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#40 - Zwei Sommer in Amsterdam. Teil 2

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Verfolgungsgrund Homosexualität

Im September 1938 kommen zwei weitere Jugendliche in Amsterdam an. Heinz S.* genannt “Lux” und sein Freund Bruno Ciepiela genannt “Bruzzi”. Die beiden jungen Männer sind damals zwischen 17 und 19 Jahre alt. Und zumindest Bruzzi scheint ein ziemlich verschlagenes Kerlchen zu sein.

Denn die beiden müssen nicht etwa deshalb fliehen, weil sie in Deutschland als Bündische verfolgt werden. Die beiden fliehen, weil Kollege Bruzzi im Siemenswerk lange Finger gemacht hat. Das zumindest erzählt Heinz S. der Gestapo in einem Verhör vom 11. Oktober 1940, nachdem er in Amsterdam festgenommen wurde. Seine Akten liegen denen von Selma Meyer bei. Er beschreibt den Grund für die Flucht wie folgt:

"Mit Bruno Ciepiela bin ich seit langen Jahren befreundet. Er wohnte im Hause meiner Eltern. Im Laufe der Zeit wurden wir enge Freunde.

Vor ca. 2 Jahren stahl Ciepiela auf dem Werksportplatz der Firma Siemens einem anderen Kameraden etwas Geld. Den Sportplatz hatten wir beide gemeinsam besucht und waren mit unseren Rädern hinausgefahren. Die Räder schlossen wir zusammen an. Als wir uns vom Sportplatz entfernen wollten, kam Ciepiela in Begleitung eines Kriminalbeamten zurück. Was eigentlich vorgefallen war, hatte ich da noch nicht gewusst. Weil wir unsere Räder zusammen aufgestellt hatten, glaubte der Kriminalbeamte, dass ich mit Ciepiela unter einer Decke stand. Ich konnte aber nachweisen, dass ich von dem Diebstahl des Ciepiela nichts gewusst hatte und aus diesem Grunde liess man mich laufen. Ciepiela wurde zu den Räumen der Siemens Werkpolizei gebracht. Einige Tage später traf ich mich wieder mit Ciepiela und erzählte er mir, dass man im Hause seiner Eltern Nachforschungen angestellt hat. Aus Furcht vor Strafe beschloss Ciepiela ins Ausland zu gehen. Er überredete mich, ihn zu begleiten. Ciepiela behauptete nämlich, dass auch ich Schwierigkeiten mit der Polizei bekommen werde, weil man mich seinerzeit in seiner Begleitung getroffen hätte."

Verhör Heinz S. vom 11. Oktober 1940 in Berlin

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#40 - Zwei Sommer in Amsterdam. Teil 2

Die Anachronistin

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Im September 1938 kommen zwei weitere Jugendliche in Amsterdam an. Heinz S.* genannt “Lux” und sein Freund Bruno Ciepiela genannt “Bruzzi”. Die beiden jungen Männer sind damals zwischen 17 und 19 Jahre alt. Und zumindest Bruzzi scheint ein ziemlich verschlagenes Kerlchen zu sein.

Denn die beiden müssen nicht etwa deshalb fliehen, weil sie in Deutschland als Bündische verfolgt werden. Die beiden fliehen, weil Kollege Bruzzi im Siemenswerk lange Finger gemacht hat. Das zumindest erzählt Heinz S. der Gestapo in einem Verhör vom 11. Oktober 1940, nachdem er in Amsterdam festgenommen wurde. Seine Akten liegen denen von Selma Meyer bei. Er beschreibt den Grund für die Flucht wie folgt:

"Mit Bruno Ciepiela bin ich seit langen Jahren befreundet. Er wohnte im Hause meiner Eltern. Im Laufe der Zeit wurden wir enge Freunde.

Vor ca. 2 Jahren stahl Ciepiela auf dem Werksportplatz der Firma Siemens einem anderen Kameraden etwas Geld. Den Sportplatz hatten wir beide gemeinsam besucht und waren mit unseren Rädern hinausgefahren. Die Räder schlossen wir zusammen an. Als wir uns vom Sportplatz entfernen wollten, kam Ciepiela in Begleitung eines Kriminalbeamten zurück. Was eigentlich vorgefallen war, hatte ich da noch nicht gewusst. Weil wir unsere Räder zusammen aufgestellt hatten, glaubte der Kriminalbeamte, dass ich mit Ciepiela unter einer Decke stand. Ich konnte aber nachweisen, dass ich von dem Diebstahl des Ciepiela nichts gewusst hatte und aus diesem Grunde liess man mich laufen. Ciepiela wurde zu den Räumen der Siemens Werkpolizei gebracht. Einige Tage später traf ich mich wieder mit Ciepiela und erzählte er mir, dass man im Hause seiner Eltern Nachforschungen angestellt hat. Aus Furcht vor Strafe beschloss Ciepiela ins Ausland zu gehen. Er überredete mich, ihn zu begleiten. Ciepiela behauptete nämlich, dass auch ich Schwierigkeiten mit der Polizei bekommen werde, weil man mich seinerzeit in seiner Begleitung getroffen hätte."

Verhör Heinz S. vom 11. Oktober 1940 in Berlin

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