Tell, Türkei und Tabubrüche: Neue Bücher von Joachim B. Schmidt, Orhan Pamuk, Bettina Flitner und Berthe Arlo

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Nicola Steiner, Elke Heidenreich, Philipp Tingler und – als Gast – die Literaturkritikerin Sieglinde Geisel diskutieren über «Tell» von Joachim B. Schmidt, «Die Nächte der Pest» von Orhan Pamuk, «Meine Schwester» von Bettina Flitner sowie «Nachts wach» von Berthe Arlo. Joachim B. Schmidt schreibt die Geschichte des Schweizer Nationalmythos Wilhelm Tell neu. In seinem Roman «Tell» erzählt er in schnellen Szenen und aus ständig wechselnden Perspektiven. Damit macht er den Stoff einfach und anders zugänglich. Wilhelm Tell ist beim in Island lebenden Schweizer Schriftsteller Schmidt nicht der heroische Freiheitskämpfer, sondern vor allem ein Mensch. Der türkische Nobelpreisträger Orhan Pamuk beschreibt Pandemie-Erfahrungen aus historischer Sicht. «Die Nächte der Pest» schildert detailgetreu den Ausbruch der Beulenpest im Jahr 1901 auf einer fiktiven Insel in der Ägäis namens Minger. Doch Pamuk widmet seinen Roman weniger der Krankheit, sondern vor allem der Suche nach Selbstbestimmung und Freiheit. Dennoch sind die Parallelen zur aktuellen Pandemie-Situation augenfällig und reizvoll. Die deutsche Fotografin Bettina Flitner erzählt in ihrem ersten Roman «Meine Schwester» die Geschichte ihrer Familie. Die Selbstmorde ihrer Schwester und auch der Mutter bilden das Zentrum – und die Frage, wie es so weit kommen konnte. Dabei spannt Flitner den Bogen von einer gemeinsamen Kindheit in den 1970er-Jahren ins heute – und schreibt ohne Tabus und sogar heiter über das schwierige Thema Depression. «Berthe Arlo hat lange Zeit als Nachtwache in einem Pflegeheim gearbeitet. In «Nachts wach» hat sie ihre Erlebnisse literarisch verdichtet und in kurzen Kapiteln aufgeschrieben. Darin betritt man jeweils Leben und Schicksal eines alten Menschen im Pflegeheim. Herausgekommen ist eine Art «Whistleblower»-Text, der Nöten von Bewohnenden und Pflegenden gleichermassen eine Stimme gibt.

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