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Terrorpüppchen aus der Südpfalz

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Handy-Video zeigt aufgeschlitzte Kehlen

Germersheim/Zweibrücken. In der neuen Folge des Podcasts „Alles Böse“ geht es um einen Südpfälzer, der sich als Terror-Befürworter in Zweibrücken verantworten musste. Im Prozess zeigte sich: Es gab eine Verbindung zu dem Jungen aus Ludwigshafen, der dort ein Selbstmordattentat auf den Weihnachtsmarkt verüben wollte. Und: Der Angeklagte war mit einer Frau verheiratet, die islamistische Propaganda-Püppchen für Kleinkinder verkaufte. Das Gesicht der Zweibrücker Staatsschutz-Richterin gefror zur Maske. Und der türkischstämmige Angeklagte aus der Südpfalz glotzte mit gefurchter Stirn kreuz und quer durch den Verhandlungssaal, statt auf den Bildschirm zu schauen. Dabei lief dort gerade ein Video, das auf seinem Handy gespeichert gewesen war. Es zeigte einen IS-Henker im syrisch-irakischen Kriegsgebiet, der Gefangenen wie am Fließband die Kehlen aufschlitzt.

Werbung für den IS

Ein Fall für die Justiz war dieser Film Ende 2019, weil ihn der 32-Jährige aus dem Kreis Germersheim nicht nur empfangen, sondern auch weitergeleitet hatte. Das Gesetzbuch fordert: Bis zu ein Jahr Haft soll bekommen, wer solch gewaltverherrlichendes Zeug unters Volk bringt. Außerdem gab es noch ein Video, mit dem der Angeklagte sich strafbar gemacht hatte. Es sparte zwar blutige Grausamkeiten aus. Aber es machte Werbung für den IS.

In seinem Prozess allerdings behauptete der 32-Jährige: Er habe die Grausamkeit der islamistischen Terrorbande und nie gebilligt. Und nur nach der Aufmerksamkeit gegiert, die ihm ihr Stoff im Internet bescherte. Wenn man ihm selbst, aber auch seiner Mutter und seinem Anwalt glauben durfte, war er also gar kein Beinahe-Terrorist. Sondern eher ein – ganz gegen die eigenen religiösen Regeln – dauerbekiffter Wichtigtuer, der im wahren Leben ständig scheitert.

SEK stürmt Wohnung

Doch die Behörden beobachteten ihn jahrelang mit Argwohn: Eines Morgens stürmte ein Spezialeinsatzkommando (SEK) seine Wohnung, weil Nachbarn ihn angeblich mit einer Kalaschnikow gesehen hatten. Und im Mai 2018 rückten Ermittler im Auftrag des Generalbundesanwalts an. Denn der ließ nach Hintermännern des Jungen suchen, der Ende 2016 als Zwölfjähriger auf dem Ludwigshafener Weihnachtsmarkt einen Selbstmordanschlag begehen wollte. Dieser Junge hatte sich in einer Chat-Gruppe des Südpfälzers herumgetrieben, in der sich nach RHEINPFALZ-Informationen noch weitere junge Möchtegern-Terroristen tummelten: Lorenz K. aus Wien, der mit 19 Jahren wegen seiner Verstrickung in den Ludwigshafener Fall eine neunjährige Haftstrafe kassierte. Sowie Kevin T. aus Neuss, der sich mit dem Österreicher im Bombenbau versucht hatte und als 22-Jähriger zu gut drei Jahren im Gefängnis verurteilt wurde.

Angeblich geläutert

Der 32-Jährige aus der Südpfalz hingegen präsentierte sich im Zweibrücker Gerichtssaal nicht nur als vergleichsweise harmlos, sondern auch als geläutert: Der Radikalität wollte er schon vor mehr als zwei Jahren abgeschworen haben. Doch dazu wollten nicht alle Indizien passen. Seine Frau zum Beispiel veröffentlichte noch bis Oktober 2018 bei Facebook und Instagram Fotos selbstgebastelter Püppchen, die Kunden zum Stückpreis von gut zehn Euro bestellen konnten.

Diese Figürchen glichen bis in die Wollhaarspitzen den Modellen einer Kölnerin, die mit ihrem Sortiment im Sommer 2018 international Schlagzeilen gemacht hatte: Ihre kleinen „Jundullah“ (Soldaten Gottes) ließen den Verfassungsschutz vor Islamismus im Kinderzimmer warnen. Schließlich trugen die männlichen Figürchen Salafisten-Bärte, und weibliche waren bis auf Augenschlitze verschleiert. Außerdem fehlten den gehäkelten Gestalten die Gesichtszüge.

Sechsstellige Schulden-Summe

Denn besonders radikale Prediger warnen: Lebensnäher gestaltetes Spielzeug könnte gegen das islamische Bilderverbot verstoßen. In der neuen Podcast-Folge berichtet der RHEINPFALZ-Gerichtsreporter Christoph Hämmelmann im Gespräch mit seinem stellvertretenden Chefredakteur Uwe Renners zum Beispiel, wie die Puppenbastlerin im Zweibrücker Prozess gegen ihren Mann auftrat – und warum der 32-Jährige Schulden von mehr als 200.000 Euro hatte.

Abrufbar ist „Alles Böse“ im Webplayer auf rheinpfalz.de sowie auf gängigen Plattformen wie Spotify, Google Podcasts, Apple Podcasts oder Castbox. Ebenso kostenlos wie die neue Folge des journalistischen Formats zum Hören sind dort auch deren Vorgänger verfügbar. Die beschäftigen sich zum Beispiel mit Rockerkriminalität. Und mit den Drogen-Millionen einer Dealerbande, die von der Justiz eigentlich beschlagnahmt waren, aber dann trotzdem verschwunden sind. Podcast „Alles Böse“

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Terrorpüppchen aus der Südpfalz

Alles Böse

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Handy-Video zeigt aufgeschlitzte Kehlen

Germersheim/Zweibrücken. In der neuen Folge des Podcasts „Alles Böse“ geht es um einen Südpfälzer, der sich als Terror-Befürworter in Zweibrücken verantworten musste. Im Prozess zeigte sich: Es gab eine Verbindung zu dem Jungen aus Ludwigshafen, der dort ein Selbstmordattentat auf den Weihnachtsmarkt verüben wollte. Und: Der Angeklagte war mit einer Frau verheiratet, die islamistische Propaganda-Püppchen für Kleinkinder verkaufte. Das Gesicht der Zweibrücker Staatsschutz-Richterin gefror zur Maske. Und der türkischstämmige Angeklagte aus der Südpfalz glotzte mit gefurchter Stirn kreuz und quer durch den Verhandlungssaal, statt auf den Bildschirm zu schauen. Dabei lief dort gerade ein Video, das auf seinem Handy gespeichert gewesen war. Es zeigte einen IS-Henker im syrisch-irakischen Kriegsgebiet, der Gefangenen wie am Fließband die Kehlen aufschlitzt.

Werbung für den IS

Ein Fall für die Justiz war dieser Film Ende 2019, weil ihn der 32-Jährige aus dem Kreis Germersheim nicht nur empfangen, sondern auch weitergeleitet hatte. Das Gesetzbuch fordert: Bis zu ein Jahr Haft soll bekommen, wer solch gewaltverherrlichendes Zeug unters Volk bringt. Außerdem gab es noch ein Video, mit dem der Angeklagte sich strafbar gemacht hatte. Es sparte zwar blutige Grausamkeiten aus. Aber es machte Werbung für den IS.

In seinem Prozess allerdings behauptete der 32-Jährige: Er habe die Grausamkeit der islamistischen Terrorbande und nie gebilligt. Und nur nach der Aufmerksamkeit gegiert, die ihm ihr Stoff im Internet bescherte. Wenn man ihm selbst, aber auch seiner Mutter und seinem Anwalt glauben durfte, war er also gar kein Beinahe-Terrorist. Sondern eher ein – ganz gegen die eigenen religiösen Regeln – dauerbekiffter Wichtigtuer, der im wahren Leben ständig scheitert.

SEK stürmt Wohnung

Doch die Behörden beobachteten ihn jahrelang mit Argwohn: Eines Morgens stürmte ein Spezialeinsatzkommando (SEK) seine Wohnung, weil Nachbarn ihn angeblich mit einer Kalaschnikow gesehen hatten. Und im Mai 2018 rückten Ermittler im Auftrag des Generalbundesanwalts an. Denn der ließ nach Hintermännern des Jungen suchen, der Ende 2016 als Zwölfjähriger auf dem Ludwigshafener Weihnachtsmarkt einen Selbstmordanschlag begehen wollte. Dieser Junge hatte sich in einer Chat-Gruppe des Südpfälzers herumgetrieben, in der sich nach RHEINPFALZ-Informationen noch weitere junge Möchtegern-Terroristen tummelten: Lorenz K. aus Wien, der mit 19 Jahren wegen seiner Verstrickung in den Ludwigshafener Fall eine neunjährige Haftstrafe kassierte. Sowie Kevin T. aus Neuss, der sich mit dem Österreicher im Bombenbau versucht hatte und als 22-Jähriger zu gut drei Jahren im Gefängnis verurteilt wurde.

Angeblich geläutert

Der 32-Jährige aus der Südpfalz hingegen präsentierte sich im Zweibrücker Gerichtssaal nicht nur als vergleichsweise harmlos, sondern auch als geläutert: Der Radikalität wollte er schon vor mehr als zwei Jahren abgeschworen haben. Doch dazu wollten nicht alle Indizien passen. Seine Frau zum Beispiel veröffentlichte noch bis Oktober 2018 bei Facebook und Instagram Fotos selbstgebastelter Püppchen, die Kunden zum Stückpreis von gut zehn Euro bestellen konnten.

Diese Figürchen glichen bis in die Wollhaarspitzen den Modellen einer Kölnerin, die mit ihrem Sortiment im Sommer 2018 international Schlagzeilen gemacht hatte: Ihre kleinen „Jundullah“ (Soldaten Gottes) ließen den Verfassungsschutz vor Islamismus im Kinderzimmer warnen. Schließlich trugen die männlichen Figürchen Salafisten-Bärte, und weibliche waren bis auf Augenschlitze verschleiert. Außerdem fehlten den gehäkelten Gestalten die Gesichtszüge.

Sechsstellige Schulden-Summe

Denn besonders radikale Prediger warnen: Lebensnäher gestaltetes Spielzeug könnte gegen das islamische Bilderverbot verstoßen. In der neuen Podcast-Folge berichtet der RHEINPFALZ-Gerichtsreporter Christoph Hämmelmann im Gespräch mit seinem stellvertretenden Chefredakteur Uwe Renners zum Beispiel, wie die Puppenbastlerin im Zweibrücker Prozess gegen ihren Mann auftrat – und warum der 32-Jährige Schulden von mehr als 200.000 Euro hatte.

Abrufbar ist „Alles Böse“ im Webplayer auf rheinpfalz.de sowie auf gängigen Plattformen wie Spotify, Google Podcasts, Apple Podcasts oder Castbox. Ebenso kostenlos wie die neue Folge des journalistischen Formats zum Hören sind dort auch deren Vorgänger verfügbar. Die beschäftigen sich zum Beispiel mit Rockerkriminalität. Und mit den Drogen-Millionen einer Dealerbande, die von der Justiz eigentlich beschlagnahmt waren, aber dann trotzdem verschwunden sind. Podcast „Alles Böse“

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