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"Star Wars - The Rise of Skywalker" - der diplomatischste Film des Jahres

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(99% Spoilerfrei)

(V.l.nr.: Chewbacca (Joonas Suotamo), BB-8, D-O, Rey (Daisy Ridley), Poe Dameron (Oscar Isaac) und Finn (John Boyega) in STAR WARS: THE RISE OF SKYWALKER (The Walt Disney Company Germany)

„Endlich ist es wieder soweit!“
Mit diesem Satz begann einer meiner ältesten Kollegen und Freunde übertrieben oft seine Texte. Sobald man eine übertrieben häufige Nutzung von Floskeln feststellt, geht man dagegen vor. Insbesondere, wenn häufige Verwendung ihrem Inhalt widerspricht.
Seit 2015 ist es jedes Jahr (endlich!) wieder so weit und wir können jedes Jahr einen weiteren Film aus dem „Star Wars“-Universum in unseren Kinos begrüßen. Der Unterhaltungsgigant Disney gönnte sich das von Star-Wars-Erfinder George Lucas gegründete Filmstudio Lucasfilm für schlanke 4 Milliarden US Dollar. Heute erscheint dieser Schritt mehr als logisch. Weitere Käufe wie die von Marvel und Fox bestückten den Munitionsvorrat des Medienimperiums, das kurz darauf seine Kriegspläne veröffentlichte: Mit dem Streamingdienst Disney+ erst mal den ganzen Markt aufmischen und die Konkurrenz an die Wand drücken.
Neben derartig wirtschaftlichen Plänen musste aber auch die Produktion und Erweiterung des „Star Wars“-Universums vorangetrieben werden. Objektiv und abseits filmanalytischer oder interpretatorischer Ansätze hat Lucasfilm seit 2015 enormes geleistet: Die Fortsetzung und Modernisierung einer Geschichte aus dem Jahr 1977, die Erweiterung der Filmreihe um Einzelfilme, die das Universum auch neben der Hauptgeschichte cineastisch ausgestalten. Ebenfalls objektiv muss man allerdings anmerken, dass jeder einzelne Film hinter den Erwartungen zurück blieb, nicht etwa weil jeder einzelne zu wenig Geld eingespielt hätte oder eine derart niedrige Qualität vorgewiesen hätte, dass man sich Gedanken über ein Einstampfen des Franchises machen müsste.
Nein, das Problem ist ein anderes. Eine tückische Mischung aus Anspruchsdenken, nostalgischer Verblendung, einem Blockbusterüberangebot und der paradoxen Erwartung, genau die gleiche Unterhaltung aber anders und besser geliefert zu bekommen, lassen jegliche Debatten über die Qualität eines Filmes sterben. Meinungen über die Qualität eines Filmes (oder den Geschmack eines Essens) sind erst einmal alle korrekt, selbst wenn sie sich widersprechen. Es geht schließlich um persönliche Vorlieben, nicht um Analysen, Interpretationen (die bei Kunst diametral entgegengesetzt und trotzdem gleichwertig nachvollziehbar sein können) oder Fakten.

Wir packen wieder die Theorie aus

Man denke nur an die valide Kritik an „Schindlers Liste“, die von Terry Gilliam mit Verweis auf Stanley Kubrik formuliert wird. Sie lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Da der Holocaust eine Niederlage der menschlichen Gesamtgesellschaft war und „Schindlers Liste“ die Erfolgsgeschichte eines Mannes erzählt, scheitert der Film am eigenen Thema. Auf der anderen Seite kann man argumentieren, dass Spielberg aufzeigt, dass es auch in unseren düstersten Zeiten Hoffnung und Menschlichkeit gab und der Film seine Geschichte auf handwerklicher, künstlerischer und gestalterischer Ebene hervorragend erzählt. Sowohl Gilliams Kritik, als auch die genannten, positiven Aspekte sind schlüssig – und widersprechen sich gegenseitig nicht. Sie können gleichzeitig, ja sogar in der gleichen Filmbesprechung existieren. Die Frage „ja aber ist es denn jetzt ein guter Film?“ ist so eindimensional wie persönlich.
Was einen guten Film ausmacht, ist schon so unfassbar strittig und individuell verschieden, es füllt Bücherwände. Was aber einen guten „Star Wars“-Film ausmacht, füllt Festplatten. Oft sind die Fragen „Was macht dieser Film mit mir? Was fühle ich? Wie reagiere ich darauf?“ zielführender als der Versuch simplistische Zahlenwertungen oder Ein-Wort-Urteile zu fällen. Aber eine komplexe Emotionslandschaft erwartet man letztlich auch nicht von einem „Star Wars“-Film. „Wie fühlt sich ein ‚Star Wars‘-Film für dich an? Was muss er sein?“ Auch hier könnte die Antwort immer „gut“ lauten.
Wenn aber die Vorstellungen in den Köpfen und Herzen zu konkret werden, beginnen die Probleme. Keine Idealvorstellung eines „Star Wars“-Fans deckt sich mit der anderen. „Gut“ soll es ein und wenn es nicht gefällt, finden sich schon Dinge, die dann störend waren.

It’s a Star Wars thing… you wouldn’t understand.

Wer sich das Feld der Meinungen zur neuen Trilogie anschaut, findet dort alles vor. Enttäuschte Fans, für die der Zauber der Filme endgültig verloren gegangen ist – vielleicht weil „The Force Awakens“ zu wenig Neues brachte, vielleicht weil „The Last Jedi“ jede an ihn gestellte Erwartung gekonnt unterlief, vielleicht weil man nicht versteht, dass die niedlichen Porgs nur die logische Fortführung der Ewoks sind und das Unvermögen, sich mit einer weiblichen Hauptfigur zu identifizieren mehr über den Zuschauer als über den Film aussagt.

Vielleicht auch, weil man nicht akzeptieren kann, dass „die Macht“ in „Star Wars“ anders funktioniert, als man es sich selbst zusammengereimt hat – und dabei ignoriert, dass auch unter Lucas je nach Belieben neue Machtfertigkeiten dazu kamen, wenn der Plot oder eine visuelle Idee es verlangten.
Gefangen zwischen Erzähltradition, sich widersprechenden Fanerwartungen und dem Problem, dass ein Multimillionendollarfilm vor allem Geld einspielen muss, findet sich „The Rise of Skywalker“ wieder. eine Zwickmühle, die durch Rian Johnsons Vorliebe für den Antiklimax verstärkt wird – zuweilen fühlt es sich so an, als habe Abrams in „The Force Awakens“ ein Disney-Schloss aufgebaut, nur damit Johnson die Bausteine des Schlosses zum Bau einer Pyramide nebst Burggraben und Folterkammer nutzen konnte. Jetzt muss Abrams den Umbau erneut elegant hinbekommen – während eine globale Bevölkerung aus Back Seat Filming betreibenden Fans zuschaut. (Hier fasse ich mir auch selbst an die Nase.)

Jetzt gehts wirklich um den Film!

Das Resultat ist eine Meisterleistung der Diplomatie und des Kompromisses. Aussagen aus „The Last Jedi“ werden einfach aber glaubwürdig widerlegt (#Retcon), ohne die Metaebene von Rian Johnsons Film zu verneinen. Die Atmosphäre eines nahezu hoffnungslosen, korrputen Universums weicht einer märchenhafteren Variante in der sich unsere Helden teilweise auf einer, von „Indiana Jones“ inspirierten Schnitzeljagd befinden. Ganz nebenbei muss aber weiterhin ein Krieg geführt und Zwischenmenschliches geklärt werden. Bereits nachdem der obligatorische „Star Wars“-Schriftzug im All verschwindet, legt „The Rise of Skywalker“ ein enormes Tempo vor und erledigt wie im Vorbeigehen wichtige Charaktermomente und legt Details für den weiteren Verlauf der Geschichte an.
Die leider vor den Dreharbeiten verstorbene Carrie Fisher ist in ihrer Rolle als General Leia (Skywalker, Organa, Solo (?)) Skywalker überraschend präsent. Auf dem einen oder anderen Weg schleichen sich unzählige Figuren anderer Geschichten aus dem „Star Wars“-Universum in den Abschluss der Skywalker-Saga und auf eine überraschende Art und Weise hat auch „The Rise of Skywalker“ nun ein Äquivalent zu den Stan-Lee-Cameos von Marvel.
Ohnehin gab es wohl noch keinen Teil der „Star Wars“-Saga, der sich so leicht mit anderen Blockbustern vergleichen ließe. So werden in verschiedenen Einstellungen Erinnerungen an „Lord of the Rings“ und „Avengers: Endgame“ wach – zwei Filmuniversen die ihrerseits „Star Wars“ nicht nur enorm viel verdanken, sondern im Falle von Marvel auch direkt und indirekt Bezug darauf nehmen. (Tolkiens Roman ist darüber hinaus auch ein recht eindeutiger Großonkel von „Star Wars“ – so schließt sich der Kreis.)
Allen, die nicht bereits mit verschränkten Armen und gesenkten Köpfen ins Kino gehen, sondern dem Film eine echte Chance geben, bietet der Film genügend Schauwerte, Humor, Abenteuer und Emotion um zu begeistern. Trotz aller angesprochenen Diplomatie gibt es natürlich noch genügend potentielle Reibefläche, die zynische Interpretation von Kompromiss lautet schließlich immer noch: Kein Zuschauer bekommt das, was die Person sich gewünscht hat.
Wer einen emotionalen, soliden Abschluss für das Schicksal der Jedi-Famile Skywalker und dem Konflikt zwischen Imperium und Rebellion sucht, wird in Episode 9 fündig. Ruft der Film bei jedem Zuschauer die gleichen Emotionen hervor? Nein. Wie könnte er?
Bei mir allerdings funktioniert die Zuspitzung des Kampfes Gut gegen Böse in ihrer konzentriertesten Form. Der Stimmungswechsel von „The Last Jedi“ zu „The Rise of Skywalker“ wirkt durch die Darsteller und ihre Figuren authentisch und durch die Themen des Films logisch: Während es in „The Last Jedi“ um das Scheitern und das Lernen aus Fehlern ging, dreht sich in „The Rise of Skywalker“ alles um Familie, Identitätsfindung, Hoffnung, Tradition und Läuterung. Weniger Kopf, mehr Herz.

…and now: on with the show

Auch wenn „The Last Jedi“ für einige auf ewig ein Fremdkörper im Geflecht der „Star Wars“-Filme bleiben wird, glaube ich, dass es vielleicht keinen wichtigeren Film in dieser Trilogie gegeben hat. Ein Film der Fragen stellt, Zuschauer fordert und auch das Gewohnte riskiert. Dass man zum Abschluss der Saga wieder in versöhnlichere Gefilde zurückkehrt, sollte man demnach vielleicht nicht als Entschuldigung ansehen sondern vielmehr als eine verdiente Belohnung am Ende der Mühen.
Wovon sich „Star Wars“ als Ganzes hoffentlich verabschiedet, ist der Wunsch nach dem beständigen Event. Wer das Besondere liefern will, darf nicht riskieren, dass aus „endlich ist es wieder soweit!“ ein „schon wieder“ wird. Dies kann man allerdings nur erreichen, wenn man die Schlagzahl der Veröffentlichungen absenkt, die Formel verändert oder die Qualität erhöht. Letzteres ist ein illusorisches Ziel wenn man weiterhin regelmäßig neue Geschichten veröffentlichen möchte. Qualität ist nahezu undefinierbar und subjektiv. Die Formel muss dran glauben, denn im großen „Star Wars“-Universum ist Platz für zahllose Geschichten unterschiedlichster Prägung.

Spendiert mir gerne eine Tasse Tee auf Ko-fi – müsst Ihr aber nicht.
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(V.l.nr.: Chewbacca (Joonas Suotamo), BB-8, D-O, Rey (Daisy Ridley), Poe Dameron (Oscar Isaac) und Finn (John Boyega) in STAR WARS: THE RISE OF SKYWALKER (The Walt Disney Company Germany)

„Endlich ist es wieder soweit!“
Mit diesem Satz begann einer meiner ältesten Kollegen und Freunde übertrieben oft seine Texte. Sobald man eine übertrieben häufige Nutzung von Floskeln feststellt, geht man dagegen vor. Insbesondere, wenn häufige Verwendung ihrem Inhalt widerspricht.
Seit 2015 ist es jedes Jahr (endlich!) wieder so weit und wir können jedes Jahr einen weiteren Film aus dem „Star Wars“-Universum in unseren Kinos begrüßen. Der Unterhaltungsgigant Disney gönnte sich das von Star-Wars-Erfinder George Lucas gegründete Filmstudio Lucasfilm für schlanke 4 Milliarden US Dollar. Heute erscheint dieser Schritt mehr als logisch. Weitere Käufe wie die von Marvel und Fox bestückten den Munitionsvorrat des Medienimperiums, das kurz darauf seine Kriegspläne veröffentlichte: Mit dem Streamingdienst Disney+ erst mal den ganzen Markt aufmischen und die Konkurrenz an die Wand drücken.
Neben derartig wirtschaftlichen Plänen musste aber auch die Produktion und Erweiterung des „Star Wars“-Universums vorangetrieben werden. Objektiv und abseits filmanalytischer oder interpretatorischer Ansätze hat Lucasfilm seit 2015 enormes geleistet: Die Fortsetzung und Modernisierung einer Geschichte aus dem Jahr 1977, die Erweiterung der Filmreihe um Einzelfilme, die das Universum auch neben der Hauptgeschichte cineastisch ausgestalten. Ebenfalls objektiv muss man allerdings anmerken, dass jeder einzelne Film hinter den Erwartungen zurück blieb, nicht etwa weil jeder einzelne zu wenig Geld eingespielt hätte oder eine derart niedrige Qualität vorgewiesen hätte, dass man sich Gedanken über ein Einstampfen des Franchises machen müsste.
Nein, das Problem ist ein anderes. Eine tückische Mischung aus Anspruchsdenken, nostalgischer Verblendung, einem Blockbusterüberangebot und der paradoxen Erwartung, genau die gleiche Unterhaltung aber anders und besser geliefert zu bekommen, lassen jegliche Debatten über die Qualität eines Filmes sterben. Meinungen über die Qualität eines Filmes (oder den Geschmack eines Essens) sind erst einmal alle korrekt, selbst wenn sie sich widersprechen. Es geht schließlich um persönliche Vorlieben, nicht um Analysen, Interpretationen (die bei Kunst diametral entgegengesetzt und trotzdem gleichwertig nachvollziehbar sein können) oder Fakten.

Wir packen wieder die Theorie aus

Man denke nur an die valide Kritik an „Schindlers Liste“, die von Terry Gilliam mit Verweis auf Stanley Kubrik formuliert wird. Sie lässt sich folgendermaßen zusammenfassen: Da der Holocaust eine Niederlage der menschlichen Gesamtgesellschaft war und „Schindlers Liste“ die Erfolgsgeschichte eines Mannes erzählt, scheitert der Film am eigenen Thema. Auf der anderen Seite kann man argumentieren, dass Spielberg aufzeigt, dass es auch in unseren düstersten Zeiten Hoffnung und Menschlichkeit gab und der Film seine Geschichte auf handwerklicher, künstlerischer und gestalterischer Ebene hervorragend erzählt. Sowohl Gilliams Kritik, als auch die genannten, positiven Aspekte sind schlüssig – und widersprechen sich gegenseitig nicht. Sie können gleichzeitig, ja sogar in der gleichen Filmbesprechung existieren. Die Frage „ja aber ist es denn jetzt ein guter Film?“ ist so eindimensional wie persönlich.
Was einen guten Film ausmacht, ist schon so unfassbar strittig und individuell verschieden, es füllt Bücherwände. Was aber einen guten „Star Wars“-Film ausmacht, füllt Festplatten. Oft sind die Fragen „Was macht dieser Film mit mir? Was fühle ich? Wie reagiere ich darauf?“ zielführender als der Versuch simplistische Zahlenwertungen oder Ein-Wort-Urteile zu fällen. Aber eine komplexe Emotionslandschaft erwartet man letztlich auch nicht von einem „Star Wars“-Film. „Wie fühlt sich ein ‚Star Wars‘-Film für dich an? Was muss er sein?“ Auch hier könnte die Antwort immer „gut“ lauten.
Wenn aber die Vorstellungen in den Köpfen und Herzen zu konkret werden, beginnen die Probleme. Keine Idealvorstellung eines „Star Wars“-Fans deckt sich mit der anderen. „Gut“ soll es ein und wenn es nicht gefällt, finden sich schon Dinge, die dann störend waren.

It’s a Star Wars thing… you wouldn’t understand.

Wer sich das Feld der Meinungen zur neuen Trilogie anschaut, findet dort alles vor. Enttäuschte Fans, für die der Zauber der Filme endgültig verloren gegangen ist – vielleicht weil „The Force Awakens“ zu wenig Neues brachte, vielleicht weil „The Last Jedi“ jede an ihn gestellte Erwartung gekonnt unterlief, vielleicht weil man nicht versteht, dass die niedlichen Porgs nur die logische Fortführung der Ewoks sind und das Unvermögen, sich mit einer weiblichen Hauptfigur zu identifizieren mehr über den Zuschauer als über den Film aussagt.

Vielleicht auch, weil man nicht akzeptieren kann, dass „die Macht“ in „Star Wars“ anders funktioniert, als man es sich selbst zusammengereimt hat – und dabei ignoriert, dass auch unter Lucas je nach Belieben neue Machtfertigkeiten dazu kamen, wenn der Plot oder eine visuelle Idee es verlangten.
Gefangen zwischen Erzähltradition, sich widersprechenden Fanerwartungen und dem Problem, dass ein Multimillionendollarfilm vor allem Geld einspielen muss, findet sich „The Rise of Skywalker“ wieder. eine Zwickmühle, die durch Rian Johnsons Vorliebe für den Antiklimax verstärkt wird – zuweilen fühlt es sich so an, als habe Abrams in „The Force Awakens“ ein Disney-Schloss aufgebaut, nur damit Johnson die Bausteine des Schlosses zum Bau einer Pyramide nebst Burggraben und Folterkammer nutzen konnte. Jetzt muss Abrams den Umbau erneut elegant hinbekommen – während eine globale Bevölkerung aus Back Seat Filming betreibenden Fans zuschaut. (Hier fasse ich mir auch selbst an die Nase.)

Jetzt gehts wirklich um den Film!

Das Resultat ist eine Meisterleistung der Diplomatie und des Kompromisses. Aussagen aus „The Last Jedi“ werden einfach aber glaubwürdig widerlegt (#Retcon), ohne die Metaebene von Rian Johnsons Film zu verneinen. Die Atmosphäre eines nahezu hoffnungslosen, korrputen Universums weicht einer märchenhafteren Variante in der sich unsere Helden teilweise auf einer, von „Indiana Jones“ inspirierten Schnitzeljagd befinden. Ganz nebenbei muss aber weiterhin ein Krieg geführt und Zwischenmenschliches geklärt werden. Bereits nachdem der obligatorische „Star Wars“-Schriftzug im All verschwindet, legt „The Rise of Skywalker“ ein enormes Tempo vor und erledigt wie im Vorbeigehen wichtige Charaktermomente und legt Details für den weiteren Verlauf der Geschichte an.
Die leider vor den Dreharbeiten verstorbene Carrie Fisher ist in ihrer Rolle als General Leia (Skywalker, Organa, Solo (?)) Skywalker überraschend präsent. Auf dem einen oder anderen Weg schleichen sich unzählige Figuren anderer Geschichten aus dem „Star Wars“-Universum in den Abschluss der Skywalker-Saga und auf eine überraschende Art und Weise hat auch „The Rise of Skywalker“ nun ein Äquivalent zu den Stan-Lee-Cameos von Marvel.
Ohnehin gab es wohl noch keinen Teil der „Star Wars“-Saga, der sich so leicht mit anderen Blockbustern vergleichen ließe. So werden in verschiedenen Einstellungen Erinnerungen an „Lord of the Rings“ und „Avengers: Endgame“ wach – zwei Filmuniversen die ihrerseits „Star Wars“ nicht nur enorm viel verdanken, sondern im Falle von Marvel auch direkt und indirekt Bezug darauf nehmen. (Tolkiens Roman ist darüber hinaus auch ein recht eindeutiger Großonkel von „Star Wars“ – so schließt sich der Kreis.)
Allen, die nicht bereits mit verschränkten Armen und gesenkten Köpfen ins Kino gehen, sondern dem Film eine echte Chance geben, bietet der Film genügend Schauwerte, Humor, Abenteuer und Emotion um zu begeistern. Trotz aller angesprochenen Diplomatie gibt es natürlich noch genügend potentielle Reibefläche, die zynische Interpretation von Kompromiss lautet schließlich immer noch: Kein Zuschauer bekommt das, was die Person sich gewünscht hat.
Wer einen emotionalen, soliden Abschluss für das Schicksal der Jedi-Famile Skywalker und dem Konflikt zwischen Imperium und Rebellion sucht, wird in Episode 9 fündig. Ruft der Film bei jedem Zuschauer die gleichen Emotionen hervor? Nein. Wie könnte er?
Bei mir allerdings funktioniert die Zuspitzung des Kampfes Gut gegen Böse in ihrer konzentriertesten Form. Der Stimmungswechsel von „The Last Jedi“ zu „The Rise of Skywalker“ wirkt durch die Darsteller und ihre Figuren authentisch und durch die Themen des Films logisch: Während es in „The Last Jedi“ um das Scheitern und das Lernen aus Fehlern ging, dreht sich in „The Rise of Skywalker“ alles um Familie, Identitätsfindung, Hoffnung, Tradition und Läuterung. Weniger Kopf, mehr Herz.

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Auch wenn „The Last Jedi“ für einige auf ewig ein Fremdkörper im Geflecht der „Star Wars“-Filme bleiben wird, glaube ich, dass es vielleicht keinen wichtigeren Film in dieser Trilogie gegeben hat. Ein Film der Fragen stellt, Zuschauer fordert und auch das Gewohnte riskiert. Dass man zum Abschluss der Saga wieder in versöhnlichere Gefilde zurückkehrt, sollte man demnach vielleicht nicht als Entschuldigung ansehen sondern vielmehr als eine verdiente Belohnung am Ende der Mühen.
Wovon sich „Star Wars“ als Ganzes hoffentlich verabschiedet, ist der Wunsch nach dem beständigen Event. Wer das Besondere liefern will, darf nicht riskieren, dass aus „endlich ist es wieder soweit!“ ein „schon wieder“ wird. Dies kann man allerdings nur erreichen, wenn man die Schlagzahl der Veröffentlichungen absenkt, die Formel verändert oder die Qualität erhöht. Letzteres ist ein illusorisches Ziel wenn man weiterhin regelmäßig neue Geschichten veröffentlichen möchte. Qualität ist nahezu undefinierbar und subjektiv. Die Formel muss dran glauben, denn im großen „Star Wars“-Universum ist Platz für zahllose Geschichten unterschiedlichster Prägung.

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