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Was bringt nachhaltige Geldanlage wirklich? - Teil zwei (#131)

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Woran Du Greenwashing erkennst

Anika ist Fan nachhaltiger Geldanlage, ihr Geld soll etwas Gutes bewirken: Erneuerbare Energien voranbringen oder in Firmen fließen, die sich für Gleichberechtigung stark machen. Doch wir werden die Welt nicht durch unsere Aktieninvestments retten. Denn die Aktien, die wir kaufen, sind bereits am Markt. Es geht dabei nur um den Handel untereinander. Nicht um frisches Geld für die Unternehmen. Deshalb gib es Menschen, die Zweifel, an den Effekten nachhaltiger Geldanlage haben.

Macht nachhaltige Geldanlage denn überhaupt Sinn?

„Ja“, sagt Claudia Müller. Denn viele Vorstände werden auch danach bewertet, wie der Börsenkurs gelaufen ist. Und der Börsenkurs läuft besser, je mehr Leute die Aktien der Firma kaufen. Das heißt, der Vorstand hat auch ein Interesse daran, sich nachhaltiger aufzustellen, wenn mehr Menschen nachhaltige Aktien kaufen. Der Börsenkurs beeinflusst auch den Gesamtwert des Unternehmens. Ein wertvolles Unternehmen kommt beispielsweise leichter an Kredite. Nachhaltige Geldanlage hat daher vielleicht keinen unmittelbaren Effekt, aber einen mittelbaren.

Als Aktionärin kann ich außerdem mein Stimmrecht nutzen. Ich kann eine Rede bei der Aktionärsversammlung halten. Der Vorstand muss zuhören und darauf reagieren. Dieses Recht bekomme ich aber nur, wenn ich Einzelaktien besitze. Bei ETFs gilt das nicht. Fondsgesellschaften von aktiven Fonds gehen aber durchaus mit Unternehmen ins Gespräch und nutzen diesen Hebel für mehr Nachhaltigkeit.

Wann ist ein Fonds nachhaltig?

Immer mal wieder kommt es zu Greenwashing. Ein Fonds wird dann als grün und nachhaltig beworben, investiert aber gar nicht nachhaltig. Ein Beispiel dafür ist der Greenwashing Skandal bei der DWS im vergangenen Jahr. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat Deutschlands größte Fondsgesellschaft DWS, eine Tochter der Deutschen Bank, wegen des Verdachts auf Greenwashing verklagt.

Das Problem bei nachhaltiger Geldanlage: Es gibt keine einheitliche Definition. Eine klarere Eingrenzung hatte sich Anika von der EU-Taxonomie erhofft. Ein von der Europäischen Kommission ausgetüfteltes System, das dafür sorgen soll, private Investitionen, also Dein und mein Geld, in nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten zu lenken, um damit den Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen. Ganz grob umfasst die Taxonomie diese sechs Aspekte:

  • Klimaschutz⁠
  • Anpassung an den Klimawandel⁠
  • Wasserressourcen
  • Kreislaufwirtschaft
  • Umweltschutz
  • Biodiversität⁠

Jedes Unternehmen wird darauf analysiert, ob einen Beitrag zu einem dieser Ziele leistet und nicht gegen diese Ziele arbeitet. Bäume pflanzen reicht also nicht, wenn die Firma dafür die Meere verschmutzt. Es gibt außerdem Mindestkriterien für Arbeitsschutz. Trägt die EU-Taxonomie zu einem Wachstum der nachhaltigen Geldanlage bei?

Gemessen am insgesamt investierten Vermögen bewegen sich nachhaltige Anlagen bislang noch im einstelligen Prozentbereich. Von jedem in Fonds angelegten Euro sind es fast 6,5 Cent (Deutschland, Stand 2021, Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen). Kann die Taxonomie das beschleunigen, denn die schreibt vor, dass Finanzanlagen- und Versicherungsvermittler ihre Kunden bei Anlagegeschäften fragen, ob sie "grün" investieren wollen? Was theoretisch klingt, hat in der Praxis aus verschiedenen Gründen leider kaum Wirkung. Claudia Müller berichtet in der Podcast-Folge von ihren Erfahrungen in der Beratung.

Nachhaltiger ETF oder aktiver Fonds?

ETFs bleiben häufig im hellgrünen Bereich, da das aktive Engagement meist fehlt. Denn Investor*innen kommen nicht mit den Firmen ins Gespräch. Es gibt Themen-ETFs, die dann beispielsweise in erneuerbare Energien investieren. Das Problem dabei: Ein höheres Risiko, da die Geldanlage nicht mehr breit gestreut ist. Für Deine Altersvorsorge setze lieber auf einen breitgestreuten nachhaltigen ETF. Nachhaltige ETFs erkennst Du an den Buchstaben ESG oder SRI.

Falls Du über einen aktiven Fonds nachdenkst, solltest Du wissen, dass diese deutlich teurer sind.

Ein Beispiel:

Ein durchschnittlicher ETF kostet 0,3 Prozent an Gebühren. Ein aktiver Fonds 1,8 Prozent im Schnitt.

Investiere ich 100 Euro pro Monat über 30 Jahre sind das 36.000 Euro. Bei 6 Prozent Rendite ergibt sich ein Unterschied von 20.000 Euro. Bei dem durchschnittlichen ETF sind es mehr als 100.000 Euro, beim aktiven Fonds etwas weniger als 80.000 Euro. Tendenziell sind Fonds bei nachhaltigen Banken sogar noch etwas teurer als in diesem Beispiel. Einen nachhaltigen aktiven Fonds muss man sich also erstmal leisten können.

Wenn Du Dich trotzdem für aktive Fonds interessierst, findest Du gute Informationen beim Forum für nachhaltige Geldanlage und bei Faire Fonds.

Wichtig bei der Fondauswahl: Die Risikostreuung nicht vergessen. Also breit streuen über Branchen und Regionen. Und zu einem ausgewogenen Portfolio gehören neben Aktien auch risikoärmere Anlagen wie Tagegeld und Festgeld.

Wie kannst Du Dein Geld sonst noch nachhaltig investieren?

Wer über nachhaltige Geldanlage nachdenkt, sollte einen viel größeren Hebel nicht außer Acht lassen: den eigenen Konsum. Denn es ist auch relevant, bei welchen Firmen ich meine Lebensmittel, meine Anziehsachen und Elektronikgeräte kaufen. Auch ein Girokonto bei einer nachhaltigen Bank kann sinnvoll sein.

Crowdfunding- und Crowdinvestingprojekte schreiben sich teilweise Nachhaltigkeit aufs Etikett. Dabei finanzieren viele Menschen gemeinsam ein Projekt. Doch Crowdinvesting ist eine riskante Anlageform. Häufig wird eine hohe Rendite versprochen. Diese bringt aber auch ein hohes Risiko mit sich. Unter Umständen verliere ich mein gesamtes investiertes Geld. Für die Altersvorsorge ist ein solches Investment nicht geeignet.

Unser Podcast ist preisgekrönt. Die Jury des Fachmagazins „Wirtschaftsjournalist“ hat uns als Verbraucherjournalistinnen 2020 ausgezeichnet.

Wir freuen uns über Dein Feedback, Shares und Likes oder eine Nachricht über unseren Instagram-Kanal „Auf Geldreise“.

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Wir aktualisieren alle Artikel kontinuierlich für Dich. Falls Du Fragen oder Anmerkungen hast, teil uns diese gerne mit.

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Anika ist Fan nachhaltiger Geldanlage, ihr Geld soll etwas Gutes bewirken: Erneuerbare Energien voranbringen oder in Firmen fließen, die sich für Gleichberechtigung stark machen. Doch wir werden die Welt nicht durch unsere Aktieninvestments retten. Denn die Aktien, die wir kaufen, sind bereits am Markt. Es geht dabei nur um den Handel untereinander. Nicht um frisches Geld für die Unternehmen. Deshalb gib es Menschen, die Zweifel, an den Effekten nachhaltiger Geldanlage haben.

Macht nachhaltige Geldanlage denn überhaupt Sinn?

„Ja“, sagt Claudia Müller. Denn viele Vorstände werden auch danach bewertet, wie der Börsenkurs gelaufen ist. Und der Börsenkurs läuft besser, je mehr Leute die Aktien der Firma kaufen. Das heißt, der Vorstand hat auch ein Interesse daran, sich nachhaltiger aufzustellen, wenn mehr Menschen nachhaltige Aktien kaufen. Der Börsenkurs beeinflusst auch den Gesamtwert des Unternehmens. Ein wertvolles Unternehmen kommt beispielsweise leichter an Kredite. Nachhaltige Geldanlage hat daher vielleicht keinen unmittelbaren Effekt, aber einen mittelbaren.

Als Aktionärin kann ich außerdem mein Stimmrecht nutzen. Ich kann eine Rede bei der Aktionärsversammlung halten. Der Vorstand muss zuhören und darauf reagieren. Dieses Recht bekomme ich aber nur, wenn ich Einzelaktien besitze. Bei ETFs gilt das nicht. Fondsgesellschaften von aktiven Fonds gehen aber durchaus mit Unternehmen ins Gespräch und nutzen diesen Hebel für mehr Nachhaltigkeit.

Wann ist ein Fonds nachhaltig?

Immer mal wieder kommt es zu Greenwashing. Ein Fonds wird dann als grün und nachhaltig beworben, investiert aber gar nicht nachhaltig. Ein Beispiel dafür ist der Greenwashing Skandal bei der DWS im vergangenen Jahr. Die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat Deutschlands größte Fondsgesellschaft DWS, eine Tochter der Deutschen Bank, wegen des Verdachts auf Greenwashing verklagt.

Das Problem bei nachhaltiger Geldanlage: Es gibt keine einheitliche Definition. Eine klarere Eingrenzung hatte sich Anika von der EU-Taxonomie erhofft. Ein von der Europäischen Kommission ausgetüfteltes System, das dafür sorgen soll, private Investitionen, also Dein und mein Geld, in nachhaltige Wirtschaftsaktivitäten zu lenken, um damit den Kampf gegen den Klimawandel zu unterstützen. Ganz grob umfasst die Taxonomie diese sechs Aspekte:

  • Klimaschutz⁠
  • Anpassung an den Klimawandel⁠
  • Wasserressourcen
  • Kreislaufwirtschaft
  • Umweltschutz
  • Biodiversität⁠

Jedes Unternehmen wird darauf analysiert, ob einen Beitrag zu einem dieser Ziele leistet und nicht gegen diese Ziele arbeitet. Bäume pflanzen reicht also nicht, wenn die Firma dafür die Meere verschmutzt. Es gibt außerdem Mindestkriterien für Arbeitsschutz. Trägt die EU-Taxonomie zu einem Wachstum der nachhaltigen Geldanlage bei?

Gemessen am insgesamt investierten Vermögen bewegen sich nachhaltige Anlagen bislang noch im einstelligen Prozentbereich. Von jedem in Fonds angelegten Euro sind es fast 6,5 Cent (Deutschland, Stand 2021, Quelle: Forum Nachhaltige Geldanlagen). Kann die Taxonomie das beschleunigen, denn die schreibt vor, dass Finanzanlagen- und Versicherungsvermittler ihre Kunden bei Anlagegeschäften fragen, ob sie "grün" investieren wollen? Was theoretisch klingt, hat in der Praxis aus verschiedenen Gründen leider kaum Wirkung. Claudia Müller berichtet in der Podcast-Folge von ihren Erfahrungen in der Beratung.

Nachhaltiger ETF oder aktiver Fonds?

ETFs bleiben häufig im hellgrünen Bereich, da das aktive Engagement meist fehlt. Denn Investor*innen kommen nicht mit den Firmen ins Gespräch. Es gibt Themen-ETFs, die dann beispielsweise in erneuerbare Energien investieren. Das Problem dabei: Ein höheres Risiko, da die Geldanlage nicht mehr breit gestreut ist. Für Deine Altersvorsorge setze lieber auf einen breitgestreuten nachhaltigen ETF. Nachhaltige ETFs erkennst Du an den Buchstaben ESG oder SRI.

Falls Du über einen aktiven Fonds nachdenkst, solltest Du wissen, dass diese deutlich teurer sind.

Ein Beispiel:

Ein durchschnittlicher ETF kostet 0,3 Prozent an Gebühren. Ein aktiver Fonds 1,8 Prozent im Schnitt.

Investiere ich 100 Euro pro Monat über 30 Jahre sind das 36.000 Euro. Bei 6 Prozent Rendite ergibt sich ein Unterschied von 20.000 Euro. Bei dem durchschnittlichen ETF sind es mehr als 100.000 Euro, beim aktiven Fonds etwas weniger als 80.000 Euro. Tendenziell sind Fonds bei nachhaltigen Banken sogar noch etwas teurer als in diesem Beispiel. Einen nachhaltigen aktiven Fonds muss man sich also erstmal leisten können.

Wenn Du Dich trotzdem für aktive Fonds interessierst, findest Du gute Informationen beim Forum für nachhaltige Geldanlage und bei Faire Fonds.

Wichtig bei der Fondauswahl: Die Risikostreuung nicht vergessen. Also breit streuen über Branchen und Regionen. Und zu einem ausgewogenen Portfolio gehören neben Aktien auch risikoärmere Anlagen wie Tagegeld und Festgeld.

Wie kannst Du Dein Geld sonst noch nachhaltig investieren?

Wer über nachhaltige Geldanlage nachdenkt, sollte einen viel größeren Hebel nicht außer Acht lassen: den eigenen Konsum. Denn es ist auch relevant, bei welchen Firmen ich meine Lebensmittel, meine Anziehsachen und Elektronikgeräte kaufen. Auch ein Girokonto bei einer nachhaltigen Bank kann sinnvoll sein.

Crowdfunding- und Crowdinvestingprojekte schreiben sich teilweise Nachhaltigkeit aufs Etikett. Dabei finanzieren viele Menschen gemeinsam ein Projekt. Doch Crowdinvesting ist eine riskante Anlageform. Häufig wird eine hohe Rendite versprochen. Diese bringt aber auch ein hohes Risiko mit sich. Unter Umständen verliere ich mein gesamtes investiertes Geld. Für die Altersvorsorge ist ein solches Investment nicht geeignet.

Unser Podcast ist preisgekrönt. Die Jury des Fachmagazins „Wirtschaftsjournalist“ hat uns als Verbraucherjournalistinnen 2020 ausgezeichnet.

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