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Expl0477: Die U-Bahn-Mücke

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Keiner hat sich gedacht: ?Lass uns eine Stechmücke züchten, die nur in der U-Bahn überleben kann.? Wäre ja auch eine dumme Idee. Das hat die Evolution ganz alleine gemacht, ohne uns. Denn wir überschätzen und unterschätzen unseren Einfluss auf den Planeten gleichzeitig. Also, reden wir einmal über diese Londoner U-Bahn-Mücke…


Download der Episode hier.
Beitragsbild: By JJ Harrison (jjharrison89@facebook.com) – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8496866
Zitiertes Paper: How humans drive speciation as well as extinction
Opener: ?George Carlin – Saving the Planet? von Dadniel
Closer: ?You’re the Species… I’m the extinction!? von MisterAlex
Musik: ?Deeper for You? von Melanie Ungar / CC BY 3.0



Seit dem Jahre 2000 gibt es den Vorschlag unsere Gegenwart geologisch als Anthropozän einzuordnen. Das Zeitalter des Menschen. Denn auf viele verschiedene Arten nehmen wir Einfluss auf unseren hübschen, blauen Planeten.

Das sind alles nicht sooo tolle Dinge, die da aufzuzählen wären. Da wäre z.B. die Lichtverschmutzung, um harmlos anzufangen. Die betrifft in Europa z.B. 99% der Bevölkerung. Oder die globale Erwärmung für die wir verantwortlich sind. Ja, liebe AfD, das ist so. Oder das Ozonloch. Oder die Überfischung der Ozeane. Oder der Plastikmüll überall, der nie abgebaut werden kann.

Oder die Erhöhung der Radioaktivität durch Atombombentests und Atomkraftwerke.

Und zuletzt, besonders beschämend, das Große Artensterben, für das wir auch verantwortlich sind. Das lässt sich natürlich schwierig berechnen. Die Weltnaturschutzunion schätzt, dass die Geschwindigkeit, mit der wir Arten aussterben lassen, die sogenannte Hintergrundaussterberate um das 1000fache übertrifft.

Es gibt durchaus Vorschläge, dieses große Artensterben durch uns Menschen als neues Massenaussterben zu bewerten. Denn in der Erdgeschichte ist es immer wieder vorgekommen, das in kurzer Zeit viele, viele Arten ausgestorben sind.

Wie oft es zu solchen Einschnitten kam, darüber gibt es keine Einigkeit, aber die meisten Forscher gehen von fünf solcher Katastrophen aus. An der Grenze vom Perm zum Trias, vor ca. 250 Millionen z.b starben 95% aller Meeresbewohner aus und zwei Drittel aller Arten an Land. Warum, das wissen wir in diesem Fall gar nicht genau. In der Regel sind es Veränderungen in der Zusammensetzunng der Atmosphäre oder Sonnenstürme oder Meteore, die hier auf Erden alles noch einmal auf Neustart stellen.

Solche Dimensionen hat das menschengemachte Artensterben noch nicht erreicht, aber wir sind auf gutem Wege. Die Dinge werden nicht wirklich besser. Sowohl Löwen, Nashörner, Elefanten oder Walrösser sind immer nochh vom Aussterben bedroht. Und, besonders beschämend, 94% aller Primaten.

Für die Aussage des WWF, die Welt verliere täglich 380 Tier- und Pflanzenarten, finde ich allerdings keine belastbaren Quellen. Es wird sich hier um eine Schätzung handeln. Schließlich sterben auch Arten aus, die wir noch gar nicht entdeckt haben, wie will man das quantifizieren?

Alles soweit bekannt. Man möchte schon gar nicht mehr hinhören, wenn man von diesen wirklich schlechten Nachrichten erfährt. Das Anthropozän ist kein toller Abschnitt in der Erdgeschichte, das kriegen wir nicht so gut hin, oder?

Vielleicht hat sich der Ausdruck ?Anthropozän? auch deswegen nie durchgesetzt. Die ?International Commission on Stratigraphy?, die für eine offizielle Anerkennung des Begriffes zuständig wäre, hat sich bis jetzt auch noch nicht durchringen können, dies auch wirklich zu tun.

Vielleicht ist das ja auch alles ein falscher Blick auf die Dinge. Wenn wir uns als Menschen so in den Mittelpunkt stellen. Auf eine Stufe mit Meteoreinschlägen und Schwefelkatatstrophen. Vielleicht wäre es nützlicher, uns als Teil des Planeten zu begreifen. Als Teil der Evolution. Und nicht als eine Naturmacht, die über den Dingen steht.

Denn die Evolution geht immer weiter. In uns und um uns und mit uns und durch uns. Das ist mir erst letzte Woche wieder aufgegangen, als ich auf ein interessantes Paper gestoßen bin. Quasi auf die Kehrseite der Medaille. Auf die Arten, die durch uns entstanden sind.

Es heißt ?How humans drive speciation as well as extinction.? und ist am 29. Juni erschienen. Die Autoren, J. W. Bull und M. Maron, aus Kopenhagen und Brisbane, versuchen hier eine Quantifizierung. Einen Vergleich, eine Auswertung. Der Einfluss des Menschen sorgt eben auch dafür, dass neue Arten entstehen.

Zum Beispiel, in dem wir Pflanzen oder Tiere neu in andere Umgebungen bringen. Über 800 Arten haben wir so zwischen den Kontinenten verschifft. Und die passen sich dann schnell den neuen Bedingungen an. Speziell bei Pflanzen kann es dann zu einer rasanten Anpassung kommen, wenn sich die Neuankömmlinge mit den Einheimischen kreuzen.

Das sieht man schön an Mais oder Kartoffeln, an Tomaten oder Kürbissen, die wir erst vor 500 Jahren aus Amerika importiert haben und die es nun auf der ganzen Welt in unzähligen Variationen gibt. Babymais, Puffmais, Weichmais, Hartmais, Zuckermais, roter, schwarzer, gelber, oranger und gar violetter Mais, Zahnmais, ach, die Liste ist endlos. Wahrscheinlich haben wir alleine dadurch mehr Pflanzenarten geschaffen, als wir zum Aussterben gebracht haben. Zitieren die Autoren.

Dann haben wir natürlich weltweit an die 500 Tierarten domestiziert und mehr als 270 Pflanzenarten. Alleine vom Haushund, canis lupus, gibt es über 400 verschiedene Rassen, was ihn auch ? so zwischen Chihuahua und Bernhardiner ? zum morphologisch am meisten diversifizierten Wirbeltier macht.

Es liegt auf der Hand, wenn man darüber nachdenkt. Wir nehmen Einfluss auf die Evolution und diese reagiert. Alleine durch unsere Existenz auf dieser Erdkugel ? egal, was wir machen. Aber besonders natürlich durch unsere große Zahl und den damit verbundenen Platz- und Futterbedarf.

Und wir schaffen neue ökologische Nischen, die die Evolution dann füllt. Da gibt es ein sehr schönes Beispiel aus London. Die haben ja schon seit dem 10. Januar 1863 eine U-Bahn. Damals übrigens noch per Kohle und nicht per Strom, war sicher eine tolle Atmosphäre an den Bahnhöfen.

Diesem neuen biologischen Umfeld hat sich eine spezielle Tierart angepasst. Die gemeine Stechmücke, Culex pipiens, hat sich den Waggons und Schächten soweit angepasst, dass eine neue Art entstanden ist. Nämlich Culex pipiens molestus ? sehr netter Name. Molestus heißt nämlich lästig oder nervig. Und neue Art heißt eben: Wenn die Londoner U-Bahn-Mücke einen Ausflug in ein Wohnhaus macht und da eine echt sexy Normalmücke trifft, dann können die ohne Verhütung so viel Sex haben, wie sie wollen, denn sie können keinen gemeinsamen Nachwuchs bekommen.

Wir schaffen also viele Arten. Der mutige Versuch, dass zu quantifizieren und zu vergleichen, macht eines besonders deutlich: Das pure Abzählen bringt uns nichts. Bloß, weil wir verantwortlich sind für Culex pipiens supernervig können wir nicht die Bonobos aussterben lassen, weil wir in ihrem Naturschutzgebiet Öl fördern wollen. Passiert gerade eben.

Es geht nicht um die Zahl an Arten, die durch uns aussterben, oder die wir direkt oder indirekt neu schaffen. Horrormeldungen wie die von der WWF helfen nicht. Wir sind Teil einer gemeinsamen Ökosphäre. Mit allen Tieren und allen Pflanzen. Und wir müssen lernen Verantwortung zu übernehmen. Der Begriff ?Anthropozän? macht uns zu wichtig, zu mächtig, zu bedeutend.

Wir stehen nicht über der Evolution. Die geht einfach mit dem, was da ist, immer weiter. Und jetzt, wo wir bald 8 Milliarden Homo sapiens sapiens sind, eben auch mit uns. Wir werden nicht so schnell mächtige technologischen Waffen gegen die Klimaerwärmung haben, wie wir sie bräuchten.

Alles was helfen kann, ist sich mit dem abzufinden, was wir bereits an Einfluss genommen haben und einen sanfteren Weg zu finden. Sollten wir uns aus Dummheit unserer Lebensgrundlagen berauben und von diesem Planeten verschwinden, dann zuckt die Evolution mit den Schultern und macht weiter. Über ?Anthropozän?, da kann die nur lachen.

Sollten wir das wirklich in so einem großen Maßstab versauen, dann wird sich die Londoner U-Bahn-Mücke eben einen neuen Wirt suchen müssen. Und, bei einer Pfeife und einem Whiskey, ihren Kindern von der guten alten, Zeit erzählen…

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Seit dem Jahre 2000 gibt es den Vorschlag unsere Gegenwart geologisch als Anthropozän einzuordnen. Das Zeitalter des Menschen. Denn auf viele verschiedene Arten nehmen wir Einfluss auf unseren hübschen, blauen Planeten.

Das sind alles nicht sooo tolle Dinge, die da aufzuzählen wären. Da wäre z.B. die Lichtverschmutzung, um harmlos anzufangen. Die betrifft in Europa z.B. 99% der Bevölkerung. Oder die globale Erwärmung für die wir verantwortlich sind. Ja, liebe AfD, das ist so. Oder das Ozonloch. Oder die Überfischung der Ozeane. Oder der Plastikmüll überall, der nie abgebaut werden kann.

Oder die Erhöhung der Radioaktivität durch Atombombentests und Atomkraftwerke.

Und zuletzt, besonders beschämend, das Große Artensterben, für das wir auch verantwortlich sind. Das lässt sich natürlich schwierig berechnen. Die Weltnaturschutzunion schätzt, dass die Geschwindigkeit, mit der wir Arten aussterben lassen, die sogenannte Hintergrundaussterberate um das 1000fache übertrifft.

Es gibt durchaus Vorschläge, dieses große Artensterben durch uns Menschen als neues Massenaussterben zu bewerten. Denn in der Erdgeschichte ist es immer wieder vorgekommen, das in kurzer Zeit viele, viele Arten ausgestorben sind.

Wie oft es zu solchen Einschnitten kam, darüber gibt es keine Einigkeit, aber die meisten Forscher gehen von fünf solcher Katastrophen aus. An der Grenze vom Perm zum Trias, vor ca. 250 Millionen z.b starben 95% aller Meeresbewohner aus und zwei Drittel aller Arten an Land. Warum, das wissen wir in diesem Fall gar nicht genau. In der Regel sind es Veränderungen in der Zusammensetzunng der Atmosphäre oder Sonnenstürme oder Meteore, die hier auf Erden alles noch einmal auf Neustart stellen.

Solche Dimensionen hat das menschengemachte Artensterben noch nicht erreicht, aber wir sind auf gutem Wege. Die Dinge werden nicht wirklich besser. Sowohl Löwen, Nashörner, Elefanten oder Walrösser sind immer nochh vom Aussterben bedroht. Und, besonders beschämend, 94% aller Primaten.

Für die Aussage des WWF, die Welt verliere täglich 380 Tier- und Pflanzenarten, finde ich allerdings keine belastbaren Quellen. Es wird sich hier um eine Schätzung handeln. Schließlich sterben auch Arten aus, die wir noch gar nicht entdeckt haben, wie will man das quantifizieren?

Alles soweit bekannt. Man möchte schon gar nicht mehr hinhören, wenn man von diesen wirklich schlechten Nachrichten erfährt. Das Anthropozän ist kein toller Abschnitt in der Erdgeschichte, das kriegen wir nicht so gut hin, oder?

Vielleicht hat sich der Ausdruck ?Anthropozän? auch deswegen nie durchgesetzt. Die ?International Commission on Stratigraphy?, die für eine offizielle Anerkennung des Begriffes zuständig wäre, hat sich bis jetzt auch noch nicht durchringen können, dies auch wirklich zu tun.

Vielleicht ist das ja auch alles ein falscher Blick auf die Dinge. Wenn wir uns als Menschen so in den Mittelpunkt stellen. Auf eine Stufe mit Meteoreinschlägen und Schwefelkatatstrophen. Vielleicht wäre es nützlicher, uns als Teil des Planeten zu begreifen. Als Teil der Evolution. Und nicht als eine Naturmacht, die über den Dingen steht.

Denn die Evolution geht immer weiter. In uns und um uns und mit uns und durch uns. Das ist mir erst letzte Woche wieder aufgegangen, als ich auf ein interessantes Paper gestoßen bin. Quasi auf die Kehrseite der Medaille. Auf die Arten, die durch uns entstanden sind.

Es heißt ?How humans drive speciation as well as extinction.? und ist am 29. Juni erschienen. Die Autoren, J. W. Bull und M. Maron, aus Kopenhagen und Brisbane, versuchen hier eine Quantifizierung. Einen Vergleich, eine Auswertung. Der Einfluss des Menschen sorgt eben auch dafür, dass neue Arten entstehen.

Zum Beispiel, in dem wir Pflanzen oder Tiere neu in andere Umgebungen bringen. Über 800 Arten haben wir so zwischen den Kontinenten verschifft. Und die passen sich dann schnell den neuen Bedingungen an. Speziell bei Pflanzen kann es dann zu einer rasanten Anpassung kommen, wenn sich die Neuankömmlinge mit den Einheimischen kreuzen.

Das sieht man schön an Mais oder Kartoffeln, an Tomaten oder Kürbissen, die wir erst vor 500 Jahren aus Amerika importiert haben und die es nun auf der ganzen Welt in unzähligen Variationen gibt. Babymais, Puffmais, Weichmais, Hartmais, Zuckermais, roter, schwarzer, gelber, oranger und gar violetter Mais, Zahnmais, ach, die Liste ist endlos. Wahrscheinlich haben wir alleine dadurch mehr Pflanzenarten geschaffen, als wir zum Aussterben gebracht haben. Zitieren die Autoren.

Dann haben wir natürlich weltweit an die 500 Tierarten domestiziert und mehr als 270 Pflanzenarten. Alleine vom Haushund, canis lupus, gibt es über 400 verschiedene Rassen, was ihn auch ? so zwischen Chihuahua und Bernhardiner ? zum morphologisch am meisten diversifizierten Wirbeltier macht.

Es liegt auf der Hand, wenn man darüber nachdenkt. Wir nehmen Einfluss auf die Evolution und diese reagiert. Alleine durch unsere Existenz auf dieser Erdkugel ? egal, was wir machen. Aber besonders natürlich durch unsere große Zahl und den damit verbundenen Platz- und Futterbedarf.

Und wir schaffen neue ökologische Nischen, die die Evolution dann füllt. Da gibt es ein sehr schönes Beispiel aus London. Die haben ja schon seit dem 10. Januar 1863 eine U-Bahn. Damals übrigens noch per Kohle und nicht per Strom, war sicher eine tolle Atmosphäre an den Bahnhöfen.

Diesem neuen biologischen Umfeld hat sich eine spezielle Tierart angepasst. Die gemeine Stechmücke, Culex pipiens, hat sich den Waggons und Schächten soweit angepasst, dass eine neue Art entstanden ist. Nämlich Culex pipiens molestus ? sehr netter Name. Molestus heißt nämlich lästig oder nervig. Und neue Art heißt eben: Wenn die Londoner U-Bahn-Mücke einen Ausflug in ein Wohnhaus macht und da eine echt sexy Normalmücke trifft, dann können die ohne Verhütung so viel Sex haben, wie sie wollen, denn sie können keinen gemeinsamen Nachwuchs bekommen.

Wir schaffen also viele Arten. Der mutige Versuch, dass zu quantifizieren und zu vergleichen, macht eines besonders deutlich: Das pure Abzählen bringt uns nichts. Bloß, weil wir verantwortlich sind für Culex pipiens supernervig können wir nicht die Bonobos aussterben lassen, weil wir in ihrem Naturschutzgebiet Öl fördern wollen. Passiert gerade eben.

Es geht nicht um die Zahl an Arten, die durch uns aussterben, oder die wir direkt oder indirekt neu schaffen. Horrormeldungen wie die von der WWF helfen nicht. Wir sind Teil einer gemeinsamen Ökosphäre. Mit allen Tieren und allen Pflanzen. Und wir müssen lernen Verantwortung zu übernehmen. Der Begriff ?Anthropozän? macht uns zu wichtig, zu mächtig, zu bedeutend.

Wir stehen nicht über der Evolution. Die geht einfach mit dem, was da ist, immer weiter. Und jetzt, wo wir bald 8 Milliarden Homo sapiens sapiens sind, eben auch mit uns. Wir werden nicht so schnell mächtige technologischen Waffen gegen die Klimaerwärmung haben, wie wir sie bräuchten.

Alles was helfen kann, ist sich mit dem abzufinden, was wir bereits an Einfluss genommen haben und einen sanfteren Weg zu finden. Sollten wir uns aus Dummheit unserer Lebensgrundlagen berauben und von diesem Planeten verschwinden, dann zuckt die Evolution mit den Schultern und macht weiter. Über ?Anthropozän?, da kann die nur lachen.

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