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Warum sind die Klaviertasten so merkwürdig angeordnet?

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Im Prinzip eine reizvolle Idee. Es gab auch immer wieder Versuche, genau solche chromatischen Tastaturen einzuführen, aber die haben sich nicht durchgesetzt. Ich persönlich würde da vielleicht auch die Orientierung verlieren, denn diese Grüppchen von je 2 oder 3 schwarzen Tasten helfen ja auch, sich auf dem Klavier zurechtzufinden und sofort zu sehen: Wo ist das C? Wo ist das F?

Klaviertastatur ist historisch gewachsen

Der Hauptgrund, dass sich eine solche gleichförmige Tastatur nicht durchgesetzt hat, ist wohl eher, dass die Klaviertastatur historisch gewachsen ist. Die Geschichte der Tastatur hängt eng zusammen mit der Geschichte unseres europäischen Musiksystems, vor allem auch der Tonarten. Das ist ziemlich vertrackt, sodass ich die Geschichte hier wirklich nur grob skizzieren kann. Angefangen hat es mit einer Tastatur, die überhaupt keine schwarzen Tasten hatte, sondern nur aus den heute weißen Tasten bestand. Die heißen auch diatonische Tasten, also C, D, E, F, G, A, H – die Töne der C-Durtonleiter. Das ist keine gleichmäßige Abfolge, sondern da sind zwei Halbtonschritte drin, vom E zum F und vom H zum C. Warum also diese Abfolge? Diese Töne ergeben sich aus dem Quintenintervall. Die Quinte ist nach der Oktave das wichtigste, weil harmonischste Intervall in der Musik. Wenn man bei einem Ton anfängt, sagen wir beim F, und dann quintenweise hochgeht, erhält man F, C, G, D, A, E und H. Wenn man das noch in die richtige Reihenfolge bringt, ergibt sich die bekannte Tonleiter, die an zwei Stellen einen Halbtonschritt hat, eben beim E und beim H. Das ist die Erklärung, wie sich diese Tonabfolge akustisch begründen lässt, das heißt, wie es zu den heute weißen Tasten kam.

Weitere Tonarten: dorisch, phrygisch, lydisch

Im Mittelalter gab es neben dem, was wir heute als C-Dur bezeichnen, noch die anderen Kirchentonarten: dorisch, phrygisch, lydisch und so weiter, die im Grunde die gleiche Abfolge von Tönen benutzen, nur ist hier die Stellung der Halbtöne an anderer Stelle. Die dorische Tonleiter fängt nicht mit dem C an, sondern mit dem D. Aber die Töne, die vorkommen, sind an sich die gleichen. Das heißt, die ursprüngliche Klaviatur, die nur aus den heute weißen Tasten bestand, war ausreichend, um sich in diesem Tonsystem zu bewegen. Man hatte mit den heute weißen Tasten alle Töne, die man brauchte.

Neue Klangräumen erforderten weitere Tasten

Musikerinnen und Musiker wollen damals wie heute immer neue Klangräume entwickeln. Zum Beispiel wollten sie den mehrstimmigen Stücken und Gesängen zusätzliche Stimmen einfügen; da war wieder die Quinte ganz wichtig. Gehen wir vom F aus eine Quint nach unten, dann landet man beim B. Das gab es in den frühen Tastaturen nicht, deshalb wurde das um das Jahr 1500 herum eingefügt: Die erste schwarze Taste, das B. Und kurz darauf wurden ganz konsequent alle sonst noch fehlenden Halbtonschritte als schwarze Tasten eingefügt. So ist die Klaviatur, wie wir sie heute kennen, entstanden. Daran haben sich auch Komponistinnen und Komponisten orientiert. Das ist sicher auch ein Grund, warum sich andere Tastaturen später nicht mehr durchsetzen konnten – einfach weil Beethoven oder Chopin ihre Stücke so komponiert haben, dass sie auf der traditionellen Tastatur spielbar sind. Würde man eine neue Tastatur einführen, müssten sich alle Pianistinnen und Pianisten umstellen, beziehungsweise die Stücke wären vielleicht gar nicht mehr spielbar.

12 Halbtöne pro Tonleiter müssen genügen

Die Tastatur ist heute keine reine Quintenstimmung. Es war ein Problem, dass man eigentlich noch viel mehr Tasten gebraucht hätte. Denn zum Beispiel befinden sich das Fis und das Ges auf der Klaviatur auf der gleichen Taste, obwohl es streng genommen zwei verschiedene Töne sind. Aber da hat man sich dann schon früh gesagt: Damit es nicht zu kompliziert wird und wir in jeder Oktave 30 bis 40 Tasten brauchen, ignorieren wir diese feinen Unterschiede und begnügen uns mit 12 Halbtönen pro Tonleiter. Danke an Annette Otterstedt vom Staatlichen Instrumentenmuseum Berlin für die Hilfe bei der Beantwortung der Frage
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Klaviertastatur ist historisch gewachsen

Der Hauptgrund, dass sich eine solche gleichförmige Tastatur nicht durchgesetzt hat, ist wohl eher, dass die Klaviertastatur historisch gewachsen ist. Die Geschichte der Tastatur hängt eng zusammen mit der Geschichte unseres europäischen Musiksystems, vor allem auch der Tonarten. Das ist ziemlich vertrackt, sodass ich die Geschichte hier wirklich nur grob skizzieren kann. Angefangen hat es mit einer Tastatur, die überhaupt keine schwarzen Tasten hatte, sondern nur aus den heute weißen Tasten bestand. Die heißen auch diatonische Tasten, also C, D, E, F, G, A, H – die Töne der C-Durtonleiter. Das ist keine gleichmäßige Abfolge, sondern da sind zwei Halbtonschritte drin, vom E zum F und vom H zum C. Warum also diese Abfolge? Diese Töne ergeben sich aus dem Quintenintervall. Die Quinte ist nach der Oktave das wichtigste, weil harmonischste Intervall in der Musik. Wenn man bei einem Ton anfängt, sagen wir beim F, und dann quintenweise hochgeht, erhält man F, C, G, D, A, E und H. Wenn man das noch in die richtige Reihenfolge bringt, ergibt sich die bekannte Tonleiter, die an zwei Stellen einen Halbtonschritt hat, eben beim E und beim H. Das ist die Erklärung, wie sich diese Tonabfolge akustisch begründen lässt, das heißt, wie es zu den heute weißen Tasten kam.

Weitere Tonarten: dorisch, phrygisch, lydisch

Im Mittelalter gab es neben dem, was wir heute als C-Dur bezeichnen, noch die anderen Kirchentonarten: dorisch, phrygisch, lydisch und so weiter, die im Grunde die gleiche Abfolge von Tönen benutzen, nur ist hier die Stellung der Halbtöne an anderer Stelle. Die dorische Tonleiter fängt nicht mit dem C an, sondern mit dem D. Aber die Töne, die vorkommen, sind an sich die gleichen. Das heißt, die ursprüngliche Klaviatur, die nur aus den heute weißen Tasten bestand, war ausreichend, um sich in diesem Tonsystem zu bewegen. Man hatte mit den heute weißen Tasten alle Töne, die man brauchte.

Neue Klangräumen erforderten weitere Tasten

Musikerinnen und Musiker wollen damals wie heute immer neue Klangräume entwickeln. Zum Beispiel wollten sie den mehrstimmigen Stücken und Gesängen zusätzliche Stimmen einfügen; da war wieder die Quinte ganz wichtig. Gehen wir vom F aus eine Quint nach unten, dann landet man beim B. Das gab es in den frühen Tastaturen nicht, deshalb wurde das um das Jahr 1500 herum eingefügt: Die erste schwarze Taste, das B. Und kurz darauf wurden ganz konsequent alle sonst noch fehlenden Halbtonschritte als schwarze Tasten eingefügt. So ist die Klaviatur, wie wir sie heute kennen, entstanden. Daran haben sich auch Komponistinnen und Komponisten orientiert. Das ist sicher auch ein Grund, warum sich andere Tastaturen später nicht mehr durchsetzen konnten – einfach weil Beethoven oder Chopin ihre Stücke so komponiert haben, dass sie auf der traditionellen Tastatur spielbar sind. Würde man eine neue Tastatur einführen, müssten sich alle Pianistinnen und Pianisten umstellen, beziehungsweise die Stücke wären vielleicht gar nicht mehr spielbar.

12 Halbtöne pro Tonleiter müssen genügen

Die Tastatur ist heute keine reine Quintenstimmung. Es war ein Problem, dass man eigentlich noch viel mehr Tasten gebraucht hätte. Denn zum Beispiel befinden sich das Fis und das Ges auf der Klaviatur auf der gleichen Taste, obwohl es streng genommen zwei verschiedene Töne sind. Aber da hat man sich dann schon früh gesagt: Damit es nicht zu kompliziert wird und wir in jeder Oktave 30 bis 40 Tasten brauchen, ignorieren wir diese feinen Unterschiede und begnügen uns mit 12 Halbtönen pro Tonleiter. Danke an Annette Otterstedt vom Staatlichen Instrumentenmuseum Berlin für die Hilfe bei der Beantwortung der Frage
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