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Wie kamen die ersten Juden nach Deutschland?

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Archäologische Funde: Die ersten Juden kamen mit den Römern

Strenggenommen kamen sie nicht "nach Deutschland", sondern sie lebten schon hier, lange bevor es so etwas wie "Deutschland" gab, nämlich im 2. bis 3. Jahrhundert nach Christus. Damals war das, was heute Süddeutschland ist, Teil des Römischen Reiches. Das heißt, die ersten Juden kamen mit den Römern. Archäologische Zeugnisse aus jener Zeit belegen das: Objekte etwa, die an den traditionellen siebenarmigen Leuchter, die Menora, erinnern.
Wir haben viele spätantike Funde aus dem 2. bis 4. Jahrhundert. Öllampen, die das Motiv der Menora tragen; die haben wir aus Trier, aus Augsburg. Wir haben Bleiplomben, auf denen eine solche Menora dargestellt ist.

Quelle: Thomas Otten, Jüdische Museum im Archäologischen Quartier Köln MiQua

Archäologische Funde aus dieser Zeit gibt es nördlich der Alpen nur in den Gebieten des Römischen Reiches, also innerhalb des Limes. Das legt den Schluss nahe, dass die Juden zusammen mit dem römischen Militär kamen. Das ist plausibel, denn nach der Eroberung Jerusalems durch die Römer, nach der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 und dem niedergeschlagenen Bar-Kochba-Aufstand verließen die meisten der noch verbliebenen Juden ihre Heimat Judäa oder wurden versklavt. Ihre Nachfahren verteilten sich über Italien auch in den Norden des Römischen Reiches – als Teil der römischen Armee oder als Händler, worauf die besagten Lampen schließen lassen, aber auch Schmuckstücke mit jüdischer Symbolik.

Erste schriftliche Erwähnung 321 in einem Erlass von König Konstantin

Im Jahr 321 werden Juden erstmals schriftlich erwähnt, und zwar in einem Erlass von Kaiser Konstantin von 321.
Das Edikt regelt reichsweit, dass jüdische Bürger in die Räte der Städte berufen werden durften. Was natürlich impliziert, dass es Juden in den Städten gegeben hat. Und zwar nicht nur irgendwelche, sondern auch Juden mit Einfluss und entsprechender sozialer Stellung.

Quelle: Thomas Otten, MiQua

Denn in den Stadt berufen zu werden, war nicht nur eine Ehre, sondern auch mit finanziellen Verpflichtungen verbunden. Da die Städte in den römischen Provinzen immer knapp bei Kasse waren, hofften sie, über jüdische Händler in den Stadträten etwas flüssiger zu werden.
Köln wird explizit genannt. Es ist höchstwahrscheinlich so, dass der Rat der Stadt Köln den Kaiser angeschrieben und um eine Regelung gebeten hat. Der Kaiser hat dann eine Regelung getroffen, hat sie aber reichsweit getroffen, also das reichsweit zu regeln und zu erlassen.

Quelle: Thomas Otten, MiQua

Hierzulande lebten Juden, bevor es "Deutsche" gab

Dieses kaiserliche Edikt stammt aus dem Jahr 321 und war der Anlass, dass das Jahr 2021 zum Jubiläumsjahr erklärt wurde. Man spricht von "1700 Jahren jüdischem Leben in Deutschland". Aber das ist zum einen eine Untertreibung, denn Juden lebten schon vorher hier. Und es ist eine Verkürzung, denn weder gab es Deutschland, noch eine deutsche Sprache, noch nicht einmal "deutsch" als Begriff oder Idee. Anders gesagt: Hierzulande lebten Juden, lange bevor es "Deutsche" gab.
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Archäologische Funde: Die ersten Juden kamen mit den Römern

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Wir haben viele spätantike Funde aus dem 2. bis 4. Jahrhundert. Öllampen, die das Motiv der Menora tragen; die haben wir aus Trier, aus Augsburg. Wir haben Bleiplomben, auf denen eine solche Menora dargestellt ist.

Quelle: Thomas Otten, Jüdische Museum im Archäologischen Quartier Köln MiQua

Archäologische Funde aus dieser Zeit gibt es nördlich der Alpen nur in den Gebieten des Römischen Reiches, also innerhalb des Limes. Das legt den Schluss nahe, dass die Juden zusammen mit dem römischen Militär kamen. Das ist plausibel, denn nach der Eroberung Jerusalems durch die Römer, nach der Zerstörung des Tempels im Jahr 70 und dem niedergeschlagenen Bar-Kochba-Aufstand verließen die meisten der noch verbliebenen Juden ihre Heimat Judäa oder wurden versklavt. Ihre Nachfahren verteilten sich über Italien auch in den Norden des Römischen Reiches – als Teil der römischen Armee oder als Händler, worauf die besagten Lampen schließen lassen, aber auch Schmuckstücke mit jüdischer Symbolik.

Erste schriftliche Erwähnung 321 in einem Erlass von König Konstantin

Im Jahr 321 werden Juden erstmals schriftlich erwähnt, und zwar in einem Erlass von Kaiser Konstantin von 321.
Das Edikt regelt reichsweit, dass jüdische Bürger in die Räte der Städte berufen werden durften. Was natürlich impliziert, dass es Juden in den Städten gegeben hat. Und zwar nicht nur irgendwelche, sondern auch Juden mit Einfluss und entsprechender sozialer Stellung.

Quelle: Thomas Otten, MiQua

Denn in den Stadt berufen zu werden, war nicht nur eine Ehre, sondern auch mit finanziellen Verpflichtungen verbunden. Da die Städte in den römischen Provinzen immer knapp bei Kasse waren, hofften sie, über jüdische Händler in den Stadträten etwas flüssiger zu werden.
Köln wird explizit genannt. Es ist höchstwahrscheinlich so, dass der Rat der Stadt Köln den Kaiser angeschrieben und um eine Regelung gebeten hat. Der Kaiser hat dann eine Regelung getroffen, hat sie aber reichsweit getroffen, also das reichsweit zu regeln und zu erlassen.

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Hierzulande lebten Juden, bevor es "Deutsche" gab

Dieses kaiserliche Edikt stammt aus dem Jahr 321 und war der Anlass, dass das Jahr 2021 zum Jubiläumsjahr erklärt wurde. Man spricht von "1700 Jahren jüdischem Leben in Deutschland". Aber das ist zum einen eine Untertreibung, denn Juden lebten schon vorher hier. Und es ist eine Verkürzung, denn weder gab es Deutschland, noch eine deutsche Sprache, noch nicht einmal "deutsch" als Begriff oder Idee. Anders gesagt: Hierzulande lebten Juden, lange bevor es "Deutsche" gab.
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