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Depression und der männliche Suizid

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Heute widme ich mich einem starken Thema im Rahmen meiner Episoden zu ‚Depressionen‘– stark deshalb, weil es ein starkes Tabu gegenüber Männern mit Depressionen gibt und stark auch deshalb, weil alles, was ich dazu herausgefunden habe, mich wirklich stark bewegt hat.

Vielleicht fragt ihr euch: Wieso nenne ich diese Episode ‚der männliche Suizid‘? Das möchte ich gleich mal am Anfang erklären.

Aufruf zur männlichen Emanzipation gegenüber einem gesellschaftlichem Tabu.

Heute widme ich mich einem starken Thema im Rahmen meiner Episoden zu ‚Depressionen‘– stark deshalb, weil es ein starkes Tabu gegenüber Männern mit Depressionen gibt und stark auch deshalb, weil alles, was ich dazu herausgefunden habe, mich wirklich stark bewegt hat.

Vielleicht fragt ihr euch: Wieso nenne ich diese Episode ‚der männliche Suizid‘? Das möchte ich gleich mal am Anfang erklären.

Du möchtest diesen Artikel lieber hören? Dann kannst du das hier gerne tun:

https://vtqovv.podcaster.de/download/Depression_und_der_maennliche_Suizid.mp3

Psychisches Leiden bei Männern ist immer noch ein großes Tabu. Wie komme ich zu der Überzeugung? Das kann man nachlesen: Die Deutschen Krankenkassen veröffentlichen alljährlich (kostenlos und für jedermann zugänglich) s.g. Gesundheitsreports. Darin steht unter anderem, woran die Kassenpatienten leiden, was von Ärzten diagnostiziert wird und auch, welche Unterschiede es zwischen Männern und Frauen gibt.

Krankschreibungen auf Grund von Depressionen, haben in den vergangenen Jahren kontinulierlich zugenommen. Das ist so weit nichts Neues, das liest oder hört man auch immer mal wieder in den Medien. Deutlich hervorgehoben wurde in dem von der DAK herausgegebenen Gesundheitsreport 2015, dass mehr Frauen Depression diagnostiziert bekommen als Männer. Die Verteilung liegt bei ungefähr 2/3 zu 1/3.

Während Frauen also eher Depressionen diagnostiert bekommen, stehen bei Männer hingegen eher körperliche Symptome im Vordergrund der Diagnosen (genauer: Rücken, Herz-/Kreislauferkrankungen) und bei ihnen wird eher Alkoholismus diagnostiziert.

Nun gibt es eine weitere Veröffentlichung des Deutschen Bundesamtes für Statistik, das mir im gleichen Zeitraum in die Hände gefallen ist – darin geht es um Suizid in Deutschland und wie sich das auf die Geschlechter verteilt. Wenn man da reinschaut, fällt umgehend auf, dass ¼ der Suizide Frauen betrifft und ¾ Männer. Frauen führen die Statistik im Bereich Suizidversuche (quasi als ‚Notruf‘ an ihr Umfeld) – während eher Männer den klaren, endgültigen, dialoglosen Suizid wählen. Nun ist die Zahl der Suizidfälle in Relation zur Gesamtbevölkerung in Deutschland nicht hoch – aber dieser ‚männliche Suizid‘ ging mir irgendwie nicht aus dem Kopf.

Und was noch dazukommt und mich wirklich verblüfft hat: Bayern – DAS Bundesland des Wohlstandes, des Erfolgs, der Lebenskultur, des fröhlichen Beisammenseins im Biergarten – führt die Suizidstatistik in Deutschland an? Hm. Irgendwie ging das für mich nicht zusammen und so habe ich mich mal gefragt:

Wie kommt es, dass bei Männern eine Depression häufig verkannt oder zumindest nicht sehr häufig diagnostiziert wird – und warum?

In meiner heutigen Folge möchte ich mich folgenden Schwerpunkten widmen:

  • Was sind mögliche gesellschaftliche Gründe, weshalb männliche Depression vermutlich öfter verkannt wird?
  • Welche Symptome gibt es vor einem Suizid, die man im Umfeld erkennen könnte?
  • Was ist wichtig für Angehörige und Freunde, wenn der Verdacht auf Suizid besteht?

Vielleicht ist euch ja auch eine der folgenden Äußerungen geläufig:

  • ‚Sei ein Mann‘
  • ‚Sei keine Memme!‘
  • ‚Männer / Jungs weinen nicht!‘ / ‚Heul nicht rum!‘
  • ‚Was hast du? Einen Männerschnupfen?‘

Diese und andere flapsige Bemerkungen und Scherze sind nicht nur lustig – sondern drücken auch unsere gesellschaftliche Erwartung und Haltung gegenüber Männern und Ihrem Ausdruck ihres eigenen Leidens aus. Nämlich, dass es nicht stattfinden soll. Klar, heutzutage achten wir in der Erziehung unserer Kinder vermutlich schon viel stärker darauf, dass auch Jungs weinen dürfen, ihre Gefühle äußern und sich anlehnen können. Und die Väter? Akzpetieren wir es da auch? Leben sie es ihren Söhnen vor auch mal Schwäche zu zeigen und zu sagen – ‚Mir geht es gerade gar nicht gut!‘ ‚Ich brauche Hilfe!‘
Das heisst für mich, Schwäche zu zeigen wird Männern per se gesellschaftlich noch nicht zugestanden. Ein richtiges Tabu. Und das kommt eben auch in solchen Sprüchen zum Ausdruck.

Was bewirkt denn das nun, wenn ein Junge und späterer Mann solche Aussagen immer wieder hört?

Es sagt ihm indirekt:

  • Unterdrücke deine Gefühle! Wenn du sie zeigst, erntest du Spott.
  • Teile dich bloß nicht mit! – Du wirst eh nicht ernst genommen.
  • Wenn du Schwäche zeigst, wirst du ausgelacht!

Ich sag immer: Unterdrückte Gefühle und Bedürfnisse finden ihren Weg in den Körper. Wenn ich also ein Bedürnis nicht zulasse, dann staut es sich irgendwo an. Eine Vermutung, die sehr naheliegt, wenn man die diagnostizierten Krankheiten bei Männern anschaut, ist die, dass sie ihre Überforderung eher mit sich selbst ausmachen und dann zeigen sich körperliche Beschwerden wie Rückenprobleme oder auf das Herz-Kreislauf-System macht schlapp. Kann sein, muss nicht – liegt aber bei diesem Thema irgendwie sehr nahe.

Und so kommt es vielleicht auch dazu, dass Männer eine ‚handfeste‘ Diagnose wie Rücken, Herz oder Lunge bevorzugen gegenüber der Diagnose ‚da stimmt seelisch etwas nicht mit dir‘.
Andererseits könnten eben diese gesellschaftlichen Prägungen mit Grund dafür sein, dass Ärzte die männliche Depression zu wenig im Blick haben in Verbindung mit körperlichen Beschwerden. Irgendwie liegt das für mich sehr nahe beeinander.

Zeigen Männer nun eigentlich die gleichen Symptome einer Depression oder gibt es da noch etwas?

Männer zeigen grundsätzlich die gleichen Symptome einer Depression doch es kommen noch ein paar markant männliche hinzu.

Einerseits wehren Männer Symptome wie Traurigkeit, Antrieblosigkeit erstmal ab. Sie ziehen sich sehr viel stärker zurück als Frauen, vernachlässigen Hobbies, ihren Körper, ihren Gesamtzustand und das wird häufig im Umfeld verkannt. Die Nachfragen werden grummelig oder gar agressiv abgewährt – ein bei Männern eher akzeptiert als ‚starkes‘ Verhalten.

Teilweise entwickeln Männer aber auch eine Art Hyperaktivität: betreiben exzessiv Sport, widmen massiv der Arbeit, werden onlinesüchtig, sexsüchtig, trinken mehr Alkohol. Und wieder – auch das wird bei Männern irgendwie eher als ‚Arbeitstier‘ oder ‚na gut, mal n paar Feierabendbiere mehr‘ abgetan und im Umfeld angenommen.

Das Verrückte ist: Depressionen gelten heute im Allgemeinen als gut behandelbar, wenn man sich dem Thema widmet. Unerkannt und nicht behandelt können sie jedoch im schlimmsten Fall im Suizid münden, womit wir bei dem Hauptthema wären.

Wann besteht denn nun Suizidgefahr?

In den wenigsten Fällen kommt es zu Spontansuiziden. Häufig geht dem Suizid eines Menschen eine längere Phase voran. In der Psychologie gibt es zwei Modelle, die suizidale Phasen beschreiben und eine davon (nach Pöldinger) möchte ich kurz beschreiben. Pöldinger beschreibt 3 Phasen, die duchlaufen werden:

Die Erwägungsphase, in welcher der Suizid als Ausweg in Erwägung gezogen wird

Die Ambivalenzphase, in der der Betroffene zwischen Leben und Todeswunsch hin und hergerissen ist und auch starke Stimmungsschwankungen zeigt, sich eventuell auch zaghaft nach Außen wendet und um Hilfe bittet oder so wütende Äußerungen kommen wie ‚Ach, das macht doch alles keinen Sinn mehr, das ist doch alles sinnlos.‘

Die Entschlussphase – quasi die Ruhe vor dem Sturm, in der alles scheinbar wieder in Ordnung ist, der Betroffene aber teilweise gezielt ‚Abschiedshandlungen‘ durchführt, sei es das Verschenken von Sachen, Vererben, versöhnliche Gespräche o.ä.. und seinen Suizid vorbereitet.

Wenn die geschilderten Symptome einer Depression in Kombination mit den suizidalen Phasen erkannt werden –

Was kann das Umfeld konkret tun für einen Suizidgefährdeten und sich selbst?

  • Sprechen Sie das Thema ‚Suizid‘ offen an. Entgegen geläufiger Meinung reduziert das die Suizidgefahr! Betroffenen können teils richtig erleichter sein, wenn sie endlich über Ihre Misere sprechen können. Nehmen Sie die Anzeichen ernst und treten sie auch mit dieser Haltung demjenigen entgegen.
  • Fragen Sie konkret nach: Hast du schon mal darüber nachgedacht, dir das Leben zu nehmen? Wie würdest du das tun? Wo würdest du das tun? Je konkreter die Pläne, desto höher die Suizidbereitschaft. Finden Sie heraus, wo derjenige steht.
  • Hören Sie zu – ohne Wertung, ohne Ratschläge – und vor allem ohne ‚Aber warum?!‘ schaffen sie einfach ein vertrauensvolles Umfeld.
  • Motivieren und begleiten Sie die Person dazu, zum Arzt zu gehen. Notfalls machen Sie einen Termin bei einem Arzt aus. Häufig fehlt Betroffenen die Kraft und der Wille, sich ärztliche Fürsorge zu holen – nach dem Motto ‚Das hat doch eh keinen Zweck‘.
  • Ein Arzt kann notfalls bei akuter Suizidgefahr in seiner ärztlichen Verantwortung handeln und schützende Schritte einleiten. Geben Sie diese Verantwortung an einen Arzt ab und begleiten Sie einen Betroffenen so weit sie können.
  • Und falls der- oder diejenige nicht zum Arzt mächten, Sie aber dringenden Verdacht haben auf Suizidgefahr – rufen Sie die Polizei oder den Notdienst. Hier ist Gefahr in Verzug.
  • Und für sich selbst: Holen Sie sich im Zweifelsfall auch seelische Unterstützung – sprechen Sie mit vertrauenswürdigen Freunden oder erwachsenen Familienmitgliedern über ‚diesen Schreck‘ und ihr Erleben, rufen Sie selbst auch die Telefonseelsorge an (Telefonnummer vermerke ich) oder wenden Sie sich an einen Psychiater oder Psychotherapeuten für eine kurze Begleitung.

Nicht immer kann man Suizid verhindert und die Eigenhandlung ist nicht Schuld des Umfeldes.

Pfuuuh – starkes Thema, nicht wahr? Und gleichzeitig so wichtig und so weit muss es ja auch nicht kommen, wenn – Männer oder Frauen – sich ihren seelischen Nöten widmen.

Was heisst das alles in allem für Männer und ihre Seelenthemen?

  • Tja, allem voran: Nimm dich in deiner seelischen Not oder Überforderung ernst. Niemand sonst kann das besser für dich tun als du selbst. Mach dir die Risiken bewusst, wenn du deine innere Not nicht ernst nimmst.
  • Auch, wenn du gerade nicht weiter weisst: Sag ja zum Leben! Lasst es nicht so weit kommen, dass seelische Probleme euer Leben beendet. Dein Leben ist wertvoll. Du bist wertvoll. Niemand ist auf die Welt gekommen, damit er oder sie sich aktiv das Leben nimmt.
  • Und deshalb: Holt euch Unterstützung. Gerade wenn gesellschaftliche Vorbilder fehlen, tut es gut, sich Rückendeckung zu holen, um eigene Wege gehen zu können.
  • Hinterfragt eure eigenen Glaubenssätze Prägungen und Antreiber und widmet euch eurer seelischen Gesundheit.

Letztendlich ist es mein Aufruf zur Emanzipation der Männer. Emanzipiert euch gegenüber den gesellschaftlichen Normen und Anforderungen, die euch zum ‚Funktionieren‘ zwingen wollen. Dafür viel Mut!

Informationen zum Thema und weitere Hilfsangebote findet ihr unter:

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/

Erste Hilfe und Rat erhaltet ihr bei der Seelsorge unter 0800 1110111 oder der Nummer gegen Kummer 116 111.

Ihr erreicht mich unter alles-du.de und auf fb und Xing bin ich auch erreichbar.

Vielen Dank für’s Zuhören! Über eine Bewertung bei iTunes würde ich mich freuen und ich wünsche viel Mut und Kraft für euren Weg in Leben, Liebe, Beruf und Familie. Eure Evelyn

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Vielleicht fragt ihr euch: Wieso nenne ich diese Episode ‚der männliche Suizid‘? Das möchte ich gleich mal am Anfang erklären.

Aufruf zur männlichen Emanzipation gegenüber einem gesellschaftlichem Tabu.

Heute widme ich mich einem starken Thema im Rahmen meiner Episoden zu ‚Depressionen‘– stark deshalb, weil es ein starkes Tabu gegenüber Männern mit Depressionen gibt und stark auch deshalb, weil alles, was ich dazu herausgefunden habe, mich wirklich stark bewegt hat.

Vielleicht fragt ihr euch: Wieso nenne ich diese Episode ‚der männliche Suizid‘? Das möchte ich gleich mal am Anfang erklären.

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Psychisches Leiden bei Männern ist immer noch ein großes Tabu. Wie komme ich zu der Überzeugung? Das kann man nachlesen: Die Deutschen Krankenkassen veröffentlichen alljährlich (kostenlos und für jedermann zugänglich) s.g. Gesundheitsreports. Darin steht unter anderem, woran die Kassenpatienten leiden, was von Ärzten diagnostiziert wird und auch, welche Unterschiede es zwischen Männern und Frauen gibt.

Krankschreibungen auf Grund von Depressionen, haben in den vergangenen Jahren kontinulierlich zugenommen. Das ist so weit nichts Neues, das liest oder hört man auch immer mal wieder in den Medien. Deutlich hervorgehoben wurde in dem von der DAK herausgegebenen Gesundheitsreport 2015, dass mehr Frauen Depression diagnostiziert bekommen als Männer. Die Verteilung liegt bei ungefähr 2/3 zu 1/3.

Während Frauen also eher Depressionen diagnostiert bekommen, stehen bei Männer hingegen eher körperliche Symptome im Vordergrund der Diagnosen (genauer: Rücken, Herz-/Kreislauferkrankungen) und bei ihnen wird eher Alkoholismus diagnostiziert.

Nun gibt es eine weitere Veröffentlichung des Deutschen Bundesamtes für Statistik, das mir im gleichen Zeitraum in die Hände gefallen ist – darin geht es um Suizid in Deutschland und wie sich das auf die Geschlechter verteilt. Wenn man da reinschaut, fällt umgehend auf, dass ¼ der Suizide Frauen betrifft und ¾ Männer. Frauen führen die Statistik im Bereich Suizidversuche (quasi als ‚Notruf‘ an ihr Umfeld) – während eher Männer den klaren, endgültigen, dialoglosen Suizid wählen. Nun ist die Zahl der Suizidfälle in Relation zur Gesamtbevölkerung in Deutschland nicht hoch – aber dieser ‚männliche Suizid‘ ging mir irgendwie nicht aus dem Kopf.

Und was noch dazukommt und mich wirklich verblüfft hat: Bayern – DAS Bundesland des Wohlstandes, des Erfolgs, der Lebenskultur, des fröhlichen Beisammenseins im Biergarten – führt die Suizidstatistik in Deutschland an? Hm. Irgendwie ging das für mich nicht zusammen und so habe ich mich mal gefragt:

Wie kommt es, dass bei Männern eine Depression häufig verkannt oder zumindest nicht sehr häufig diagnostiziert wird – und warum?

In meiner heutigen Folge möchte ich mich folgenden Schwerpunkten widmen:

  • Was sind mögliche gesellschaftliche Gründe, weshalb männliche Depression vermutlich öfter verkannt wird?
  • Welche Symptome gibt es vor einem Suizid, die man im Umfeld erkennen könnte?
  • Was ist wichtig für Angehörige und Freunde, wenn der Verdacht auf Suizid besteht?

Vielleicht ist euch ja auch eine der folgenden Äußerungen geläufig:

  • ‚Sei ein Mann‘
  • ‚Sei keine Memme!‘
  • ‚Männer / Jungs weinen nicht!‘ / ‚Heul nicht rum!‘
  • ‚Was hast du? Einen Männerschnupfen?‘

Diese und andere flapsige Bemerkungen und Scherze sind nicht nur lustig – sondern drücken auch unsere gesellschaftliche Erwartung und Haltung gegenüber Männern und Ihrem Ausdruck ihres eigenen Leidens aus. Nämlich, dass es nicht stattfinden soll. Klar, heutzutage achten wir in der Erziehung unserer Kinder vermutlich schon viel stärker darauf, dass auch Jungs weinen dürfen, ihre Gefühle äußern und sich anlehnen können. Und die Väter? Akzpetieren wir es da auch? Leben sie es ihren Söhnen vor auch mal Schwäche zu zeigen und zu sagen – ‚Mir geht es gerade gar nicht gut!‘ ‚Ich brauche Hilfe!‘
Das heisst für mich, Schwäche zu zeigen wird Männern per se gesellschaftlich noch nicht zugestanden. Ein richtiges Tabu. Und das kommt eben auch in solchen Sprüchen zum Ausdruck.

Was bewirkt denn das nun, wenn ein Junge und späterer Mann solche Aussagen immer wieder hört?

Es sagt ihm indirekt:

  • Unterdrücke deine Gefühle! Wenn du sie zeigst, erntest du Spott.
  • Teile dich bloß nicht mit! – Du wirst eh nicht ernst genommen.
  • Wenn du Schwäche zeigst, wirst du ausgelacht!

Ich sag immer: Unterdrückte Gefühle und Bedürfnisse finden ihren Weg in den Körper. Wenn ich also ein Bedürnis nicht zulasse, dann staut es sich irgendwo an. Eine Vermutung, die sehr naheliegt, wenn man die diagnostizierten Krankheiten bei Männern anschaut, ist die, dass sie ihre Überforderung eher mit sich selbst ausmachen und dann zeigen sich körperliche Beschwerden wie Rückenprobleme oder auf das Herz-Kreislauf-System macht schlapp. Kann sein, muss nicht – liegt aber bei diesem Thema irgendwie sehr nahe.

Und so kommt es vielleicht auch dazu, dass Männer eine ‚handfeste‘ Diagnose wie Rücken, Herz oder Lunge bevorzugen gegenüber der Diagnose ‚da stimmt seelisch etwas nicht mit dir‘.
Andererseits könnten eben diese gesellschaftlichen Prägungen mit Grund dafür sein, dass Ärzte die männliche Depression zu wenig im Blick haben in Verbindung mit körperlichen Beschwerden. Irgendwie liegt das für mich sehr nahe beeinander.

Zeigen Männer nun eigentlich die gleichen Symptome einer Depression oder gibt es da noch etwas?

Männer zeigen grundsätzlich die gleichen Symptome einer Depression doch es kommen noch ein paar markant männliche hinzu.

Einerseits wehren Männer Symptome wie Traurigkeit, Antrieblosigkeit erstmal ab. Sie ziehen sich sehr viel stärker zurück als Frauen, vernachlässigen Hobbies, ihren Körper, ihren Gesamtzustand und das wird häufig im Umfeld verkannt. Die Nachfragen werden grummelig oder gar agressiv abgewährt – ein bei Männern eher akzeptiert als ‚starkes‘ Verhalten.

Teilweise entwickeln Männer aber auch eine Art Hyperaktivität: betreiben exzessiv Sport, widmen massiv der Arbeit, werden onlinesüchtig, sexsüchtig, trinken mehr Alkohol. Und wieder – auch das wird bei Männern irgendwie eher als ‚Arbeitstier‘ oder ‚na gut, mal n paar Feierabendbiere mehr‘ abgetan und im Umfeld angenommen.

Das Verrückte ist: Depressionen gelten heute im Allgemeinen als gut behandelbar, wenn man sich dem Thema widmet. Unerkannt und nicht behandelt können sie jedoch im schlimmsten Fall im Suizid münden, womit wir bei dem Hauptthema wären.

Wann besteht denn nun Suizidgefahr?

In den wenigsten Fällen kommt es zu Spontansuiziden. Häufig geht dem Suizid eines Menschen eine längere Phase voran. In der Psychologie gibt es zwei Modelle, die suizidale Phasen beschreiben und eine davon (nach Pöldinger) möchte ich kurz beschreiben. Pöldinger beschreibt 3 Phasen, die duchlaufen werden:

Die Erwägungsphase, in welcher der Suizid als Ausweg in Erwägung gezogen wird

Die Ambivalenzphase, in der der Betroffene zwischen Leben und Todeswunsch hin und hergerissen ist und auch starke Stimmungsschwankungen zeigt, sich eventuell auch zaghaft nach Außen wendet und um Hilfe bittet oder so wütende Äußerungen kommen wie ‚Ach, das macht doch alles keinen Sinn mehr, das ist doch alles sinnlos.‘

Die Entschlussphase – quasi die Ruhe vor dem Sturm, in der alles scheinbar wieder in Ordnung ist, der Betroffene aber teilweise gezielt ‚Abschiedshandlungen‘ durchführt, sei es das Verschenken von Sachen, Vererben, versöhnliche Gespräche o.ä.. und seinen Suizid vorbereitet.

Wenn die geschilderten Symptome einer Depression in Kombination mit den suizidalen Phasen erkannt werden –

Was kann das Umfeld konkret tun für einen Suizidgefährdeten und sich selbst?

  • Sprechen Sie das Thema ‚Suizid‘ offen an. Entgegen geläufiger Meinung reduziert das die Suizidgefahr! Betroffenen können teils richtig erleichter sein, wenn sie endlich über Ihre Misere sprechen können. Nehmen Sie die Anzeichen ernst und treten sie auch mit dieser Haltung demjenigen entgegen.
  • Fragen Sie konkret nach: Hast du schon mal darüber nachgedacht, dir das Leben zu nehmen? Wie würdest du das tun? Wo würdest du das tun? Je konkreter die Pläne, desto höher die Suizidbereitschaft. Finden Sie heraus, wo derjenige steht.
  • Hören Sie zu – ohne Wertung, ohne Ratschläge – und vor allem ohne ‚Aber warum?!‘ schaffen sie einfach ein vertrauensvolles Umfeld.
  • Motivieren und begleiten Sie die Person dazu, zum Arzt zu gehen. Notfalls machen Sie einen Termin bei einem Arzt aus. Häufig fehlt Betroffenen die Kraft und der Wille, sich ärztliche Fürsorge zu holen – nach dem Motto ‚Das hat doch eh keinen Zweck‘.
  • Ein Arzt kann notfalls bei akuter Suizidgefahr in seiner ärztlichen Verantwortung handeln und schützende Schritte einleiten. Geben Sie diese Verantwortung an einen Arzt ab und begleiten Sie einen Betroffenen so weit sie können.
  • Und falls der- oder diejenige nicht zum Arzt mächten, Sie aber dringenden Verdacht haben auf Suizidgefahr – rufen Sie die Polizei oder den Notdienst. Hier ist Gefahr in Verzug.
  • Und für sich selbst: Holen Sie sich im Zweifelsfall auch seelische Unterstützung – sprechen Sie mit vertrauenswürdigen Freunden oder erwachsenen Familienmitgliedern über ‚diesen Schreck‘ und ihr Erleben, rufen Sie selbst auch die Telefonseelsorge an (Telefonnummer vermerke ich) oder wenden Sie sich an einen Psychiater oder Psychotherapeuten für eine kurze Begleitung.

Nicht immer kann man Suizid verhindert und die Eigenhandlung ist nicht Schuld des Umfeldes.

Pfuuuh – starkes Thema, nicht wahr? Und gleichzeitig so wichtig und so weit muss es ja auch nicht kommen, wenn – Männer oder Frauen – sich ihren seelischen Nöten widmen.

Was heisst das alles in allem für Männer und ihre Seelenthemen?

  • Tja, allem voran: Nimm dich in deiner seelischen Not oder Überforderung ernst. Niemand sonst kann das besser für dich tun als du selbst. Mach dir die Risiken bewusst, wenn du deine innere Not nicht ernst nimmst.
  • Auch, wenn du gerade nicht weiter weisst: Sag ja zum Leben! Lasst es nicht so weit kommen, dass seelische Probleme euer Leben beendet. Dein Leben ist wertvoll. Du bist wertvoll. Niemand ist auf die Welt gekommen, damit er oder sie sich aktiv das Leben nimmt.
  • Und deshalb: Holt euch Unterstützung. Gerade wenn gesellschaftliche Vorbilder fehlen, tut es gut, sich Rückendeckung zu holen, um eigene Wege gehen zu können.
  • Hinterfragt eure eigenen Glaubenssätze Prägungen und Antreiber und widmet euch eurer seelischen Gesundheit.

Letztendlich ist es mein Aufruf zur Emanzipation der Männer. Emanzipiert euch gegenüber den gesellschaftlichen Normen und Anforderungen, die euch zum ‚Funktionieren‘ zwingen wollen. Dafür viel Mut!

Informationen zum Thema und weitere Hilfsangebote findet ihr unter:

https://www.deutsche-depressionshilfe.de/

Erste Hilfe und Rat erhaltet ihr bei der Seelsorge unter 0800 1110111 oder der Nummer gegen Kummer 116 111.

Ihr erreicht mich unter alles-du.de und auf fb und Xing bin ich auch erreichbar.

Vielen Dank für’s Zuhören! Über eine Bewertung bei iTunes würde ich mich freuen und ich wünsche viel Mut und Kraft für euren Weg in Leben, Liebe, Beruf und Familie. Eure Evelyn

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