweder es ist verboten oder es gibt einfach keinen Wald mehr. Holz und Holzkohle ist extrem teuer und wird auch immer teurer mit fortschreitender Entwaldung, wie man sich vorstellen kann.

Und genau, es ist so wie du sagst, man geht einfach eigentlich eher zum Nachbarn, der eine Biogasanlage hat, und holt sich dann da seine Portion Gas ab. Ein Rucksack ist ein Kubikmeter Gas, damit kann man zwei bis vier Stunden kochen. Das reicht in den meisten Fällen für einen Tag für eine afrikanische Familie.

Simone: Und wie wird das angenommen? Wie funktioniert das für die Menschen? Hast du Rückmeldungen schon bekommen?

Katrin: Klar, ja, ich mache das ja seit zwölf Jahren oder jetzt eigentlich fast 13 Jahren. Und ich habe Vertriebspartner in ungefähr zehn verschiedenen afrikanischen Ländern. Es schwankt immer so ein bisschen, mal gibt einer auf, mal kommt einer dazu. Das ist so ein kontinuierlicher Prozess.

Und die verkaufen diese Technik vor Ort an ihre Kunden. Und ich kriege klar über meine Vertriebspartner dann immer die Rückmeldung von denen, wenn sie wieder irgendwo eine neue Biogasanlage gebaut haben. Funktioniert, ich glaube, sonst würden wir hier auch nicht weitermachen.

Obwohl, was halt nicht funktioniert, ist halt, wenn man, also in Ländern, zum Beispiel Ruanda ist so ein Land, wenn man mit der Entwicklungshilfe konkurrieren muss, dann wird es schwierig. Da habe ich auch einfach schon viele Partner gehabt, die dann irgendwann aufgegeben haben, weil sie mit Verschenken oder stark subventionierten Produkten dann nicht mehr konkurrieren konnten.

Simone: Okay, da müssen wir uns jetzt mal einhaken. Also du bist Unternehmerin. Ich bin vielleicht Spenderin. Also wenn mich jemand fragen würde, möchtest du vielleicht spenden, Simone, für eine kleine Biogasanlage, für einen Haushalt? Die Leute werden autark ihre Kochenergie erzeugen können, dann würde ich mir das doch überlegen, da einer Hilfsorganisation einen kleinen Betrag zu spenden, mit dem Ziel, Wald zu schützen, wie du schon sagtest, in afrikanischen Ländern und die Leute unabhängig zu machen. Warum sollte ich das nicht tun? Was hast du nur dagegen?

Katrin: Warum spendest du? Weil du dich danach gut fühlst wahrscheinlich. Aber du hast nicht beachtet, dass es irgendwo auf in der Gegend, wo du diese Biogasanlage finanzierst und jemand die kostenlos bekommt von der Hilfsorganisation, hast du zwei Sachen nicht beachtet.

Erstens gibt es einen Unternehmer in der Gegend, der vielleicht Biogasanlagen versucht zu verkaufen. Der verkauft da jetzt keine Biogasanlage mehr. Erstens diese nicht, weil die wurde verschenkt. Zweitens in der Gegend gar keine mehr, weil jeder jetzt denkt, Biogasanlagen gibt es eigentlich umsonst.

Ja, das ist zum Beispiel in Ruanda, in Äthiopien der Fall, warum man da ganz schwer eine Biogasanlage verkaufen kann. Weil die Menschen die Erwartung haben, Biogasanlagen sind kostenlos. Die kommen von Hilfsorganisationen.

Das heißt, du kannst keinen Privatsektor aufbauen. Aber, was in diesen Hilfsprojekten eben, kann man sagen, grundsätzlich zu kurz kommt, ist eine langfristige Serviceinfrastruktur aufzubauen. Also ein Kundenservice. Jemand, den man anrufen kann, wenn in der Biogasanlage, wenn da irgendein Problem ist.

Jetzt hast du Wasser in der Leitung von deiner Biogasanlage, das Gas kommt nicht mehr bis zu deiner Küche. Ist überhaupt kein Problem. Wenn du als Nutzer das aber nicht weißt und auch nicht erklärt bekommen hast, dann hast du jemanden, den du fragen kannst.

So, jetzt ist das der Grund dafür, dass ein Großteil der Biogasanlagen, die von Hilfsorganisationen in Afrika verteilt oder installiert worden sind, verschenkt worden sind, nicht funktionieren.Das heißt, die Reputation von Biogas, von so einer tollen Technik, die wirklich viele Probleme lösen kann, ist total schlecht. Aber nicht, weil die Technik nicht funktioniert, sondern weil man keine Service-Infrastruktur aufgebaut hat.

Warum hat man das nicht? Weil man den Privatsektor zerstört. Und da beißt sich irgendwie die Katze in den Schrank. Nicht in den Schrank, sondern in den Schwanz. [Lachen]

Und man ruiniert den Privatsektor und langfristig verhindert man Entwicklung, also Wirtschaftswachstum. Der Privatsektor, die Mittelschicht, das hat man bei uns, glaube ich, ganz gut gelernt, das sind die Säulen unserer Gesellschaft oder unserer Marktwirtschaft.

Simone: Okay, ich verstehe. Also es sind Laien im Grunde, die dann ein bisschen überfordert sind mit dem Betrieb der Anlage und das Projekt endet sozusagen beim Verschenken.

Es gibt dann eben keine Mechaniker vor Ort, die helfen können oder keine Anlagentechniker, die da Bescheid wissen und so weiter. Das heißt, du bist für etwas größere Anlagen, aber für keine Riesenprojekte? Also bist du für mittelgroße Anlagen?

Katrin: Die Anlagengröße ist genau die gleiche. Aber der Unterschied ist, dass wir durch den Biogas-Rucksack ein Geschäftsmodell für den Kunden, also den Anlagenbetreiber, den zukünftigen anbieten können, nämlich investiert er in eine Biogasanlage, die er durch den Verkauf von Biogas innerhalb einer kürzesten Zeit abbezahlen kann. Das heißt, das Einzige, was so eine Person braucht, ist maximal ein Kredit.

Ja, so ein Mikrokredit zum Beispiel, um sich die Biogasanlage leisten zu können. Durch die Einnahmen kann er die dann wieder abbezahlen.

Das ist von der Wertschätzung für die Technik was ganz anderes, als wenn du sowas geschenkt bekommst, weil jemand wie du jetzt, der im Westen denkt: „Mensch, der arme Afrikaner, der muss auf Holz kochen und hier könnte ich doch dem jetzt und die Entwaldung stoppen und so weiter.“

Dann wird der eigentlich wie ein Bettler behandelt. Der hat danach nicht gefragt. Der kriegt das einfach und von dem wird jetzt erwartet, dass er das nutzt, aber der hat gewiss viele Gründe, warum ihn das vielleicht nicht interessiert, warum er das nicht benutzen will und so weiter. Der wird im Prinzip entwürdigt. Das ist das, worauf ich hinaus möchte. Man nimmt den Menschen die Möglichkeit, selber zu entscheiden und damit, indem man ihm was verschenkt oder ihm was schenkt, signalisiert man eigentlich, dass man ihm nicht zutraut, das selber zu regeln.

Und davon will ich weg. Und diesen Spieß würde ich gerne umdrehen. Den Leuten eine Möglichkeit geben, selbst zu entscheiden, damit ein Geschäft zu machen. Und ich denke, das Beste leider in unserem System ist es immer noch, sich über Geld verdienen, aus Armut raus zuarbeiten.

Simone: Nun möchte ich nicht, dass du hier so als Hyperkapitalistin rausgehst.

Katrin: Nee, das stimmt.

Man nimmt den Menschen die Möglichkeit, selber zu entscheiden und damit, indem man ihm was verschenkt oder ihm was schenkt, signalisiert man eigentlich, dass man ihm nicht zutraut, das selber zu regeln.

Simone: Ich möchte auch wirklich sagen, ich kenne deine Unternehmensphilosophie und ich finde sie tatsächlich großartig, weil es Menschen im Grunde ermutigt und befähigt und in Selbstständigkeit führt.

Und deine, ja, sag ich mal so, ökonomisch-ethische Grundlage ist ja die Gemeinwohlökonomie. Und da dürfen wir euch noch einen kleinen Ausflug zumuten, liebe Hörer*innen.

Es gibt auch einen Podcast mit dem Christian Felber dazu, den müsst ihr nachhören, bitte, falls nicht geschehen. Die Katrin ist nämlich auch mit (B)Energy Gemeinwohlökonomie zertifiziert.

Katrin: Leider noch nicht zertifiziert. Wir arbeiten noch dran, weil wir einfach auch ein relativ kleines Unternehmen sind. Aber ich bin über das Social Business nach Mohammed Yunus, was ich, also (B)Energy habe ich als Social Business gegründet. Das steht alles im Gesellschaftsvertrag komplett verankert, eigentlich diese sieben Regeln von Mohammed Yunus.

Aber die Gemeinwohlökonomie denkt das einfach weiter und regelt das einfach auch klar. Das ist leider im Social Business nicht so, das ist Definitionssache oder kann jeder selber so ein bisschen entscheiden, was sein Social Business so macht und wie streng man sich daran hält, sag ich mal. Und bei der Gemeinwohlökonomie ist es einfach definierter und klarer. Und genau, deshalb, also ich bin auf dem Weg zur Zertifizierung, zum Bericht und unterstütze aber diese Art der Herangehensweise sehr stark, einfach weil ich denke, wenn man die Gemeinwohlökonomie umgesetzt bekommt, dann ist Entwicklungshilfe komplett überflüssig.

Simone: Dabei strahlst du, wenn du das sagst, strahlst du jetzt gerade, das sieht keiner.

Katrin: Weil das einfach so intelligent ist. Man muss nichts verbieten, man bringt aber die Leute dazu, einfach verantwortungsbewusster mit allem umzugehen, ob es die Menschen, die Natur, die Umwelt, das Klima und so weiter ist. Und damit wird Entwicklungshilfe, was ja im Prinzip ein System ist, das unser Wirtschaften rechtfertigt, also unser Wirtschaften in der Welt, unser hier im Westen, oder die Industrienation ein Stück weit rechtfertigen soll. Und das wäre überflüssig.

Simone: Also Entwicklungshilfe aus deiner Perspektive betrachtet, packt halt nicht das Problem an der Wurzel, sondern hält im Grunde das weltweite Ungleichgewicht außen vor.

Katrin: Nee, hält es am Leben.

Simone: Hält es am Leben sogar, sagst du.

Katrin: Ja, einfach dadurch, dass man wirtschaftliche Entwicklung verhindert, indem man das macht, was bei uns verboten ist, nämlich Produkte bei uns, also durch uns subventionieren, auf einen Markt schmeißen, der vor Ort damit niemals konkurrieren könnte. Bei uns gibt es Anti-Dumping-Gesetze und Wettbewerbsrecht, die sowas verhindern, aus gutem Grund, weil das unsere Unternehmen kaputt machen würde.

Und wir machen aber genau das in Afrika und geben vor, behaupten, dass wir damit Afrika entwickeln wollen. Das ist für mich nicht verständlich.

Simone: Das ist echt eine spannende Perspektive, finde ich, überhaupt auf den globalen Energiemarkt, mit der Denke, würden wahrscheinlich einige Projekte ganz anders aussehen, nicht nur im Biogas-Bereich.

Katrin: Und ich möchte noch eine Sache hinzufügen, weil das ist ja nicht nur meine Sichtweise. Was ich ganz wichtig finde ist, dass man mal versucht zuzuhören. Nämlich das, was die Afrikaner, ja und das ist durch die, also durch alle, durch den Kontinent hindurch relativ gleichmäßig verteilt gibt es so viel Kritik am Westen, an den Industrienationen und man blickt deshalb auch aus Protest und Trotz gerne nach Russland und China, weil man einfach so nicht mehr behandelt werden möchte. Und ich weiß nicht, welchen Gefallen wir uns versuchen damit zu tun.

Wir verpassen erstens die Chance mit Afrikaner*innen – ich mag das nicht, dieses auf Augenhöhe – aber wirklich einfach so wie mit allen Menschen auch gleichwertig zu arbeiten. Und wir gehen die Gefahr ein, dass wir durch Regimes ersetzt werden da, die wir sonst so nicht unterstützen wollen.

Simone: Du hast sogar eine Kampagne ins Leben gerufen, die kannst du noch ganz kurz darstellen.

Katrin: Ich habe eine Initiative ins Leben gerufen, die heißt „Biogas Unite“. Und das Wort sagt eigentlich schon, ich versuche den Biogassektor und den Afrikanischen in dem Fall zusammenzubringen, um eine Sache anzugehen und zwar alle Biogasanlagen auf dem Kontinent zu reparieren, zum Laufen zu bringen.

Die Hilfsindustrie, die muss ich leider so nennen, ist eine Industrie, hat allein durch staatliche Entwicklungshilfe aus Europa 100.000 Biogasanlagen mittlerweile installiert, wovon der überwiegende Teil einfach nicht richtig funktioniert. Und dann gibt es aber so viele private Projekte und das ist leider, weiß man nicht, wie viele Anlagen das sind. Können nochmal 100.000 sein, können tatsächlich sogar mehr sein und da geht man davon aus, dass mindestens 80 Prozent nicht funktionieren. Weil das sind immer kurzfristige Projekte, wo es wirklich nur darum geht, einen Bericht zu schreiben und dann ist man als Hilfsorganisation schon wieder weg, macht nächstes Fundraising und macht ein anderes Projekt.

Es interessiert auch niemanden, ob das funktioniert. Die Leute, die das Geschenk bekommen haben, haben keine Möglichkeit, sich dagegen zu beschweren, dass die geschenkte Anlage nicht funktioniert. Es gibt auch niemanden, an den man sich wenden kann und so weiter. Das heißt, aber die Anlagen sind finanziert. Und wenn man die jetzt einfach reparieren würde, hätte man fürs Klima, für die Menschen und insgesamt für alle eigentlich einen riesengroßen Mehrwert geschaffen. Das wollen wir angehen.

Simone: Ja, da drücke ich euch total die Daumen. Also Biogas Unite, habt ihr schon eine Website oder so, können wir gerne posten.

Katrin: Ja, gut. Die ist noch in der Verbesserungsphase gerade, aber es gibt schon erste Webseite.

Simone: Wow, okay, das war unser Afrika-Ausflug. Lass uns zurückgehen nach Europa zu den Kleinanlagen, Biogas-Kleinanlagen, wo wir jetzt auch gerade in Sieben Linden gestartet sind. Also vor zwei Jahren hatten wir mit NOAA Climate eine erste Kooperation, die ihr jetzt eben von (B)Energy aus ergänzt. Und ich würde mal den Blick gerne wenden, welche Chance hat Biogas bei uns Nordeuropäer*innen und unseren Temperaturen? Wie entwickelt sich das hier alles gerade? Vielleicht auch mit Blick auf den Ukraine-Krieg mit der Energiekrise, die in aller Munde ist.

Katrin: Ja, also es ist für mich eigentlich fast unglaublich, was seit einem Jahr oder ein bisschen weniger als einem Jahr passiert in Deutschland. Im Juni war ein Bericht über die Biogastechnik, die ich bei mir zu Hause verwende. Ich koche komplett auf Biogas. Und seitdem haben wir über 1000 Anfragen bekommen aus dem deutschsprachigen europäischen Raum, hauptsächlich natürlich Deutschland. Und die Menschen haben unfassbar großes Interesse und das hat sicherlich mit dem Ukraine-Krieg und der Angst vor dem abgedrehten Gashahn zu tun.

Aber wir merken auch, dass die Menschen sich freuen, eine Möglichkeit zu bekommen, mit der sie selber aktiv gegen Klimawandel werden können. Und weil das ist, es ist natürlich so, man denkt, was kann ich selber daran ändern, wenn ich jetzt nicht mehr Auto fahre und nicht mehr fliege.

Aber wenn ich aktiv organische Abfälle, die bei mir im Haushalt anfallen, in Kochenergie umwandeln und dadurch andere Energiequellen, vielleicht fossile einsparen kann, dann ist das einfach was, wo ich einen Beitrag leiste. Und das kann man effektiv jeden Tag zu Hause machen und das wird total gerne angenommen.

Also die Leute rennen uns die Bude ein, kann man sagen. Und wir bieten dieses Jahr einige Installationstrainings an, wo die Menschen selber lernen können, wie man die Anlagen installiert.

Man kann das aber auch ohne das Training machen. Man kriegt eine Anleitung dazu und baut sich dann seine eigene Anlage zu Hause auf.

Simone: Dann haben wir schon ziemlich viel über das entstehende Gas gesprochen. Lass uns nochmal den Flüssigdünger, der dabei rauskommt, auch in den Blick nehmen.

Katrin: Ja, genau. Den darf man nämlich überhaupt nicht vergessen, weil es löst sich ja nicht alles in Luft auf oder in Gas. Man tut ja vorne was rein in die Biogasanlage und hinten kommt auch was raus, wie bei einer Kuh, kann man eigentlich sagen. Eine Biogasanlage ist wie eine Kuh. Und das, was hinten rauskommt, ist der Gärrest. Der Rest ist flüssig und da sind noch alle Nährstoffe enthalten und nur noch Humus eigentlich, kann man sagen, aber in flüssiger Form.

Und das kann man jetzt direkt entweder im Garten zum Düngen verwenden oder nochmal zusätzlich kompostieren. Und damit schafft man eigentlich eine eigene Kreislaufwirtschaft auf dem Grundstück. Das sollte natürlich jetzt wenigstens groß genug sein, dass man den Dünger ausbringen kann, aber man kann ihn auch den Nachbarn verschenken. Da ist ja nichts gefährliches drin, nichts Giftiges, keine Krankheitserreger oder so. Das ist ein ganz tolles Material.

Simone: Viele würden ja sonst mit Kompost düngen. Das ist ja eher so bei den ökologisch orientierteren Leuten der normale Weg, eben die Küchenabfälle, den Gartenschnitt und so weiter zu einem Kompost aufzutürmen, umzusetzen und damit zu düngen. Was ist der Unterschied zwischen dem Flüssigdünger aus einer Biogasanlage und dem Kompostwirtschaftssystem?

Katrin: Also grundsätzlich ist der Unterschied zwischen der Biogasanlage und dem Kompost, dass man die Energie, die in der Biomasse steckt, ja noch nutzen kann.

Beim Kompost, der wird ja warm, das merkt man ja auch, geht die Energie, die da drin steckt, eben einfach als Wärme verloren. Und man hat zwar einen tollen Dünger, der ist fest, den kann man auch transportieren, wenn man will, in der Schubkarre oder so, aber man braucht trotzdem noch irgendeine Kochenergie.

Und beim Biogas ist es eben so, dass man das Gas hat, was man zum Kochen nehmen kann, die Nährstoffe aber alle enthalten sind und zwar eben in pflanzenverfügbarer Form, sodass die Pflanzen das wirklich direkt aufnehmen können. Es geht sehr schnell, die Düngewirkung ist sehr schnell spürbar bei Biogas-Gärresten. Aber es heißt nicht, dass Kompost schlecht ist. Man hat nur die Energie, die verpufft halt.

Simone: Ja, spannend. Also was brauche ich, wenn ich eine Biogasanlage betreiben will?

Also erstmal auch ein bisschen Geld, weil wir sind ja hier nicht in der von dir benannten Hilfsindustrie, sondern du bist halt eine Unternehmerin. Verkaufst die Anlage, Kosten, Rahmen ungefähr?

Katrin: Fängt bei ungefähr 550 Euro an für die kleinste Anlage, ohne Heizung in dem Fall.

Und genau, je nach Ausstattung. Wir haben da vier verschiedene Größen, von zwei Kubikmetern bis sechs, sechseinhalb Kubikmeter. Damit kann man eben bis zu knapp 200 Liter Substrat am Tag oder organisches Material verwerten und in Gas umwandeln.

Aber was unsere Erfahrung ist, ist, dass die meisten Leute eigentlich an einer kleinen Anlage Interesse haben, weil wir bei uns im Haushalt einfach normalerweise nicht so viel Biomüll haben. Man kann sich aber dann den Pferdemist von den Nachbarn bringen lassen oder was auch immer und kriegt auch Rasenschnitt, was man eben so hat.

Und dann gibt es eben die Möglichkeit, die Anlage zu beheizen. Da gibt es unterschiedliche Fußbodenheizungen tatsächlich dafür, die mit überschüssigem Solarstrom betrieben werden können.

Und dann kann man auch, wenn man jetzt nicht so gerne in den Baumarkt fährt, sich schon die ganzen Rohre und Leitungen auch mitliefern lassen. Also es kommt wirklich darauf an.

Es gibt auch eine Deluxe-Variante, wo einfach wirklich alles in der Kiste drin ist und die Sparvariante, wo man einfach noch im Baumarkt oder im Keller mal sucht, was man noch so zu Hause liegen hat.

Simone: Gibt es eine Grundstücksgröße, die du nennst, oder eine Familienhaushaltsgröße, ab wann man normalerweise das Material so zusammenkriegt?

Katrin: Das kommt wirklich ein bisschen darauf an, wie man kocht. Man braucht ein bisschen Platz, das kann man sagen. Die kleinste Anlage ist 2×3 Meter groß, dann sollte man außenrum schon noch über einen Meter Platz haben.

Ich sage mal, so 10 Quadratmeter bräuchte man im Garten und den Müll, den kriegt man schon. Also das organische Material, das kann man sich organisieren. Man kommt da auch mit den Nachbarn mal in Kontakt. Das ist auch ganz nett.

Simone: Stimmt, bevor die ein Feuer machen und irgendwas verbrennen.

Katrin: Also man kann aber trotzdem sagen, um jetzt zum Beispiel einen Kubikmeter Gas zu produzieren, das reicht für zwei bis vier Stunden Kochen. Das machen wir meistens nicht, dass man zwei bis vier Stunden am Tag kocht. Aber dafür bräuchte man zehn Kilo Küchenabfälle. Die hat man natürlich jetzt nicht unbedingt. Aber durch den Biogas-Rucksack kann man eben Gas, was man an einem Tag mehr produziert, am nächsten Tag nutzen. So verteilt sich das. Aber wenn man, ich sage mal, zwei Eimer Pferdemist mit den Küchenabfällen, die man sowieso hat, und auch wenn das ein halbes Kilo oder ein Viertel Kilo ist, da zusammen mischt, dann kommt da ausreichend raus.

Simone: Also es ist ein kontinuierlicher Fütterungsprozess der Anlage und ein kontinuierlicher Gas-Ernteprozess. Und der Rucksack kann auch als Speicher dienen.

Oder zumindest habe ich noch nicht gehört, dass hier in Deutschland Leute mit Biogas-Rucksäcken durch die Straßen laufen und ihre Nachbarn beliefern.

Katrin: Ist leider nicht erlaubt. Genau. Dürfte man nur auf dem eigenen Grundstück transportieren. Aber es ist ja jetzt wie bei euch zum Beispiel auch, an einem Ort wird das Gas produziert und dann transportiert man es im Rucksack vielleicht ein paar Meter bis zur Küche. Da braucht man keine Leitung legen. Das ist der Vorteil.

Simone: Kommen wir tatsächlich kurz auch noch zum Projekt in Sieben Linden. Wer den Biogas-Podcast mit François de Wett nicht gehört hatte, da sind wir schon mal ausführlich auf unsere ersten Anfänge und auf dieses ganze Experimentelle, was da dran hängt, eingegangen.

Es geht im Grunde darum, dass wir in Sieben Linden jeden Tag 40-50 Kilo Fäkalien haben, die in unseren Trockentrenntoiletten anfallen. Die werden bis jetzt als Kompost aufgesetzt in einem Heißkompostierungsverfahren.

Da hört man es ja auch schon, da geht natürlich Energie verloren. Es ist eine Heißkompostierung und die Wärme geht einfach in die Atmosphäre. Das entstehende CO2 und Methan auch, wie bei jedem Kompost. Und es ist viel Arbeit auch tatsächlich, diese Kompostumsetzerei und Pflegerei,

Temperaturmesserei, denn es ist eine genehmigte Kacke-Kompostanlage, wie wir sagen in Sieben Linden. Und ich finde den Versuch einfach schön, mit den Fäkalien nochmal was anderes zu machen, auch mit dem Ziel, vielleicht hochwertigeren Dünger zu gewinnen.

Ja, nun haben wir die Herausforderung gestartet. Bist du optimistisch, Katrin?

Katrin: Komplett, ja. Also ich finde das ganz klasse, was ihr macht. Das hat so einen Pioniergeist, ja, und das wird funktionieren, davon bin ich ziemlich überzeugt. Das Wichtige ist einfach, dass wir die richtige Mischung hinkriegen.

Weil menschliche Fäkalien alleine in der Biogasanlage sind wahrscheinlich nicht ausreichend als Nahrung für die Bakterien. Hört sich ein bisschen fies an vielleicht, aber die brauchen noch andere Nährstoffe als die, die in Fäkalien drin sind. Und wenn wir da eine gute Mischung finden, dann wird das einfach funktionieren. Und dann habt ihr, ja, dann könnt ihr mit dem, was ihr ausscheidet, nochmal kochen. Und noch mehr produzieren, was man dann wieder ausscheiden kann.

Simone: Das ist ein schöner Kreislauf.

Katrin: Das ist ein toller Kreislauf. Und ja, ich meine, es werden ja ganz viele Pathogene darin abgetötet. Es ist zwar nicht heiß wie im Kompost, sondern es ist eben anaerob, das heißt es ist kein Sauerstoff in dem Prozess enthalten. Dadurch sterben sehr viele Pathogene ab.

Und wenn man jetzt danach diesen Gärrest nochmal nimmt und vielleicht nochmal auf den Kompost kippt, dann hat man beide Vorgänge kombiniert, beschleunigt aber den Prozess, weil die Mikroorganismen in dem Gärrest ja schon drin sind.

Dadurch kompostiert es auch schneller und dann hat man ein unglaublich wertvolles Produkt am Ende. Also nicht nur das Gas, sondern auch den Kompost.

Simone: Ja, die große Frage ist, ob dieser Flüssigdünger kompatibel sein wird, auch zum Beispiel für Obstbaumpflanzung oder sogar für wirkliche Gemüsebeete. Ich bin super gespannt. Da müssen wir ab und zu mal Proben nehmen und untersuchen.

Katrin: Die Biogas-Szene, also die Haushalts-Biogas-Szene in Indien oder Afrika, da ist man sich eigentlich einig, dass man, wenn man menschliche Fäkalien im Gärrest hat, damit vorsichtig sein muss. Man hat zwar natürlich jetzt innerhalb der Familie die gleichen Würmer und die gleichen Krankheiten hat man sowieso, da kann man nicht mehr viel verbreiten sozusagen, aber es sind, wie in so einer großen Gemeinschaft wie bei euch jetzt, soll man vorsichtig damit sein, wo man das appliziert oder hingibt. Also an Bäume, wo die Frucht weit vom Boden ist, ist das natürlich überhaupt kein Problem, aber auf Salat zum Beispiel oder auf Möhren, Dinge, die man vielleicht noch abwäscht, da sollte man es einfach nicht wagen. Einfach da ein bisschen vorsichtig sein und dann, bei euch hat man genug Fläche, hat man da keine Probleme.

Simone: Klar, und wir müssen uns ja auch an die offiziellen Richtlinien halten, wenn wir Dünger ausbringen und so weiter. Wir werden das mal so beforschen und im Blick behalten. Und ich denke, es ist einfach ein sehr spannendes Projekt und natürlich auch eine einzigartige Möglichkeit,

weil wir eben das Glück haben, dass wir unsere Fäkalien hier vor Ort kompostieren dürfen.

Und die Behörden jetzt auch erst mal gesagt haben, ja, so ein Biogasexperiment auch mit Fäkalien, mit eigenen Fäkalien. Wir dürfen keine Fäkalien von woanders holen und die da rein tun.

Aber die wir hier vor Ort haben. Das dürfen wir einfach mal so ausprobieren.

Katrin: Ja, ich muss noch eine Sache hinzufügen. Also das ist eben ein Sonderfall bei euch, weil ihr sowieso schon den Kacke-Kompost habt, der genehmigt ist, erlaubt ist. Ich würde Leuten davon abraten, das zu Hause zu machen, weil es tatsächlich nicht erlaubt ist, das in Deutschland zu machen. Aus Hygiene und Seuchenschutz darf man das eigentlich nicht. Oder man sollte es dann wenigstens wirklich versuchen, sich genehmigen zu lassen, wenn man das unbedingt machen will. Es ist aber auch so, wenn man alleine oder mit einer kleinen Familie seine Fäkalien da verwendet, dann kommt da gar nicht so viel Gas raus. Deshalb muss man aber abwägen, lohnt sich der Aufwand dafür oder nimmt man nicht lieber dann einfach Pferdemist oder Kuhkacke, die irgendwo verfügbar ist.

Simone: Ja, es hat auf jeden Fall glaube ich viele jetzt neugierig gemacht, also gerade diejenigen, die die Chance haben, so ein eigenes Grundstück zu haben und ein bisschen Zeit auch investieren möchten, um sich um so eine Anlage zu kümmern.

Also die können sich gerne bei (B)Energy oder bei NOAA Climate melden für diese Kleinanlagen.

Und ich danke dir einfach auch für diesen weiten Blick, also dass wir diese Reise nach Afrika gemacht haben. Eben in unserem Gespräch war für mich auf jeden Fall sehr wertvoll, um die Verhältnisse nochmal so im globalen Kontext zu sehen und macht mich richtig nachdenklich.

Katrin: Ja, das freut mich. Aber vielleicht kann ich noch was Positives dazu sagen zum Abschluss, denn mich freut es eigentlich total, dass wir eine Technik, die in Afrika schon so etabliert ist und auch in Indien oder China, in China gibt es zwei Millionen Haushalts-Biogasanlagen, nur mal so als Relation, dass wir so eine Technik zu uns bringen können jetzt.

Also wir lernen quasi jetzt von Afrika, wie man unabhängiger, ökologischer sein kann. Und ich finde das eine ganz tolle Sache. Mir macht das total Spaß. Unabhängig davon, wie schlecht das vielleicht mit der Entwicklungshilfe läuft.

Simone: Ja, und unsere Challenge wird eben der nordeuropäische Winter sein. Da werden wir dann einfach mal sehen, wie sich das auch effizient handhaben lässt. Denn niemand möchte unnötig Heizenergie in eine Anlage stecken, um Biogas zu erzeugen. Das ist klar. Da bin ich echt gespannt. Das werden wir beobachten. Wir melden uns wieder mit dem Thema, denke ich.

Katrin: Genau, das machen wir.

Simone: Gut.

Katrin: Da forschen wir weiter.
Simone: Ja, Katrin, wir gehen nochmal raus zur Anlage gucken, oder?
Die wird nämlich aktuell aufgebaut. Ich will mal sehen, wie weit die da sind.

Katrin: Ja, ich bin auch schon gespannt.

Simone: Super, vielen Dank.

Katrin: Danke dir.

Der Beitrag Folge 69: Energiekrise? Kochen auf Biogas mit Katrin Pütz erschien zuerst auf Ökodorf Sieben Linden.

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