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Wie wir das Clubsterben verhindern

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... und uns ausgrechnet das Baurecht dabei hilft.

Clubs sind mehr als Feierstätten. Der Umgang mit ihnen zeigt, wie die Gesellschaft Subkulturen wertschätzt. In den letzten Jahren wurden Clubs strukturell aus Innenstädten vertrieben. Clubsterben überall. In dieser Folge offenbaren wir die kulturelle und – unterschätzte – wirtschaftliche Bedeutung von Clubs. Du erfährst, warum der wichtigste Lösungsansatz im Baurecht liegt, wieso das Katasteramt ein unerwarteter Verbündeter der Clubszene ist und was es mit dem “Parlamentskreis Clubkultur” auf sich hat.

Steigende Mietpreise in den Innenstädten, Wohnverdichtung und Gentrifizierung sind Dauerthemen in Berlin und anderen Großstädten. Sie betreffen nicht nur MieterInnen, sondern zunehmend die Clubs. Die Berliner Clubs sind besonders in Bedrängnis, müssen Luxuswohnungen weichen und werden in die Randgebiete gedrängt. Gleichzeitig werden klassische Kulturinstitutionen, wie Theater, Museen oder Konzerthäuser, besonders staatlich geschützt. Dabei gibt es überraschend wenige Unterschiede zwischen Clubs und Kulturstätten.

In Folge 43 argumentieren wir, was für die Anerkennung von Clubs als Kulturstätte spricht, welche Maßnahmen das Clubsterben verhindern – und lassen dabei ClubbetreiberInnen von ihren Erfahrungen berichten.

Die entscheidende Frage, um das Clubsterben zu verhindern: Vergnügungsstätte oder Kulturbetrieb?

Warum immer wieder Clubs schließen müssen und es so schwer ist, etwas dagegen zu tun, liegt an ihrem Status als Vergnügungsstätte. Damit liegen sie in der selben rechtlichen Kategorie wie Spielhallen, Bordelle, Sex-Kinos und Wettbüros.

Der Clou: Wenn Clubs im Baurecht als Kulturstätte aufgeführt werden würden, dann würden sie einen höheren Schutz genießen.

ClubbetreiberInnen setzen sich deshalb dafür ein, dass Clubs als Kulturbetriebe anerkannt werden. In Berlin haben sich unter anderem dafür zur Clubcommission zusammengetan. Von Diskotheken, die kommerzielle Unterhaltung anbieten und profitmotiviert sind, grenzen sich Clubs dahingehend ab, dass sie ein ausgewähltes Musikprogramm anbieten, KünstlerInnen fördern und Kulturangebote machen.

In der Bundespolitik ist das Thema Clubsterben und seine Relevanz seit kurzem angekommen. Am 15. Februar 2020 fand ein Fachgespräch im Bundestag dazu statt. Mehrere Abgeordnete aus verschiedenen Parteien haben sich daraufhin zum “Parlamentskreis Clubkultur” zusammengetan, um gegen das Clubsterben vorzugehen.

Bei einer Veranstaltung der SPD Berlin zum Thema “Clubsterben in der Innenstadt: Welche Instrumente können die Verdrängung stoppen?” waren wir vor Ort im Sage-Club/KitKat (Der Club in Berlin-Mitte ist aktuell von einer Schließung bedroht). Dort haben wir O-Töne des Geschäftsführers des Sage-Clubs, Sascha Disselkamp, und der Betreiberin des Gretchen-Clubs und Clubcommission-Vorsitzende, Pamela Schobeß aufgenommen. Die Ausschnitte hört in der Podcast-Folge.

Die Studie “Clubkultur Berlin” 2019 hat die Diskussion um den Status der Berliner Clubs auf eine datengestützte Grundlage gestellt. Clubs zeichnen sich nach dessen Definition aus durch den Ort bzw. Raum und ihr kuratiertes Programm, das nicht nur Musik beinhaltet, sondern auch andere Kunst-, Kultur- und politische Veranstaltungen. Besonders entscheidend für einen Club ist jedoch auch das Publikum, die Community oder sogar eine bestimmte Szene – nicht umsonst gibt es oftmals eine harte Türpolitik.

Dies beinhaltet eine soziale Dimension, da Clubs oftmals Schutzräume für marginalisierte Gruppen und Minderheiten bieten, wie queere, homosexuelle und sexpositive Räume. Clubkultur bedeutet Vielfalt und die Akzeptanz des Anderssein.

Die Branche ist aber auch ein Wirtschaftsfaktor. Der Studie zufolge sind über 9.000 Menschen in den Berliner Clubs direkt beschäftigt und machen einen Gesamtumsatz von fast 1,5 Milliarden Euro pro Jahr in Berlin. Aus den Ergebnissen der Studie lässt sich eine Ungleichbehandlung der Clubszene gegenüber der etablierten Kulturorte wie Museen und Theater ableiten.

Wie ihr Status einzuordnen ist, hängt aber vor allem davon ab, welche Bedeutung und Wertschätzung wir als Gesellschaft der Clubkultur beimessen – egal ob wir sie selbst gerne nutzen.

Clubsterben verhindern mit diesen Maßnahmen

Das Bewusstsein fürs Clubsterben scheint zu steigen. Im Januar 2020 wurde der Begriff “Clubsterben” so häufig gegoogelt wie die letzten zehn Jahre nicht. Wenn es jedoch an konkrete Maßnahmen geht, wird es tricky, denn hier haben wir es mit einem Politikfeld zu tun, dass sich auf fast allen Ebenen des politische Mehrebenensystems abspielt:

Gemeinden, Landkreise, Bundesländer und der Bundesstaat. Das Thema Clubsterben betrifft auf Gemeindeebene vor allem die Verwaltungen, die Bauordnungen und dergleichen umsetzen. Andere Bestimmungen, wie die Lärmschutzverordnung, werden auf Landesebene entschieden. Und auf der Bundesebene stellt sich die Frage, in welche Kategorie des Baurechts die Clubs einzuordnen sind und welchen Schutz sie im Gewerberecht genießen. Aufgrund der verschiedenen Zuständigkeiten schlagen wir drei Ansätze für Maßnahmen vor, die den Clubs helfen könnten.

  1. Änderung des Status im Baugesetzbuch, sodass Clubs nicht mehr als Vergnügungsstätte, sondern als Kulturstätte eingeordnet werden. Dadurch wären sie fester Bestandteil von Stadtbebauungsplänen und würden mehr Milieuschutz genießen. Die ersten Schritte in die Richtung sind bereits gemacht worden mit dem ersten öffentlichen Fachgespräch im Bundestag und der Gründung des “Parlamentskreis Clubkultur”.
  2. Clubs müssen ein fester Bestandteil in der Stadtplanung werden. Um gute Lösungen für alle zu finden, also ClubbetreiberInnen, AnwohnerInnen und die Verwaltung, braucht es Beteiligungsverfahren, bei denen alle zu Wort kommen dürfen. Außerdem würde eine dauerhafte Koordinierungsstelle helfen, die zwischen allen Ebenen und Interessen vor Ort vermitteln kann. Bei konfliktreichen Themen können durch Subventionen bestehende Clubs unterstützt werden, z. B. mit einem Lärmschutzfonds wie ihn Berlin seit zwei Jahren hat, um Lärmbelästigung zu vermindern.
  3. ClubbetreiberInnen müssen sich organisieren und immer einen Schritt voraus sein. Um ihre politischen Interessen gemeinsam zu vertreten hat sich die Berliner Clubbranche bereits zu einer Clubcommission zusammengeschlossen und ihr Thema mit der Studie von 2019 sehr erfolgreich auf die politische Agenda gebracht. Um zukünftig früher agieren zu können bei konkreten Bauvorhaben, die Clubs in Gefahr bringen, hat die Clubcommission ein Clubkataster entwickelt. Die Online-Karte zeigt, wo Bebauungspläne und Clubs sich in die Quere kommen könnten. So können Verwaltung und Clubbesitzer frühzeitig das Gespräch suchen.

Zugabe: Clubkultur in Filmen

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... und uns ausgrechnet das Baurecht dabei hilft.

Clubs sind mehr als Feierstätten. Der Umgang mit ihnen zeigt, wie die Gesellschaft Subkulturen wertschätzt. In den letzten Jahren wurden Clubs strukturell aus Innenstädten vertrieben. Clubsterben überall. In dieser Folge offenbaren wir die kulturelle und – unterschätzte – wirtschaftliche Bedeutung von Clubs. Du erfährst, warum der wichtigste Lösungsansatz im Baurecht liegt, wieso das Katasteramt ein unerwarteter Verbündeter der Clubszene ist und was es mit dem “Parlamentskreis Clubkultur” auf sich hat.

Steigende Mietpreise in den Innenstädten, Wohnverdichtung und Gentrifizierung sind Dauerthemen in Berlin und anderen Großstädten. Sie betreffen nicht nur MieterInnen, sondern zunehmend die Clubs. Die Berliner Clubs sind besonders in Bedrängnis, müssen Luxuswohnungen weichen und werden in die Randgebiete gedrängt. Gleichzeitig werden klassische Kulturinstitutionen, wie Theater, Museen oder Konzerthäuser, besonders staatlich geschützt. Dabei gibt es überraschend wenige Unterschiede zwischen Clubs und Kulturstätten.

In Folge 43 argumentieren wir, was für die Anerkennung von Clubs als Kulturstätte spricht, welche Maßnahmen das Clubsterben verhindern – und lassen dabei ClubbetreiberInnen von ihren Erfahrungen berichten.

Die entscheidende Frage, um das Clubsterben zu verhindern: Vergnügungsstätte oder Kulturbetrieb?

Warum immer wieder Clubs schließen müssen und es so schwer ist, etwas dagegen zu tun, liegt an ihrem Status als Vergnügungsstätte. Damit liegen sie in der selben rechtlichen Kategorie wie Spielhallen, Bordelle, Sex-Kinos und Wettbüros.

Der Clou: Wenn Clubs im Baurecht als Kulturstätte aufgeführt werden würden, dann würden sie einen höheren Schutz genießen.

ClubbetreiberInnen setzen sich deshalb dafür ein, dass Clubs als Kulturbetriebe anerkannt werden. In Berlin haben sich unter anderem dafür zur Clubcommission zusammengetan. Von Diskotheken, die kommerzielle Unterhaltung anbieten und profitmotiviert sind, grenzen sich Clubs dahingehend ab, dass sie ein ausgewähltes Musikprogramm anbieten, KünstlerInnen fördern und Kulturangebote machen.

In der Bundespolitik ist das Thema Clubsterben und seine Relevanz seit kurzem angekommen. Am 15. Februar 2020 fand ein Fachgespräch im Bundestag dazu statt. Mehrere Abgeordnete aus verschiedenen Parteien haben sich daraufhin zum “Parlamentskreis Clubkultur” zusammengetan, um gegen das Clubsterben vorzugehen.

Bei einer Veranstaltung der SPD Berlin zum Thema “Clubsterben in der Innenstadt: Welche Instrumente können die Verdrängung stoppen?” waren wir vor Ort im Sage-Club/KitKat (Der Club in Berlin-Mitte ist aktuell von einer Schließung bedroht). Dort haben wir O-Töne des Geschäftsführers des Sage-Clubs, Sascha Disselkamp, und der Betreiberin des Gretchen-Clubs und Clubcommission-Vorsitzende, Pamela Schobeß aufgenommen. Die Ausschnitte hört in der Podcast-Folge.

Die Studie “Clubkultur Berlin” 2019 hat die Diskussion um den Status der Berliner Clubs auf eine datengestützte Grundlage gestellt. Clubs zeichnen sich nach dessen Definition aus durch den Ort bzw. Raum und ihr kuratiertes Programm, das nicht nur Musik beinhaltet, sondern auch andere Kunst-, Kultur- und politische Veranstaltungen. Besonders entscheidend für einen Club ist jedoch auch das Publikum, die Community oder sogar eine bestimmte Szene – nicht umsonst gibt es oftmals eine harte Türpolitik.

Dies beinhaltet eine soziale Dimension, da Clubs oftmals Schutzräume für marginalisierte Gruppen und Minderheiten bieten, wie queere, homosexuelle und sexpositive Räume. Clubkultur bedeutet Vielfalt und die Akzeptanz des Anderssein.

Die Branche ist aber auch ein Wirtschaftsfaktor. Der Studie zufolge sind über 9.000 Menschen in den Berliner Clubs direkt beschäftigt und machen einen Gesamtumsatz von fast 1,5 Milliarden Euro pro Jahr in Berlin. Aus den Ergebnissen der Studie lässt sich eine Ungleichbehandlung der Clubszene gegenüber der etablierten Kulturorte wie Museen und Theater ableiten.

Wie ihr Status einzuordnen ist, hängt aber vor allem davon ab, welche Bedeutung und Wertschätzung wir als Gesellschaft der Clubkultur beimessen – egal ob wir sie selbst gerne nutzen.

Clubsterben verhindern mit diesen Maßnahmen

Das Bewusstsein fürs Clubsterben scheint zu steigen. Im Januar 2020 wurde der Begriff “Clubsterben” so häufig gegoogelt wie die letzten zehn Jahre nicht. Wenn es jedoch an konkrete Maßnahmen geht, wird es tricky, denn hier haben wir es mit einem Politikfeld zu tun, dass sich auf fast allen Ebenen des politische Mehrebenensystems abspielt:

Gemeinden, Landkreise, Bundesländer und der Bundesstaat. Das Thema Clubsterben betrifft auf Gemeindeebene vor allem die Verwaltungen, die Bauordnungen und dergleichen umsetzen. Andere Bestimmungen, wie die Lärmschutzverordnung, werden auf Landesebene entschieden. Und auf der Bundesebene stellt sich die Frage, in welche Kategorie des Baurechts die Clubs einzuordnen sind und welchen Schutz sie im Gewerberecht genießen. Aufgrund der verschiedenen Zuständigkeiten schlagen wir drei Ansätze für Maßnahmen vor, die den Clubs helfen könnten.

  1. Änderung des Status im Baugesetzbuch, sodass Clubs nicht mehr als Vergnügungsstätte, sondern als Kulturstätte eingeordnet werden. Dadurch wären sie fester Bestandteil von Stadtbebauungsplänen und würden mehr Milieuschutz genießen. Die ersten Schritte in die Richtung sind bereits gemacht worden mit dem ersten öffentlichen Fachgespräch im Bundestag und der Gründung des “Parlamentskreis Clubkultur”.
  2. Clubs müssen ein fester Bestandteil in der Stadtplanung werden. Um gute Lösungen für alle zu finden, also ClubbetreiberInnen, AnwohnerInnen und die Verwaltung, braucht es Beteiligungsverfahren, bei denen alle zu Wort kommen dürfen. Außerdem würde eine dauerhafte Koordinierungsstelle helfen, die zwischen allen Ebenen und Interessen vor Ort vermitteln kann. Bei konfliktreichen Themen können durch Subventionen bestehende Clubs unterstützt werden, z. B. mit einem Lärmschutzfonds wie ihn Berlin seit zwei Jahren hat, um Lärmbelästigung zu vermindern.
  3. ClubbetreiberInnen müssen sich organisieren und immer einen Schritt voraus sein. Um ihre politischen Interessen gemeinsam zu vertreten hat sich die Berliner Clubbranche bereits zu einer Clubcommission zusammengeschlossen und ihr Thema mit der Studie von 2019 sehr erfolgreich auf die politische Agenda gebracht. Um zukünftig früher agieren zu können bei konkreten Bauvorhaben, die Clubs in Gefahr bringen, hat die Clubcommission ein Clubkataster entwickelt. Die Online-Karte zeigt, wo Bebauungspläne und Clubs sich in die Quere kommen könnten. So können Verwaltung und Clubbesitzer frühzeitig das Gespräch suchen.

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