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"Loki" - Burdened with Glorious Exposition

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Loki (Tom Hiddleston) in Marvel Studios‘ LOKI, exclusively on Disney+. Photo courtesy of Marvel Studios. ©Marvel Studios 2021. All Rights Reserved.

Hätte es Disney+ schon 2014 gegeben, wäre Loki vermutlich die erste Serie gewesen, die man an den Start geschickt hätte, um das Marvel Cinematic Universe in TV-Form kanonisch weiterzuerzählen. Dank der magnetischen Ausstrahlung von Tom Hiddleston hatte sich das asgardische Adelsadoptivkind Loki so sehr in die Herzen der Fans geschlichen, dass er für viele das Beste an den Thor-Filmen war – bis Taika Waititi im dritten Soloabenteuer des Hammer schwingenden Helden kreativ frei drehte und dem gesamten MCU eine Frischzellenkur verpasste.

Doch auch hier war Loki ein wichtiger und spannender Teil des Films. Das ungleiche Brüdergespann raufte sich endlich zusammen ohne dabei ihre Charaktereigenschaften zu verlieren. Für einen kurzen aber wunderbaren Moment wurden die Zuschauer Zeugen von Thor und Loki als Duo mit Buddycop-Dynamik. Mit dem Ende von Ragnarök war allerdings auch die Figur Loki nahezu auserzählt, was im Anfang von „Avengers: Infinity War“ zusätzlich unterstrichen wurde. Doch jetzt ist er zurück. Allerdings nicht der erwachsenere, geläuterte Loki. Sondern der machthungrige Bad Boy „Burdended with glorious purpose“ Loki. Ich durfte zwei Folgen vorab sehen und nach dem Klick gehts weiter.

Es gibt eine Redensart, bestehend aus einem einzigen Wort und wenn man sie benutzt, muss man eigentlich die Hände in die Luft heben und die Finger leicht schütteln. Sie lautet: „Comics!“

„Comics!“ wird immer dann benutzt, wenn eine Comic-Adaption erzählerische Eskapaden aufweist, für die das Ursprungsmedium, insbesondere im Superheldengenre, bekannt ist. Insbesondere dann, wenn man sich entweder aus einer selbst geschaffenen Plotsackgasse mit genretypischen Plotdevices heraussprengt: „Time Travel!“ (insert Professor Hulk-GIF here), Klone, alternative Realitäten, MacGuffins die plötzlich doch die Story beeinflussen und womöglich die empfundene Glaubwürdigkeit der Geschichte aufs Spiel setzen, womit man immer auch einen Teil des Publikums verlieren könnte. Natürlich ist das Publikum von Filmen, in denen Supersoldaten, gammaverstrahlte Wutmonster, Alien-Götter, Tech-Genies in Kampfanzügen und Spione nebeneinander kämpfen sehr tolerant aber man muss nicht mehr als einen „Resident Evil“-Film gesehen haben, um die Risiken narrativer Narretei dieses Stils zu kennen. Gleichzeitig gehört es aber auch zum Spaß dazu. „Comics!“ funktioniert für Comic-Adaptionen ein bisschen wie Salz im Rahmen einer ausgeglichenen Ernährung.

Judge Renslayer (Gugu Mbatha-Raw) in Marvel Studios‘ LOKI exclusively on Disney+. Photo courtesy of Marvel Studios. ©Marvel Studios 2021. All Rights Reserved.

Als Produktionshaus einiger der erfolgreichsten Filme aller Zeiten ist Marvel klar, dass sie nicht ausschließlich Serien produzieren dürfen, die nur für ihre Hardcorefans funktionieren. Insofern war es eine überraschende aber beeindruckende Entscheidung mit Wandavision den Einstand bei Disney+ zu feiern – einem Liebesbrief an das Medium Fernsehen aber auch einer Produktion, die für viele kryptisch und nur schwer nachvollziehbar war. Jedenfalls bis circa zur Hälfte der Staffel.

Die erste Folge von Loki wirkt redlich bemüht ihre vielen Aufgaben unter einen Hut zu bringen. „Aber was sollen die denn sein, außer unterhalten?“ gute Frage, Ted. Schauen wir mal: Wie jede Serie, muss auch „Loki“ seine Zuschauer:innen „abholen“. Diese furchtbare Regionalberichterstattungsphrase beschreibt immer noch am besten, was es bedeutet, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Niemand kann mit Sicherheit sagen, welche Vorkenntnisse über das MCU, Genrekonventionen oder die Figur Loki beim Publikum vorliegen. Darüber hinaus: wie viel Wille, Kompetenz und Kapazität besteht überhaupt mitzudenken? Hier nur eine Auswahl an „dummen Fragen“, die man beantworten muss, wenn man „Loki“ schreibt:

„Hä, der ist doch tot?“
„Hä, wie ist das jetzt mit den Zeitreisen?“
„Hä, wieso benimmt der sich wie vor 9 Jahren?“
„Hä, ist jetzt alles anders?“

Und ja, es ist völlig in Ordnung, wenn man diese Fragen stellt. Man kann von uns nicht erwarten, immer alle diese Entwicklungen auf dem Schirm zu haben. Zudem sind wir es aus dem Alltag nicht gerade gewohnt, mit identischen Doppelgängern klarzukommen, die nicht zu den emotionalen Erinnerungen passen, die wir mit ihrer anderen Version verbinden.

Agent Exposition

Loki beginnt dort, wo wir diesen Loki zuletzt gesehen haben: In der abweichenden Zeitlinie, die entstand als er den Tesseract in Infinity War in seine Finger bekam und ihn benutzte, um sich aus der Gefangenschaft der Avengers wegzuteleportieren. Damit gerät er in das Visier der Time Variant Authority, kurz TVA. Diese wurde von den Time Keepers erschaffen, um die „Sacred Timeline“ zu sichern, jegliche davon abweichende Varianten werden von deren Agenten und Analysten aufgespürt und in die Zentrale der TVA gebracht und dort… nun, in der Regel einfach aus der Realität „entfernt“. Falls das zu kompliziert war: gar kein Problem, das wird in den ersten Folgen ungefähr drei mal erklärt. Zweimal der Hauptfigur und dann noch mal von der Hauptfigur selbst, um zu zeigen, dass Loki es verstanden hat. Dass dieser zunächst einen kafkaesken Bürokratiealbtraum durchleben muss, ist nicht nur so absurd komisch wie man es erwarten würde, sondern reduziert den Möchtegernkönig aus Asgard auch auf den Status eines machtlosen Spielballs der TVA. Ein heftiger Abstieg für jemanden, der gerade noch Anführer einer Invasionsarmee mit dem Ziel der Unterwerfung der Erde war.

Als Vorlage dieser Szenen mag die Konfrontation von Doctor Strange mit Loki gedient haben: auch hier war Loki ungewohnt machtlos. Dieses Mal bleibt es allerdings nicht bei einer einzigen Schikane: die TVA hält direkt mehrere Stationen der Submission für den Gott des Schabernacks (Mischief übersetzen ist wirklich so eine Sache. Und ja, ich beziehe mich ausschließlich auf den MCU-Loki) bereit. Im Rahmen dieser Demigott-Demontage wird Loki wie zuvor sein Bruder in „Thor -Ragnarök“ auch einem kleinen Umstiling unterworfen. Dass man Tom Hiddleston hier innerhalb von Sekunden oben ohne zeigt um ihm dann ein Halsband umzulegen, wird vermutlich nicht nur bei mir die Reaktion „Oha, die Fanfiction wird schon geschrieben.“ zur Folge haben. Um die Unterwerfung perfekt zu machen wird das Halsband natürlich auch dazu genutzt, den untriebigen Gefangenen unter Kontrolle zu bringen.

(L-R): (Mobius) Owen Wilson and Loki (Tom Hiddleston) in Marvel Studios‘ LOKI exclusively on Disney+. Photo by Chuck Zlotnick. ©Marvel Studios 2021. All Rights Reserved.

Dennoch lässt sich eine Figur wie Loki nicht ohne weiteres brechen. Gerade auf Druck von Außen reagiert er als geborener Widersacher auch mit ebenso starkem Widerstand, auch wenn schnell klar wird, dass er sehr schlechte Karten hat, denn die TVA ist nicht nur extrem mächtig, sondern weiß auch genau, mit wem sie es zu tun hat. Hier tritt auch die wohl wichtigste Zutat der Show auf den Plan: Owen Wilson. Einen Preis wird er mit seiner Verköperung des TVA-Analysten Mobius vielleicht nicht gewinnen aber sein Charme sorgt dafür, dass die Szenen zwischen ihm und Loki eine Leichtigkeit haben, die die Sendung dringend braucht. Während die TVA alles über Lokis Taten weiß, fehlt Mobius ein besserer Einblick in das Innenleben von Odins Adoptivsohn und das erhofft er sich durch die, an Therapiesitzungen erinnernde Gespräche, anzueignen. Dabei wirkt er stets authentisch interessiert und empathisch. Ein anderer Darsteller hätte hier womöglich offen oder verdeckt bedrohlich gewirkt aber sobald Owen Wilson im Bild ist, möchte man mit ihm Zeit verbringen und glaubt auch nicht, dass er eine verborgene Agenda hat.

Dabei ist Mobius alles andere als entspannt, er konfrontiert Loki konsequent mit Kritik und lässt sich von dessen rhetorischen Fähigkeiten nicht beeindrucken. Er reagiert auf Lokis Lügen mit der von der TVA aufgezeichneten Realität und stellt ihm introspektive Fragen um den charakterlichen Kern des Halbgottes offenzulegen. Drohungen von Seiten seines unfreiwilligen Agenten kontert Mobius mit präzisen Vorhersagen zu Lokis Plänen und intelligenten Gegenfragen, die Loki ungewohnt konstant Schach matt setzen. Dass im Zuge dieser Auseinandersetzung auch Geschehnisse, die zwar dem Zuschauer bekannt, diesem Loki aber neu sind, gezeigt werden, ist so notwendig wie gut gemacht. Tom Hiddleston hat nicht nur sichtlichen Spaß daran, den arroganten, machthungrigen Loki wiederzubeleben sondern ist auch extrem gut darin, minutiös auf die Momente der „Sacred Timeline“ zu reagieren, die wir ihm voraus sind. Hier musste man mit sehr viel Feingefühl vorgehen, damit aus Loki nicht zeitweise ein Reaction-Video zu den Avengers-Filmen wird.

Es ist kein Wunder, dass in der ersten Folge noch nicht viel passiert, die notwendige Exposition ist jedoch gekonnt verpackt und nur ab und an kurz davor nervig zu werden. Hiddelston und Wilson spielen so unterschiedlich aber faszinierend, dass man auch damit einverstanden wäre, wenn die beiden eine Stunde eingesperrt im gleichen Raum wären aber Loki möchte fliehen und Mobius möchte Antworten – sie sind also Protagonisten für die Autoren sehr dankbar sein können.
In Folge zwei nimmt das Schiff an Fahrt auf und es wird endgültig klar, was die Aufgabe sein wird, für die man Loki in der TVA beschäftigen möchte – findige MCU-Fans werden es aber bereits vermutet haben.

Fazit

Man hat mittlerweile einfach Angst, dass irgendwann der Tag kommt, an dem Marvel Mist baut. Noch ist diese Zeit aber nicht gekommen. Obwohl man hier das unwahrscheinliche Experiment wagt, eine eigentlich verstorbene Figur als eine Variante ihrer selbst zur neuen Hauptfigur zu machen, bleibt die Erzählung elegant und unterhaltsam. Besetzung und Produktion sind gewohnt hochwertig. Folge 1 ist aus offensichtlichen Gründen noch sehr stark an den MCU-Kanon gebunden und verweist gezwungenermaßen häufig darauf, während spätestens Ausgabe zwei auf eigenen Beinen steht. Ähnlich wie die vermutlich ab August auf Disney+ laufende Produktion What If…? hat Loki die Freiheit, Dinge zu zeigen, die so nicht in der Hauptzeitlinie Verwendung finden, was sowohl Optionen für sehr viel Spaß und auch wirklich coole Momente hat. Bisher wird das noch nur im Kleinen genutzt aber das ist vermutlich auch die richtige Dosierung, denn auch hier liegt ein klarer Fall von „Comics!“ vor. Dass man außerdem die Gelegenheit nutzt, Lokis Vergangenheit ein wenig auszukleiden ist insbesondere in dieser Art und Weise extrem unterhaltsam.

Loki ist witzig, charmant, zuweilen düster und das gleiche gilt für Loki. Figur und Serie kann ich somit nur eine Empfehlung aussprechen, alles andere wäre gelogen. Einsteiger gucken vorher alle Marvel-Filme mit Thor und Liebhaber haben einfach Spaß – auch mit Loki.

„Loki“ ist ab dem 9. Juni vermutlich 9 Uhr morgens deutscher Zeit auf Disney+ verfügbar und erscheint dann jeden Mittwoch. Das hätte Odin gefallen.

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Hätte es Disney+ schon 2014 gegeben, wäre Loki vermutlich die erste Serie gewesen, die man an den Start geschickt hätte, um das Marvel Cinematic Universe in TV-Form kanonisch weiterzuerzählen. Dank der magnetischen Ausstrahlung von Tom Hiddleston hatte sich das asgardische Adelsadoptivkind Loki so sehr in die Herzen der Fans geschlichen, dass er für viele das Beste an den Thor-Filmen war – bis Taika Waititi im dritten Soloabenteuer des Hammer schwingenden Helden kreativ frei drehte und dem gesamten MCU eine Frischzellenkur verpasste.

Doch auch hier war Loki ein wichtiger und spannender Teil des Films. Das ungleiche Brüdergespann raufte sich endlich zusammen ohne dabei ihre Charaktereigenschaften zu verlieren. Für einen kurzen aber wunderbaren Moment wurden die Zuschauer Zeugen von Thor und Loki als Duo mit Buddycop-Dynamik. Mit dem Ende von Ragnarök war allerdings auch die Figur Loki nahezu auserzählt, was im Anfang von „Avengers: Infinity War“ zusätzlich unterstrichen wurde. Doch jetzt ist er zurück. Allerdings nicht der erwachsenere, geläuterte Loki. Sondern der machthungrige Bad Boy „Burdended with glorious purpose“ Loki. Ich durfte zwei Folgen vorab sehen und nach dem Klick gehts weiter.

Es gibt eine Redensart, bestehend aus einem einzigen Wort und wenn man sie benutzt, muss man eigentlich die Hände in die Luft heben und die Finger leicht schütteln. Sie lautet: „Comics!“

„Comics!“ wird immer dann benutzt, wenn eine Comic-Adaption erzählerische Eskapaden aufweist, für die das Ursprungsmedium, insbesondere im Superheldengenre, bekannt ist. Insbesondere dann, wenn man sich entweder aus einer selbst geschaffenen Plotsackgasse mit genretypischen Plotdevices heraussprengt: „Time Travel!“ (insert Professor Hulk-GIF here), Klone, alternative Realitäten, MacGuffins die plötzlich doch die Story beeinflussen und womöglich die empfundene Glaubwürdigkeit der Geschichte aufs Spiel setzen, womit man immer auch einen Teil des Publikums verlieren könnte. Natürlich ist das Publikum von Filmen, in denen Supersoldaten, gammaverstrahlte Wutmonster, Alien-Götter, Tech-Genies in Kampfanzügen und Spione nebeneinander kämpfen sehr tolerant aber man muss nicht mehr als einen „Resident Evil“-Film gesehen haben, um die Risiken narrativer Narretei dieses Stils zu kennen. Gleichzeitig gehört es aber auch zum Spaß dazu. „Comics!“ funktioniert für Comic-Adaptionen ein bisschen wie Salz im Rahmen einer ausgeglichenen Ernährung.

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Als Produktionshaus einiger der erfolgreichsten Filme aller Zeiten ist Marvel klar, dass sie nicht ausschließlich Serien produzieren dürfen, die nur für ihre Hardcorefans funktionieren. Insofern war es eine überraschende aber beeindruckende Entscheidung mit Wandavision den Einstand bei Disney+ zu feiern – einem Liebesbrief an das Medium Fernsehen aber auch einer Produktion, die für viele kryptisch und nur schwer nachvollziehbar war. Jedenfalls bis circa zur Hälfte der Staffel.

Die erste Folge von Loki wirkt redlich bemüht ihre vielen Aufgaben unter einen Hut zu bringen. „Aber was sollen die denn sein, außer unterhalten?“ gute Frage, Ted. Schauen wir mal: Wie jede Serie, muss auch „Loki“ seine Zuschauer:innen „abholen“. Diese furchtbare Regionalberichterstattungsphrase beschreibt immer noch am besten, was es bedeutet, eine Verbindung zum Publikum aufzubauen. Niemand kann mit Sicherheit sagen, welche Vorkenntnisse über das MCU, Genrekonventionen oder die Figur Loki beim Publikum vorliegen. Darüber hinaus: wie viel Wille, Kompetenz und Kapazität besteht überhaupt mitzudenken? Hier nur eine Auswahl an „dummen Fragen“, die man beantworten muss, wenn man „Loki“ schreibt:

„Hä, der ist doch tot?“
„Hä, wie ist das jetzt mit den Zeitreisen?“
„Hä, wieso benimmt der sich wie vor 9 Jahren?“
„Hä, ist jetzt alles anders?“

Und ja, es ist völlig in Ordnung, wenn man diese Fragen stellt. Man kann von uns nicht erwarten, immer alle diese Entwicklungen auf dem Schirm zu haben. Zudem sind wir es aus dem Alltag nicht gerade gewohnt, mit identischen Doppelgängern klarzukommen, die nicht zu den emotionalen Erinnerungen passen, die wir mit ihrer anderen Version verbinden.

Agent Exposition

Loki beginnt dort, wo wir diesen Loki zuletzt gesehen haben: In der abweichenden Zeitlinie, die entstand als er den Tesseract in Infinity War in seine Finger bekam und ihn benutzte, um sich aus der Gefangenschaft der Avengers wegzuteleportieren. Damit gerät er in das Visier der Time Variant Authority, kurz TVA. Diese wurde von den Time Keepers erschaffen, um die „Sacred Timeline“ zu sichern, jegliche davon abweichende Varianten werden von deren Agenten und Analysten aufgespürt und in die Zentrale der TVA gebracht und dort… nun, in der Regel einfach aus der Realität „entfernt“. Falls das zu kompliziert war: gar kein Problem, das wird in den ersten Folgen ungefähr drei mal erklärt. Zweimal der Hauptfigur und dann noch mal von der Hauptfigur selbst, um zu zeigen, dass Loki es verstanden hat. Dass dieser zunächst einen kafkaesken Bürokratiealbtraum durchleben muss, ist nicht nur so absurd komisch wie man es erwarten würde, sondern reduziert den Möchtegernkönig aus Asgard auch auf den Status eines machtlosen Spielballs der TVA. Ein heftiger Abstieg für jemanden, der gerade noch Anführer einer Invasionsarmee mit dem Ziel der Unterwerfung der Erde war.

Als Vorlage dieser Szenen mag die Konfrontation von Doctor Strange mit Loki gedient haben: auch hier war Loki ungewohnt machtlos. Dieses Mal bleibt es allerdings nicht bei einer einzigen Schikane: die TVA hält direkt mehrere Stationen der Submission für den Gott des Schabernacks (Mischief übersetzen ist wirklich so eine Sache. Und ja, ich beziehe mich ausschließlich auf den MCU-Loki) bereit. Im Rahmen dieser Demigott-Demontage wird Loki wie zuvor sein Bruder in „Thor -Ragnarök“ auch einem kleinen Umstiling unterworfen. Dass man Tom Hiddleston hier innerhalb von Sekunden oben ohne zeigt um ihm dann ein Halsband umzulegen, wird vermutlich nicht nur bei mir die Reaktion „Oha, die Fanfiction wird schon geschrieben.“ zur Folge haben. Um die Unterwerfung perfekt zu machen wird das Halsband natürlich auch dazu genutzt, den untriebigen Gefangenen unter Kontrolle zu bringen.

(L-R): (Mobius) Owen Wilson and Loki (Tom Hiddleston) in Marvel Studios‘ LOKI exclusively on Disney+. Photo by Chuck Zlotnick. ©Marvel Studios 2021. All Rights Reserved.

Dennoch lässt sich eine Figur wie Loki nicht ohne weiteres brechen. Gerade auf Druck von Außen reagiert er als geborener Widersacher auch mit ebenso starkem Widerstand, auch wenn schnell klar wird, dass er sehr schlechte Karten hat, denn die TVA ist nicht nur extrem mächtig, sondern weiß auch genau, mit wem sie es zu tun hat. Hier tritt auch die wohl wichtigste Zutat der Show auf den Plan: Owen Wilson. Einen Preis wird er mit seiner Verköperung des TVA-Analysten Mobius vielleicht nicht gewinnen aber sein Charme sorgt dafür, dass die Szenen zwischen ihm und Loki eine Leichtigkeit haben, die die Sendung dringend braucht. Während die TVA alles über Lokis Taten weiß, fehlt Mobius ein besserer Einblick in das Innenleben von Odins Adoptivsohn und das erhofft er sich durch die, an Therapiesitzungen erinnernde Gespräche, anzueignen. Dabei wirkt er stets authentisch interessiert und empathisch. Ein anderer Darsteller hätte hier womöglich offen oder verdeckt bedrohlich gewirkt aber sobald Owen Wilson im Bild ist, möchte man mit ihm Zeit verbringen und glaubt auch nicht, dass er eine verborgene Agenda hat.

Dabei ist Mobius alles andere als entspannt, er konfrontiert Loki konsequent mit Kritik und lässt sich von dessen rhetorischen Fähigkeiten nicht beeindrucken. Er reagiert auf Lokis Lügen mit der von der TVA aufgezeichneten Realität und stellt ihm introspektive Fragen um den charakterlichen Kern des Halbgottes offenzulegen. Drohungen von Seiten seines unfreiwilligen Agenten kontert Mobius mit präzisen Vorhersagen zu Lokis Plänen und intelligenten Gegenfragen, die Loki ungewohnt konstant Schach matt setzen. Dass im Zuge dieser Auseinandersetzung auch Geschehnisse, die zwar dem Zuschauer bekannt, diesem Loki aber neu sind, gezeigt werden, ist so notwendig wie gut gemacht. Tom Hiddleston hat nicht nur sichtlichen Spaß daran, den arroganten, machthungrigen Loki wiederzubeleben sondern ist auch extrem gut darin, minutiös auf die Momente der „Sacred Timeline“ zu reagieren, die wir ihm voraus sind. Hier musste man mit sehr viel Feingefühl vorgehen, damit aus Loki nicht zeitweise ein Reaction-Video zu den Avengers-Filmen wird.

Es ist kein Wunder, dass in der ersten Folge noch nicht viel passiert, die notwendige Exposition ist jedoch gekonnt verpackt und nur ab und an kurz davor nervig zu werden. Hiddelston und Wilson spielen so unterschiedlich aber faszinierend, dass man auch damit einverstanden wäre, wenn die beiden eine Stunde eingesperrt im gleichen Raum wären aber Loki möchte fliehen und Mobius möchte Antworten – sie sind also Protagonisten für die Autoren sehr dankbar sein können.
In Folge zwei nimmt das Schiff an Fahrt auf und es wird endgültig klar, was die Aufgabe sein wird, für die man Loki in der TVA beschäftigen möchte – findige MCU-Fans werden es aber bereits vermutet haben.

Fazit

Man hat mittlerweile einfach Angst, dass irgendwann der Tag kommt, an dem Marvel Mist baut. Noch ist diese Zeit aber nicht gekommen. Obwohl man hier das unwahrscheinliche Experiment wagt, eine eigentlich verstorbene Figur als eine Variante ihrer selbst zur neuen Hauptfigur zu machen, bleibt die Erzählung elegant und unterhaltsam. Besetzung und Produktion sind gewohnt hochwertig. Folge 1 ist aus offensichtlichen Gründen noch sehr stark an den MCU-Kanon gebunden und verweist gezwungenermaßen häufig darauf, während spätestens Ausgabe zwei auf eigenen Beinen steht. Ähnlich wie die vermutlich ab August auf Disney+ laufende Produktion What If…? hat Loki die Freiheit, Dinge zu zeigen, die so nicht in der Hauptzeitlinie Verwendung finden, was sowohl Optionen für sehr viel Spaß und auch wirklich coole Momente hat. Bisher wird das noch nur im Kleinen genutzt aber das ist vermutlich auch die richtige Dosierung, denn auch hier liegt ein klarer Fall von „Comics!“ vor. Dass man außerdem die Gelegenheit nutzt, Lokis Vergangenheit ein wenig auszukleiden ist insbesondere in dieser Art und Weise extrem unterhaltsam.

Loki ist witzig, charmant, zuweilen düster und das gleiche gilt für Loki. Figur und Serie kann ich somit nur eine Empfehlung aussprechen, alles andere wäre gelogen. Einsteiger gucken vorher alle Marvel-Filme mit Thor und Liebhaber haben einfach Spaß – auch mit Loki.

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