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Die Mikrowelle - Vom Radargerät in die Küche

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Mikrowellen erhitzen Speisen schier magisch, von innen heraus. Der Herd mit den elektromagnetischen Wellen erfährt viel Skepsis, könnte aber eine Renaissance erleben. Einen Wendepunkt unserer Esskultur markiert er in jedem Fall. (BR 2020) Autorin: Inga Pflug

Credits
Autor/in dieser Folge: Inga Pflug
Regie: Christiane Klenz
Es sprachen: Caroline Ebner, Ann-Isabelle Zils, Florian Schwarz, Diana Gaul, Peter Weiß
Technik: Peter Preuß
Redaktion: Nicole Ruchlak

Im Interview:
Dipl.-Ing. Moritz Heber, Deutsches Museum München, Kurator u.a. für Haustechnik;
Prof. Dr.-Ing. John [joːn] Jelonnek, Karlsruher Institut für Technologie, Leiter Institut für Hochleistungsimpuls- und Mikrowellentechnik;
Prof. Dr. Gunther Hirschfelder, Universität Regensburg, Lehrstuhl für Vergleichende Kulturwissenschaft, Volkskundler und Kulturanthropologe

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MUSIK 1 (CD516970005 Benny Goodman Sextet: Slipped Disc 0’59)

Sprecherin1:

Januar 1945. Während sich die Welt bekriegt, stecken Ingenieure in den Laboren von Raytheon in Waltham, Massachusetts ihre Köpfe zusammen. Sie tüfteln an einem Radar-Gerät. Die Technik ist für das Militär gedacht. Da fühlt Radar-Forscher Percy Spencer plötzlich etwas Warmes in seiner Hosentasche – und findet einen geschmolzenen Schokoriegel. Der ist nicht etwa nur durch seine eigene Körperwärme aufgeweicht. Etwas anderes muss ihn erwärmt haben – regelrecht aufgeheizt! Fasziniert geht der Tüftler der Ursache auf den Grund, findet sie in den elektromagnetischen Strahlen des Radargeräts – und bis zur Entwicklung des Mikrowellenherdes ist es nur noch ein kleiner, logischer Schritt.

Sprecherin2:

So geht die Geschichte von der Erfindung der Mikrowelle. Oder doch nicht?

OT1 Heber:

Das ist dieser Mythos, sag ich jetzt mal, auf dem man immer wieder stößt, den man aber ein Stück weit eigentlich hinterfragen muss. Also das ist so eine Serendipity Erzählung sagen wir dazu, also eine Erzählung von einem glücklichen Zufall, der zu einer großartigen Erfindung geführt hat…

Sprecherin2:

… sagt Moritz Heber, vom Deutschen Museum in München.

OT2 Heber:

… das Klettband, Penicillin, Teflon, das sind so Beispiele für glückliche Zufälle. Im Fall der Mikrowelle stimmt das nicht ganz, und es ist ganz interessant, welchen Weg diese Erfindung eigentlich genommen hat.

Sprecherin2:

Der Krieg, die Radar-Forschung – sie haben tatsächlich mit der Mikrowelle zu tun. Doch den Ausgangspunkt für den Siegeszug des Mikrowellenherdes sieht Moritz Heber nicht in Massachusetts, sondern in Großbritannien:

OT3 Heber:

In den 30er Jahren, als man also wirklich große Angst hatte vor dem drohenden Krieg, haben viele in vielen Ländern, also nicht nur Großbritannien, auch Deutschland, USA, Japan, alle an Radargeräten geforscht. Und den Engländern ist 1940 in der Beziehung ein echter Durchbruch gelungen. Das Magnetron, also das ist das Kernstück, das eben diese Mikrowellenstrahlung erzeugt, das war bis dahin sehr groß und schwer. Und die Engländer haben 1940 ein Magnetron erfunden, was sehr klein war, sehr leicht und was sich dadurch auch in Flugzeuge einbauen ließ. Aber sie konnten es nicht in großen Stückzahlen fertigen. Und deswegen ist Großbritannien an die USA herangetreten und hat gesagt, also wir legen unsere Forschungsergebnisse offen, unsere Erfindung teilen wir mit euch. Aber ihr müsst uns diese Magnetrone bauen.

Sprecherin2:

So kommt die Erfindung erst in die USA – und dort in das Forschungslabor zu Percy Spencer.

MUSIK 2 (Z9379852205 Django Reinhardt: Swing Guitars 0‘33)

Sprecherin1:

Und tatsächlich setzt sich der Tüftler dort auch mit der erhitzenden Wirkung von Mikrowellen auseinander. Er bereitet das erste Mikrowellen-Popcorn zu –

und auch Eier lässt er unter dem Einfluss der elektromagnetischen Wellen aus dem Magnetron explodieren, berichtet Moritz Heber. Doch an eine reine Zufallsentdeckung will der Hausgeräte-Experte nicht glauben. Denn:

OT 04 Heber:

Dieser Effekt, dass elektromagnetische Strahlung Wärme induziert, also Wärme hervorruft, der war schon lange bekannt. Spencer selbst schreibt in seinem Patent auch, dass das eigentlich nicht neu ist. Aber dass es eben jetzt besonders effektiv ist.

Sprecherin2:

Für wahrscheinlicher hält es Moritz Heber deshalb, dass der Rüstungskonzern Raytheon sich in den 1940er-Jahren bereits auf eine Zeit nach dem Krieg vorbereitet und zivile Märkte erschließen will. Und da kommt die Mikrowellentechnik eben gerade recht.

MUSIK 3 (CD617730001 Lionel Hampton and His Orchestra: Jivin‘ The Vibes 0’17)

Zitator 1 Werbeannonce [historisch]: Make the greatest cooking discovery since fire – Radarange Microwave Oven – Cuts most cooking times by 75%. Bakes a potato in 4 Minutes, cooks a hot dog in 20 seconds and a 5 lb roast in 35 minutes.

Sprecherin2:

Das Herzstück des Mikrowellenherdes, das Magnetron, in dem die hochfrequenten Schwingungen erzeugt werden, muss also erst konstruiert werden und technisch ausreifen. Die Mikrowellen selbst aber sind keine Erfindung, sondern ein natürliches Phänomen.

MUSIK 4 (CD617730001 Lionel Hampton and His Orchestra: Jivin‘ The Vibes 0’25)

Zitator 1 Werbeannonce [historisch]:

Erleben Sie das großartigste Kocherlebnis seit der Entdeckung des Feuers! Die Mikrowelle! Verkürzt die Kochzeit um 75%! Gart eine Kartoffel in 4 Minuten! Einen Hotdog in 20 Sekunden! Und zwei Kilo Braten in 35 Minuten.

Sprecherin2:

Zwar benutzen wir den Begriff "Mikrowelle" heute landläufig stellvertretend für den ganzen Mikrowellenherd. Der physikalische Begriff "Mikrowelle" jedoch ist nur ein vereinfachter Begriff für bestimmte elektromagnetische Wellen, erläutert der Ingenieur und Elektrotechniker Professor John Jelonnek. Er leitet das Institut für Hochleistungsimpuls- und Mikrowellentechnik am Karlsruher Institut für Technologie.

MUSIK 5 (Z8027766104 Less: Zum Greifen fern 0‘59)

OT5 Jelonnek:

Die Mikrowelle ist im Grunde genommen nur der Bereich des elektromagnetischen Spektrums in einem bestimmten Frequenzbereich, also von 300 Megahertz, wie wir das sagen, bis ungefähr 300 Gigahertz. Aber in der Natur haben Sie das komplette Spektrum aller Frequenzen vorhanden. Es ist also was völlig natürliches. Wir kennen es als natürliche Wärmestrahlung. Wir kennen es als Licht.

Sprecherin2:

Die verschiedenen elektromagnetischen Wellen im Spektrum unterscheiden sich in Wellenlänge und Frequenz. Ohne technische Hilfsmittel wahrnehmen können wir aber eben nur einen äußerst geringen Anteil aller elektromagnetischer Wellen: die Wärme der Infrarotstrahlung und das sichtbare Licht.

Sprecherin1:

Kein Wunder, dass dem Mikrowellenofen und seiner Funktionsweise anfangs durchaus Skepsis entgegenschlägt.

OT 6 Heber: In den USA hatten die Hersteller oder der Vertrieb von Mikrowellen doch einige Zeit damit zu tun, Köchinnen und Hausfrauen davon zu überzeugen, dass ein Lebensmittel mit Mikrowellen zu erwärmen, dass das jetzt nicht irgendwie mystisch, magisch, unverständlich und dadurch vielleicht auch irgendwie beängstigend ist, sondern dass das ein ganz einfacher physikalischer Vorgang ist, der ganz ungefährlich ist.

Sprecherin1:

… erläutert Haustechnik-Experte Moritz Heber.

OT 7 Heber:

Und da wurden dann auch irgendwie Analogien herangezogen, dass man sagt okay, die Mikrowellenstrahlung, die bewegt einfach die Moleküle in deinem Essen ganz schnell hin und her. Und so wie du deine Hände zusammenreiben kannst, entsteht dann Reibungswärme im Essen. Und das ist also ganz normal und gar kein Problem.

Sprecherin2:

Besonders gut klappt diese Erwärmung auf molekularer Ebene bei Flüssigkeiten und wasserhaltigen Speisen. Denn Wasser bringt eine bestimmte Eigenschaft mit:

MUSIK 6 (Z8014180102 SINE: Feel Love 0‘35)

Sprecherin1:

Stark vereinfacht gesprochen, ist ein Wassermolekül, also H2O, eine Art Kompassnadel oder Magnet mit einer positiv und einer negativ geladenen Seite. John Jelonnek spricht von einem sogenannten Dipol. Und an diesen beiden unterschiedlich geladenen Seiten packt nun sozusagen die Mikrowelle an.

OT 8 Jelonnek:

Nehmen Sie mal nen Rugbyball, der oval ist. An der einen Seite malen Sie ein Plus und an der anderen Seite ein Minuszeichen. Es hat also ein positives Ladungsende und ein negatives Ladungsende.

Sprecherin1:

… veranschaulicht es John Jelonnek:

OT 9 Jelonnek:

Nehmen Sie ganz viele dieser ovalen Bälle und legen sie in ein Wasserbad, ganz unregelmäßig. Sie werfen sie einfach dort hinein. Jetzt legen Sie ein Feld an, dann werden sich alle diese Moleküle versuchen, nach dem Feld auszurichten, alle in einer Richtung. Das ändert sich aber periodisch mit der Frequenz. Hier haben wir eine Frequenz von 2,45 Gigahertz. Das heißt, es ändert sich sehr, sehr schnell. Und dadurch kommt es einfach zur Reibung. Die müssen sich alle ja immer drehen und reiben sich sozusagen aneinander. Und es kommt zur Erwärmung des Materials.

MUSIK 7 (Z8030896149 Chris Gilcher / Michi Koerner: Unbiased Opinion (reduced) 0’39)

Sprecherin1:

Und zwar direkt in den Lebensmitteln – was den großen Vorteil der Mikrowellengeräte gegenüber anderen Herdarten ausmacht: Während im Backofen oder auf der Herdplatte die Hitze ja erst einmal durch Topf, Pfanne oder Bräter ans Essen herankommen und dann bis ins Innere vordringen muss, findet die Erhitzung im Mikrowellenherd direkt im Essen statt: Die Mikrowellen dringen einige Zentimeter ins Gargut ein, lassen dort die Dipol-Moleküle des Wassers "schwingen", das Essen wird warm. Das Innere des Ofens selbst bleibt kühl.

Sprecherin2:

Röstaromen wie in der Pfanne bilden sich so freilich nicht. Das allerdings ist für die Entwickler des Mikrowellenherdes nicht das größte Problem:

OT 10 Heber:

Das große Problem war, dass die Lebensmittel, die man in der Mikrowelle erwärmen wollte, dass die sehr ungleichmäßig erhitzt wurden, erwärmt wurden. Das kennt man heute auch noch teilweise.

Sprecherin2:

… sagt Moritz Heber. Auch das hat mit der Physik der elektromagnetischen Wellen zu tun – und dem Phänomen der sogenannten Stehenden Wellen:

Sprecherin1:

Die Mikrowellen, die vom Magnetron aus in den Garraum gesendet werden, reflektieren an den metallenen Wänden des Ofens. Sie werden an die gegenüberliegende Wand und zurück geworfen und so weiter, wie Licht zwischen zwei Spiegeln.

Sprecherin2:

Zwischen den beiden festen Wänden kommt das maximale Feld, also quasi der Bauch der Welle, so aber immer an der gleichen Stelle zustande. Hochleistungsmikrowellen-Forscher John Jelonnek verbildlicht das Phänomen mit der Wellenbewegung eines Springseils:

MUSIK 8 (CD735920005 Skipping Rope 0’40)

OT11 Jelonnek:

Sie haben an zwei Enden zwei Kinder, die das Seil bewegen, dass es so Wellenbewegungen macht. Und das Seil wird sich quasi immer an den gleichen Stellen auf und ab bewegen. Und an den Enden ist das Seil nicht ausgelenkt, beziehungsweise dort gibt es kein Feld. Da, wo die Kinder sind, dort in sind sozusagen Null-Stellen.

Sprecherin 2:

… und dort bleibt das Essen kalt.

Sprecherin 1:

Schlechte Voraussetzungen für einen Markterfolg – und eine technische Schwierigkeit, an deren Lösung die Mikrowellen-Pioniere lange getüftelt haben, berichtet auch Moritz Heber:

OT 12 Heber:

Zunächst hat man überlegt, ob man den Raum in der Größe ständig verändern muss, spricht, dass sich die Wände der Mikrowelle verschieben, sodass quasi der Raum größer und kleiner wird. Das ist natürlich enorm unpraktisch. Dann ist man auf die Idee gekommen, dass man an der Decke von diesem Raum einen kleinen Rührer, also einen Metallstab, der sich ständig dreht, anbringt. Dadurch werden die Wellen dann unterschiedlich reflektiert. Und zuletzt, und das kennt man heute, hat man ja den Teller, der sich dreht, in der Mitte.

Sprecherin 2:

Zum Garen von rohem Hähnchenfleisch und anderen möglicherweise mit Salmonellen oder Listerien belasteten Lebensmittel sollte die Mikrowelle trotzdem nicht benutzt werden: Zu groß ist das Risiko, dass nicht alle Stellen gleichmäßig durcherhitzt werden.

Sprecherin 1:

Die ersten Mikrowellen finden aber aus noch viel pragmatischeren Gründen in der normalen Durchschnitts-Küche keinen Platz, sondern nur in der Gastronomie oder Kantine:

OT 13 Heber:

Die ersten Mikrowellen, die überhaupt auf dem Markt verfügbar waren, das waren riesengroße Geräte, so groß wie ein Kühlschrank, 300 Kilo schwer. Die haben eine Wasserkühlung benötigt. Also spricht einen eigenen Wasseranschluss.

Sprecherin2:

Rund 20 Jahre dauert es ab der Patentierung, bis wirklich haushaltsfähige Geräte auf dem Markt sind.

Sprecherin1:

Denen allerdings macht bald schon die langsam erstarkende Umweltbewegung in den USA zu schaffen, die die elektromagnetische Strahlung kritisch beäugt.

OT 14 Heber:

Das hat auch erst dazu geführt, dass überhaupt in den USA dann mal ein Gesetz erlassen wurde, was Grenzwerte für auch für Haushalts-Mikrowellengeräte überhaupt erst einmal festgeschrieben hat. Und im Zuge dessen 1971 hat das amerikanische Gesundheitsministerium dann auch Mikrowellen mal getestet auf dem Markt und hat festgestellt, dass irgendwie ein Drittel der Geräte diese Grenzwerte überschreiten. Und das hat natürlich schon, sage ich mal, den Mikrowellen erstmal einen Dämpfer versetzt, ja.

MUSIK 3 (M0050378111 ISAN: Linnæus 0‘34)

Sprecherin1:

Und dem Gerät einen Makel verpasst, der ihm bis heute anhaftet: Wer das Stichwort "Mikrowelle" in die Suchmaschine eingibt, findet neben Kaufangeboten und Rezepten unausweichlich auch Berichte über verstrahltes Essen, zerstörte Vitamine und gefährliche Strahlen aus der Mikrowelle.

Sprecherin2:

Was auch an der synonymen Verwendung der Begriffe "Elektromagnetische Wellen" und "Elektromagnetische Strahlung" liegen könnte.

OT 15 Jelonnek:

Leider hat die Strahlung eine negative Auffassung für viele Menschen. Dabei ist Strahlung etwas, was eigentlich nur die Leistung angibt, die man eigentlich erhält, wenn elektromagnetische Wellen sich ausbreiten.

Sprecherin2:

… sagt John Jelonnek vom Karlsruher Institut für Hochleistungsimpuls- und Mikrowellentechnik. Wie bereits erwähnt umfasst das elektromagnetische Spektrum neben sichtbarem Licht, Mikrowellen, Radar oder Rundfunkwellen auch Frequenzen im Bereich der ionisierenden Strahlung, also etwa Gamma- und Röntgenstrahlung sowie kurzwellige Ultraviolettstrahlung. Und diese elektromagnetischen Wellen können biologisch schädlich wirken.

Sprecherin1: Mikrowellen aber nicht, verspricht John Jelonnek. Nicht mal im Mikrowellenofen selbst würde jemand "verstrahlt":

OT 16 Jelonnek:

Sie sollten sich natürlich nicht in ein hohes Mikrowellenfeld reinstellen, auf gar keinen Fall, weil dann würden sie quasi erwärmt werden. Das ist das, was passiert.

Sprecherin 1:

Denn die Mikrowellen unterscheiden nicht zwischen dem Wasser im lebenden Organismus und der Flüssigkeit im Essen.

Sprecherin 2:

Abgesehen von ihrer Temperatur verändern sich die Lebensmittel in der Mikrowelle aber nicht, betont Jelonnek:

OT 17 Jelonnek:

Das heißt auch, wenn man jetzt wieder abkühlt, werden sich quasi alle Moleküle wieder durcheinander ausrichten und nach außen hin neutral sein. Also aus wissenschaftlicher Erkenntnis heutzutage kann man keinen negativen Effekt, der Mikrowellen, also der der hochfrequenten elektromagnetischen Wellen, auf irgendein Essen zeigen. Es gibt's dort nicht.

Sprecherin1:

Die Forscher am Institut für Hochleistungsimpuls- und Mikrowellentechnik in Karlsruhe arbeiten an weitaus größeren Mikrowellenöfen, als wir sie aus der Küche kennen. In ihrer Mikrowellenprozessanlage können unter anderem Kunststoffteile für Luft- und Raumfahrt und die Automobilindustrie gehärtet werden.

Bei 36.000 Watt erwärmen sich die Bauteile dort nicht nur schneller als in einem herkömmlichen Härtungsofen, sondern das Verfahren ist auch energieeffizienter. Weil eben auch dort – wie in der Küchenmikrowelle – nur das Gargut – in diesem Fall das Bauteil – erhitzt werden kann und nicht der ganze Ofen mit aufgeheizt werden muss.

Sprecherin2:

Trotz der hohen Leistung: Genauso wie der Mikrowellenherd Zuhause arbeitet der Karlsruher Mikrowellenofen bei 2,45 Gigahertz. Und ist für den Experten genauso beherrschbar:

OT 18 Jelonnek:

Das ist das schöne eigentlich in der Hochfrequenztechnik. Sie können für die elektromagnetischen Wellen sogenannte Fallen einbauen. Bestimmte Strukturen, dass die Mikrowelle bei geschlossener Tür wirklich im Ofen bleibt.

Sprecherin1:

Dafür sorgt beispielsweise das Metallgitter im Fenster der Gerätetür. Somit treffen die Mikrowellen nur das Essen im Inneren. Und nicht den Bediener vor dem Gerät.

Sprecherin2:

Das bestätigen auch Überprüfungen des Bundesamtes für Strahlenschutz:

Zitator 1:

"Durch Abschirmmaßnahmen ist gewährleistet, dass im Betrieb nur sehr wenig Strahlung nach außen gelangt. Eine weitere Sicherheitsmaßnahme sorgt über eine technisch mehrfach ausgelegte Schutzvorrichtung für eine zuverlässige Abschaltung des Gerätes, sobald die Tür geöffnet wird."

Sprecherin2:

… heißt es dort . Für die dennoch auftretende Leckstrahlung um Sichtblende und Türe ist in einem Abstand von fünf Zentimetern von der Geräteoberfläche ein Emissionsgrenzwert von fünf Milliwatt pro Quadratzentimeter festgelegt.

OT 19 Jelonnek:

Das heißt, das, was raus darf und was gemessen wird bei der technischen Zulassung der Mikrowelle, ist so gering, (ist eine Größenordnung) wie die eigene Temperaturstrahlung des eigenen Körpers.

Sprecherin2:

Bei wiederholten Messungen lagen die tatsächlichen Werte laut Bundesamt bei einem Prozent des zulässigen Grenzwertes:

Zitator 1:

"Bei technisch einwandfreien Geräten besteht daher keine gesundheitliche Gefahr, auch nicht für besonders schutzbedürftige Personen wie Schwangere oder Kleinkinder."

[Collage Rezept-Fragmente]

MUSIK 10 (C1218710013 High LLamas: Showstop 0’32)

Zitatorin 2:

Kartonverpackung entfernen, Deckfolie mehrfach einstechen …

Zitator 1:

Das Rührei bei 440 Watt ca. 7 Min. stocken lassen, zwischendurch mit einer Gabel zerpflücken.

Zitatorin 2:

… bei 600 Watt ca. 3 Minuten, bei 900 Watt ca. 2 Minuten erhitzen.

Zitator 1:

… bitte nachschauen, ob der Kuchen durchgegart ist.

Zitatorin 2:

kurz ruhen lassen, nach dem Öffnen umrühren.

MUSIKENDE

OT 20 Hirschfelder:

Der große Erfolg der Mikrowelle kommt ja nicht zufällig genau zu dem Zeitpunkt, in dem die Grund-Geometrie des Kochens sich vor allem in unseren westlichen Gesellschaften verändert.

Sprecherin2: … sagt Gunther Hirschfelder. Für den Volkskundler und Kulturanthropologen markiert der Mikrowellenherd einen Wendepunkt in unserer Esskultur:

MUSIK 11 (Z9376907208 Hot Butter: Popcorn 0’41)

OT 21 Hirschfelder:

Kochen ist eigentlich vor allem immer eine Notwendigkeit gewesen hat, viel Zeit beansprucht. Und das versuchte man immer zu reduzieren, weil viel Zeit bedeutet dann eben oft zu viel Zeit. Und in den Jahren um 1970, als die Sache mit der Mikrowelle Fahrt aufgenommen hat, da ist das Kochen sozusagen von einer unbedingten Notwendigkeit zu einem Hobby geworden, zum Ausdruck von Lifestyle. Da haben wir die Unterscheidung seitdem auch für eine Bevölkerungsmehrheit in Versorgungsküche auf der einen Seite und Erlebnisküche auf der anderen Seite. Und da kommt die Mikrowelle auf einmal mit ins Spiel. Sie erleichtert die Versorgungsküche. Und die Versorgungsküche hatte sich bis dahin schon in kurzer Zeit ohnehin massiv verändert. Sie war viel effizienter und viel schneller geworden, und die Mikrowelle wirkt hier sozusagen als Katalysator wie ein Turbo.

MUSIK 12 (1218710004 The High Llamas: Janet Jangle 0’30)

Sprecherin1:

Schnell die Reste vom Vortag aufwärmen, weil zum Kochen heute keine Zeit ist? Die Mikrowelle macht's. Popcorn? Warm und frisch, natürlich aus der Mikrowelle! Die Familienmitglieder sind alle zu unterschiedlichen Zeiten daheim und trotzdem jeder will eine warme Mahlzeit? Ab mit den Portionen in die Mikrowelle!

Sprecherin2: Statistisch erfasst wird der Ausstattungsgrad mit Mikrowellengeräten in der Bundesrepublik erstmals 1988 in der Einkommensverbrauchsstichprobe. Zwölf Prozent der Haushalte besitzen damals eine Mikrowelle. 30 Jahre später liegt der Wert bei mehr als 70 Prozent.

Sprecherin1:

Wie stark sie genutzt wird, erfasst die Statistik nicht. Und auch die Kulturwissenschaft tappt da im Dunkeln.

OT 22 Hirschfelder:

Die Mikrowelle ist ein Multifunktionstool, und wir wissen gar nicht genau, was die Menschen damit anstellen. Auf der einen Seite habe ich ausdifferenzierte Kochbücher, die eine ganze Menge Möglichkeit geben, mit der Mikrowelle intelligent umzugehen. Dann hab ich Einzelgerichte, die ich einfach Kompakt in die Mikrowelle schiebe, die auch verschiedene Komponenten haben können. Der Discount und die Supermärkte bieten da eine reiche Auswahl und auch Essen auf Rädern bespielt hier in dieser Liga …

Sprecherin1:

Vom Ruf der Mikrowelle als Prestige-Objekt für den High-End-High-Tech-Haushalt freilich ist heute nicht mehr viel übrig: In modernen (Luxus-) Küchen wird die Mikrowelle längst nicht mehr zum Zentralelement gemacht. Oft wird sie leicht verschämt in der Ecke versteckt. Sofern sie überhaupt noch vorhanden ist.

MUSIK 13 (Z8031838101 Fred und Luna: Zyklopädie Nummer 28 0’41)

OT 23 Hirschfelder:

Bei vielen Wohnformen für Menschen, die unter harten Bedingungen arbeiten, da spielt die Mikrowelle eine viel größere Rolle. Wir haben die Mikrowelle in den Unterkünften der Saisonarbeiter etwa, wir haben sie in manchen Studentenapartments. Sie rangiert sozusagen am unteren Ende der Wertigkeitsskala der Küchenutensilien.

Sprecherin1:

Vielleicht aber nicht mehr lange, mutmaßt der Kulturanthropologe. Denn in Zeiten, in denen Energieeffizienz eine immer größere Rolle spielt und sich neue Wohnformen auf kleinstem Raum etablieren, könnte die Mikrowelle eine Renaissance erleben. Davon ist Gunther Hirschfelder überzeugt:

OT 24 Hirschfelder:

Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir Wohneinheiten haben, wo man nicht mehr eine ganze Küche einbaut, sondern wo man eine wassergespeiste Spülanlage hat und wo man dazu zum Beispiel ein Ein-Platten Induktionskocher hat und eine parallel dazu vielleicht noch eine kleine Mikrowelle, da hätte man eine Kombination, mit der man doch eine ganze Menge machen kann.

Sprecherin1:

Und auch die Küchengeräte-Hersteller haben die Mikrowellen wieder ins Visier genommen: Sogenannte Dialoggarer kombinieren Ober- und Unterhitze oder Heißluft mit den elektromagnetischen Wellen, messen permanent wie viel Energie das Lebensmittel schon aufgenommen hat und versprechen durch einen intelligenten Einsatz verschiedener Frequenzen ein besonders gleichmäßiges und zeitsparendes Koch-Ergebnis.

MUSIK 14 (CD516970005 Benny Goodman Sextet: Slipped Disc 0’30)

Sprecherin2:

Und so dürfte das Ergebnis von Percy Spencers Tüfteleien am Radar-Gerät noch länger erhalten bleiben. Und bestimmt noch den ein oder anderen Schoko-Riegel zum Schmelzen bringen.

Sprecherin1:

Denn ob wahre Geschichte oder Erfinder-Mythos: Schokolade-Schmelzen können die elektromagnetischen Strahlen wirklich.

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Prof. Dr.-Ing. John [joːn] Jelonnek, Karlsruher Institut für Technologie, Leiter Institut für Hochleistungsimpuls- und Mikrowellentechnik;
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MUSIK 1 (CD516970005 Benny Goodman Sextet: Slipped Disc 0’59)

Sprecherin1:

Januar 1945. Während sich die Welt bekriegt, stecken Ingenieure in den Laboren von Raytheon in Waltham, Massachusetts ihre Köpfe zusammen. Sie tüfteln an einem Radar-Gerät. Die Technik ist für das Militär gedacht. Da fühlt Radar-Forscher Percy Spencer plötzlich etwas Warmes in seiner Hosentasche – und findet einen geschmolzenen Schokoriegel. Der ist nicht etwa nur durch seine eigene Körperwärme aufgeweicht. Etwas anderes muss ihn erwärmt haben – regelrecht aufgeheizt! Fasziniert geht der Tüftler der Ursache auf den Grund, findet sie in den elektromagnetischen Strahlen des Radargeräts – und bis zur Entwicklung des Mikrowellenherdes ist es nur noch ein kleiner, logischer Schritt.

Sprecherin2:

So geht die Geschichte von der Erfindung der Mikrowelle. Oder doch nicht?

OT1 Heber:

Das ist dieser Mythos, sag ich jetzt mal, auf dem man immer wieder stößt, den man aber ein Stück weit eigentlich hinterfragen muss. Also das ist so eine Serendipity Erzählung sagen wir dazu, also eine Erzählung von einem glücklichen Zufall, der zu einer großartigen Erfindung geführt hat…

Sprecherin2:

… sagt Moritz Heber, vom Deutschen Museum in München.

OT2 Heber:

… das Klettband, Penicillin, Teflon, das sind so Beispiele für glückliche Zufälle. Im Fall der Mikrowelle stimmt das nicht ganz, und es ist ganz interessant, welchen Weg diese Erfindung eigentlich genommen hat.

Sprecherin2:

Der Krieg, die Radar-Forschung – sie haben tatsächlich mit der Mikrowelle zu tun. Doch den Ausgangspunkt für den Siegeszug des Mikrowellenherdes sieht Moritz Heber nicht in Massachusetts, sondern in Großbritannien:

OT3 Heber:

In den 30er Jahren, als man also wirklich große Angst hatte vor dem drohenden Krieg, haben viele in vielen Ländern, also nicht nur Großbritannien, auch Deutschland, USA, Japan, alle an Radargeräten geforscht. Und den Engländern ist 1940 in der Beziehung ein echter Durchbruch gelungen. Das Magnetron, also das ist das Kernstück, das eben diese Mikrowellenstrahlung erzeugt, das war bis dahin sehr groß und schwer. Und die Engländer haben 1940 ein Magnetron erfunden, was sehr klein war, sehr leicht und was sich dadurch auch in Flugzeuge einbauen ließ. Aber sie konnten es nicht in großen Stückzahlen fertigen. Und deswegen ist Großbritannien an die USA herangetreten und hat gesagt, also wir legen unsere Forschungsergebnisse offen, unsere Erfindung teilen wir mit euch. Aber ihr müsst uns diese Magnetrone bauen.

Sprecherin2:

So kommt die Erfindung erst in die USA – und dort in das Forschungslabor zu Percy Spencer.

MUSIK 2 (Z9379852205 Django Reinhardt: Swing Guitars 0‘33)

Sprecherin1:

Und tatsächlich setzt sich der Tüftler dort auch mit der erhitzenden Wirkung von Mikrowellen auseinander. Er bereitet das erste Mikrowellen-Popcorn zu –

und auch Eier lässt er unter dem Einfluss der elektromagnetischen Wellen aus dem Magnetron explodieren, berichtet Moritz Heber. Doch an eine reine Zufallsentdeckung will der Hausgeräte-Experte nicht glauben. Denn:

OT 04 Heber:

Dieser Effekt, dass elektromagnetische Strahlung Wärme induziert, also Wärme hervorruft, der war schon lange bekannt. Spencer selbst schreibt in seinem Patent auch, dass das eigentlich nicht neu ist. Aber dass es eben jetzt besonders effektiv ist.

Sprecherin2:

Für wahrscheinlicher hält es Moritz Heber deshalb, dass der Rüstungskonzern Raytheon sich in den 1940er-Jahren bereits auf eine Zeit nach dem Krieg vorbereitet und zivile Märkte erschließen will. Und da kommt die Mikrowellentechnik eben gerade recht.

MUSIK 3 (CD617730001 Lionel Hampton and His Orchestra: Jivin‘ The Vibes 0’17)

Zitator 1 Werbeannonce [historisch]: Make the greatest cooking discovery since fire – Radarange Microwave Oven – Cuts most cooking times by 75%. Bakes a potato in 4 Minutes, cooks a hot dog in 20 seconds and a 5 lb roast in 35 minutes.

Sprecherin2:

Das Herzstück des Mikrowellenherdes, das Magnetron, in dem die hochfrequenten Schwingungen erzeugt werden, muss also erst konstruiert werden und technisch ausreifen. Die Mikrowellen selbst aber sind keine Erfindung, sondern ein natürliches Phänomen.

MUSIK 4 (CD617730001 Lionel Hampton and His Orchestra: Jivin‘ The Vibes 0’25)

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Zwar benutzen wir den Begriff "Mikrowelle" heute landläufig stellvertretend für den ganzen Mikrowellenherd. Der physikalische Begriff "Mikrowelle" jedoch ist nur ein vereinfachter Begriff für bestimmte elektromagnetische Wellen, erläutert der Ingenieur und Elektrotechniker Professor John Jelonnek. Er leitet das Institut für Hochleistungsimpuls- und Mikrowellentechnik am Karlsruher Institut für Technologie.

MUSIK 5 (Z8027766104 Less: Zum Greifen fern 0‘59)

OT5 Jelonnek:

Die Mikrowelle ist im Grunde genommen nur der Bereich des elektromagnetischen Spektrums in einem bestimmten Frequenzbereich, also von 300 Megahertz, wie wir das sagen, bis ungefähr 300 Gigahertz. Aber in der Natur haben Sie das komplette Spektrum aller Frequenzen vorhanden. Es ist also was völlig natürliches. Wir kennen es als natürliche Wärmestrahlung. Wir kennen es als Licht.

Sprecherin2:

Die verschiedenen elektromagnetischen Wellen im Spektrum unterscheiden sich in Wellenlänge und Frequenz. Ohne technische Hilfsmittel wahrnehmen können wir aber eben nur einen äußerst geringen Anteil aller elektromagnetischer Wellen: die Wärme der Infrarotstrahlung und das sichtbare Licht.

Sprecherin1:

Kein Wunder, dass dem Mikrowellenofen und seiner Funktionsweise anfangs durchaus Skepsis entgegenschlägt.

OT 6 Heber: In den USA hatten die Hersteller oder der Vertrieb von Mikrowellen doch einige Zeit damit zu tun, Köchinnen und Hausfrauen davon zu überzeugen, dass ein Lebensmittel mit Mikrowellen zu erwärmen, dass das jetzt nicht irgendwie mystisch, magisch, unverständlich und dadurch vielleicht auch irgendwie beängstigend ist, sondern dass das ein ganz einfacher physikalischer Vorgang ist, der ganz ungefährlich ist.

Sprecherin1:

… erläutert Haustechnik-Experte Moritz Heber.

OT 7 Heber:

Und da wurden dann auch irgendwie Analogien herangezogen, dass man sagt okay, die Mikrowellenstrahlung, die bewegt einfach die Moleküle in deinem Essen ganz schnell hin und her. Und so wie du deine Hände zusammenreiben kannst, entsteht dann Reibungswärme im Essen. Und das ist also ganz normal und gar kein Problem.

Sprecherin2:

Besonders gut klappt diese Erwärmung auf molekularer Ebene bei Flüssigkeiten und wasserhaltigen Speisen. Denn Wasser bringt eine bestimmte Eigenschaft mit:

MUSIK 6 (Z8014180102 SINE: Feel Love 0‘35)

Sprecherin1:

Stark vereinfacht gesprochen, ist ein Wassermolekül, also H2O, eine Art Kompassnadel oder Magnet mit einer positiv und einer negativ geladenen Seite. John Jelonnek spricht von einem sogenannten Dipol. Und an diesen beiden unterschiedlich geladenen Seiten packt nun sozusagen die Mikrowelle an.

OT 8 Jelonnek:

Nehmen Sie mal nen Rugbyball, der oval ist. An der einen Seite malen Sie ein Plus und an der anderen Seite ein Minuszeichen. Es hat also ein positives Ladungsende und ein negatives Ladungsende.

Sprecherin1:

… veranschaulicht es John Jelonnek:

OT 9 Jelonnek:

Nehmen Sie ganz viele dieser ovalen Bälle und legen sie in ein Wasserbad, ganz unregelmäßig. Sie werfen sie einfach dort hinein. Jetzt legen Sie ein Feld an, dann werden sich alle diese Moleküle versuchen, nach dem Feld auszurichten, alle in einer Richtung. Das ändert sich aber periodisch mit der Frequenz. Hier haben wir eine Frequenz von 2,45 Gigahertz. Das heißt, es ändert sich sehr, sehr schnell. Und dadurch kommt es einfach zur Reibung. Die müssen sich alle ja immer drehen und reiben sich sozusagen aneinander. Und es kommt zur Erwärmung des Materials.

MUSIK 7 (Z8030896149 Chris Gilcher / Michi Koerner: Unbiased Opinion (reduced) 0’39)

Sprecherin1:

Und zwar direkt in den Lebensmitteln – was den großen Vorteil der Mikrowellengeräte gegenüber anderen Herdarten ausmacht: Während im Backofen oder auf der Herdplatte die Hitze ja erst einmal durch Topf, Pfanne oder Bräter ans Essen herankommen und dann bis ins Innere vordringen muss, findet die Erhitzung im Mikrowellenherd direkt im Essen statt: Die Mikrowellen dringen einige Zentimeter ins Gargut ein, lassen dort die Dipol-Moleküle des Wassers "schwingen", das Essen wird warm. Das Innere des Ofens selbst bleibt kühl.

Sprecherin2:

Röstaromen wie in der Pfanne bilden sich so freilich nicht. Das allerdings ist für die Entwickler des Mikrowellenherdes nicht das größte Problem:

OT 10 Heber:

Das große Problem war, dass die Lebensmittel, die man in der Mikrowelle erwärmen wollte, dass die sehr ungleichmäßig erhitzt wurden, erwärmt wurden. Das kennt man heute auch noch teilweise.

Sprecherin2:

… sagt Moritz Heber. Auch das hat mit der Physik der elektromagnetischen Wellen zu tun – und dem Phänomen der sogenannten Stehenden Wellen:

Sprecherin1:

Die Mikrowellen, die vom Magnetron aus in den Garraum gesendet werden, reflektieren an den metallenen Wänden des Ofens. Sie werden an die gegenüberliegende Wand und zurück geworfen und so weiter, wie Licht zwischen zwei Spiegeln.

Sprecherin2:

Zwischen den beiden festen Wänden kommt das maximale Feld, also quasi der Bauch der Welle, so aber immer an der gleichen Stelle zustande. Hochleistungsmikrowellen-Forscher John Jelonnek verbildlicht das Phänomen mit der Wellenbewegung eines Springseils:

MUSIK 8 (CD735920005 Skipping Rope 0’40)

OT11 Jelonnek:

Sie haben an zwei Enden zwei Kinder, die das Seil bewegen, dass es so Wellenbewegungen macht. Und das Seil wird sich quasi immer an den gleichen Stellen auf und ab bewegen. Und an den Enden ist das Seil nicht ausgelenkt, beziehungsweise dort gibt es kein Feld. Da, wo die Kinder sind, dort in sind sozusagen Null-Stellen.

Sprecherin 2:

… und dort bleibt das Essen kalt.

Sprecherin 1:

Schlechte Voraussetzungen für einen Markterfolg – und eine technische Schwierigkeit, an deren Lösung die Mikrowellen-Pioniere lange getüftelt haben, berichtet auch Moritz Heber:

OT 12 Heber:

Zunächst hat man überlegt, ob man den Raum in der Größe ständig verändern muss, spricht, dass sich die Wände der Mikrowelle verschieben, sodass quasi der Raum größer und kleiner wird. Das ist natürlich enorm unpraktisch. Dann ist man auf die Idee gekommen, dass man an der Decke von diesem Raum einen kleinen Rührer, also einen Metallstab, der sich ständig dreht, anbringt. Dadurch werden die Wellen dann unterschiedlich reflektiert. Und zuletzt, und das kennt man heute, hat man ja den Teller, der sich dreht, in der Mitte.

Sprecherin 2:

Zum Garen von rohem Hähnchenfleisch und anderen möglicherweise mit Salmonellen oder Listerien belasteten Lebensmittel sollte die Mikrowelle trotzdem nicht benutzt werden: Zu groß ist das Risiko, dass nicht alle Stellen gleichmäßig durcherhitzt werden.

Sprecherin 1:

Die ersten Mikrowellen finden aber aus noch viel pragmatischeren Gründen in der normalen Durchschnitts-Küche keinen Platz, sondern nur in der Gastronomie oder Kantine:

OT 13 Heber:

Die ersten Mikrowellen, die überhaupt auf dem Markt verfügbar waren, das waren riesengroße Geräte, so groß wie ein Kühlschrank, 300 Kilo schwer. Die haben eine Wasserkühlung benötigt. Also spricht einen eigenen Wasseranschluss.

Sprecherin2:

Rund 20 Jahre dauert es ab der Patentierung, bis wirklich haushaltsfähige Geräte auf dem Markt sind.

Sprecherin1:

Denen allerdings macht bald schon die langsam erstarkende Umweltbewegung in den USA zu schaffen, die die elektromagnetische Strahlung kritisch beäugt.

OT 14 Heber:

Das hat auch erst dazu geführt, dass überhaupt in den USA dann mal ein Gesetz erlassen wurde, was Grenzwerte für auch für Haushalts-Mikrowellengeräte überhaupt erst einmal festgeschrieben hat. Und im Zuge dessen 1971 hat das amerikanische Gesundheitsministerium dann auch Mikrowellen mal getestet auf dem Markt und hat festgestellt, dass irgendwie ein Drittel der Geräte diese Grenzwerte überschreiten. Und das hat natürlich schon, sage ich mal, den Mikrowellen erstmal einen Dämpfer versetzt, ja.

MUSIK 3 (M0050378111 ISAN: Linnæus 0‘34)

Sprecherin1:

Und dem Gerät einen Makel verpasst, der ihm bis heute anhaftet: Wer das Stichwort "Mikrowelle" in die Suchmaschine eingibt, findet neben Kaufangeboten und Rezepten unausweichlich auch Berichte über verstrahltes Essen, zerstörte Vitamine und gefährliche Strahlen aus der Mikrowelle.

Sprecherin2:

Was auch an der synonymen Verwendung der Begriffe "Elektromagnetische Wellen" und "Elektromagnetische Strahlung" liegen könnte.

OT 15 Jelonnek:

Leider hat die Strahlung eine negative Auffassung für viele Menschen. Dabei ist Strahlung etwas, was eigentlich nur die Leistung angibt, die man eigentlich erhält, wenn elektromagnetische Wellen sich ausbreiten.

Sprecherin2:

… sagt John Jelonnek vom Karlsruher Institut für Hochleistungsimpuls- und Mikrowellentechnik. Wie bereits erwähnt umfasst das elektromagnetische Spektrum neben sichtbarem Licht, Mikrowellen, Radar oder Rundfunkwellen auch Frequenzen im Bereich der ionisierenden Strahlung, also etwa Gamma- und Röntgenstrahlung sowie kurzwellige Ultraviolettstrahlung. Und diese elektromagnetischen Wellen können biologisch schädlich wirken.

Sprecherin1: Mikrowellen aber nicht, verspricht John Jelonnek. Nicht mal im Mikrowellenofen selbst würde jemand "verstrahlt":

OT 16 Jelonnek:

Sie sollten sich natürlich nicht in ein hohes Mikrowellenfeld reinstellen, auf gar keinen Fall, weil dann würden sie quasi erwärmt werden. Das ist das, was passiert.

Sprecherin 1:

Denn die Mikrowellen unterscheiden nicht zwischen dem Wasser im lebenden Organismus und der Flüssigkeit im Essen.

Sprecherin 2:

Abgesehen von ihrer Temperatur verändern sich die Lebensmittel in der Mikrowelle aber nicht, betont Jelonnek:

OT 17 Jelonnek:

Das heißt auch, wenn man jetzt wieder abkühlt, werden sich quasi alle Moleküle wieder durcheinander ausrichten und nach außen hin neutral sein. Also aus wissenschaftlicher Erkenntnis heutzutage kann man keinen negativen Effekt, der Mikrowellen, also der der hochfrequenten elektromagnetischen Wellen, auf irgendein Essen zeigen. Es gibt's dort nicht.

Sprecherin1:

Die Forscher am Institut für Hochleistungsimpuls- und Mikrowellentechnik in Karlsruhe arbeiten an weitaus größeren Mikrowellenöfen, als wir sie aus der Küche kennen. In ihrer Mikrowellenprozessanlage können unter anderem Kunststoffteile für Luft- und Raumfahrt und die Automobilindustrie gehärtet werden.

Bei 36.000 Watt erwärmen sich die Bauteile dort nicht nur schneller als in einem herkömmlichen Härtungsofen, sondern das Verfahren ist auch energieeffizienter. Weil eben auch dort – wie in der Küchenmikrowelle – nur das Gargut – in diesem Fall das Bauteil – erhitzt werden kann und nicht der ganze Ofen mit aufgeheizt werden muss.

Sprecherin2:

Trotz der hohen Leistung: Genauso wie der Mikrowellenherd Zuhause arbeitet der Karlsruher Mikrowellenofen bei 2,45 Gigahertz. Und ist für den Experten genauso beherrschbar:

OT 18 Jelonnek:

Das ist das schöne eigentlich in der Hochfrequenztechnik. Sie können für die elektromagnetischen Wellen sogenannte Fallen einbauen. Bestimmte Strukturen, dass die Mikrowelle bei geschlossener Tür wirklich im Ofen bleibt.

Sprecherin1:

Dafür sorgt beispielsweise das Metallgitter im Fenster der Gerätetür. Somit treffen die Mikrowellen nur das Essen im Inneren. Und nicht den Bediener vor dem Gerät.

Sprecherin2:

Das bestätigen auch Überprüfungen des Bundesamtes für Strahlenschutz:

Zitator 1:

"Durch Abschirmmaßnahmen ist gewährleistet, dass im Betrieb nur sehr wenig Strahlung nach außen gelangt. Eine weitere Sicherheitsmaßnahme sorgt über eine technisch mehrfach ausgelegte Schutzvorrichtung für eine zuverlässige Abschaltung des Gerätes, sobald die Tür geöffnet wird."

Sprecherin2:

… heißt es dort . Für die dennoch auftretende Leckstrahlung um Sichtblende und Türe ist in einem Abstand von fünf Zentimetern von der Geräteoberfläche ein Emissionsgrenzwert von fünf Milliwatt pro Quadratzentimeter festgelegt.

OT 19 Jelonnek:

Das heißt, das, was raus darf und was gemessen wird bei der technischen Zulassung der Mikrowelle, ist so gering, (ist eine Größenordnung) wie die eigene Temperaturstrahlung des eigenen Körpers.

Sprecherin2:

Bei wiederholten Messungen lagen die tatsächlichen Werte laut Bundesamt bei einem Prozent des zulässigen Grenzwertes:

Zitator 1:

"Bei technisch einwandfreien Geräten besteht daher keine gesundheitliche Gefahr, auch nicht für besonders schutzbedürftige Personen wie Schwangere oder Kleinkinder."

[Collage Rezept-Fragmente]

MUSIK 10 (C1218710013 High LLamas: Showstop 0’32)

Zitatorin 2:

Kartonverpackung entfernen, Deckfolie mehrfach einstechen …

Zitator 1:

Das Rührei bei 440 Watt ca. 7 Min. stocken lassen, zwischendurch mit einer Gabel zerpflücken.

Zitatorin 2:

… bei 600 Watt ca. 3 Minuten, bei 900 Watt ca. 2 Minuten erhitzen.

Zitator 1:

… bitte nachschauen, ob der Kuchen durchgegart ist.

Zitatorin 2:

kurz ruhen lassen, nach dem Öffnen umrühren.

MUSIKENDE

OT 20 Hirschfelder:

Der große Erfolg der Mikrowelle kommt ja nicht zufällig genau zu dem Zeitpunkt, in dem die Grund-Geometrie des Kochens sich vor allem in unseren westlichen Gesellschaften verändert.

Sprecherin2: … sagt Gunther Hirschfelder. Für den Volkskundler und Kulturanthropologen markiert der Mikrowellenherd einen Wendepunkt in unserer Esskultur:

MUSIK 11 (Z9376907208 Hot Butter: Popcorn 0’41)

OT 21 Hirschfelder:

Kochen ist eigentlich vor allem immer eine Notwendigkeit gewesen hat, viel Zeit beansprucht. Und das versuchte man immer zu reduzieren, weil viel Zeit bedeutet dann eben oft zu viel Zeit. Und in den Jahren um 1970, als die Sache mit der Mikrowelle Fahrt aufgenommen hat, da ist das Kochen sozusagen von einer unbedingten Notwendigkeit zu einem Hobby geworden, zum Ausdruck von Lifestyle. Da haben wir die Unterscheidung seitdem auch für eine Bevölkerungsmehrheit in Versorgungsküche auf der einen Seite und Erlebnisküche auf der anderen Seite. Und da kommt die Mikrowelle auf einmal mit ins Spiel. Sie erleichtert die Versorgungsküche. Und die Versorgungsküche hatte sich bis dahin schon in kurzer Zeit ohnehin massiv verändert. Sie war viel effizienter und viel schneller geworden, und die Mikrowelle wirkt hier sozusagen als Katalysator wie ein Turbo.

MUSIK 12 (1218710004 The High Llamas: Janet Jangle 0’30)

Sprecherin1:

Schnell die Reste vom Vortag aufwärmen, weil zum Kochen heute keine Zeit ist? Die Mikrowelle macht's. Popcorn? Warm und frisch, natürlich aus der Mikrowelle! Die Familienmitglieder sind alle zu unterschiedlichen Zeiten daheim und trotzdem jeder will eine warme Mahlzeit? Ab mit den Portionen in die Mikrowelle!

Sprecherin2: Statistisch erfasst wird der Ausstattungsgrad mit Mikrowellengeräten in der Bundesrepublik erstmals 1988 in der Einkommensverbrauchsstichprobe. Zwölf Prozent der Haushalte besitzen damals eine Mikrowelle. 30 Jahre später liegt der Wert bei mehr als 70 Prozent.

Sprecherin1:

Wie stark sie genutzt wird, erfasst die Statistik nicht. Und auch die Kulturwissenschaft tappt da im Dunkeln.

OT 22 Hirschfelder:

Die Mikrowelle ist ein Multifunktionstool, und wir wissen gar nicht genau, was die Menschen damit anstellen. Auf der einen Seite habe ich ausdifferenzierte Kochbücher, die eine ganze Menge Möglichkeit geben, mit der Mikrowelle intelligent umzugehen. Dann hab ich Einzelgerichte, die ich einfach Kompakt in die Mikrowelle schiebe, die auch verschiedene Komponenten haben können. Der Discount und die Supermärkte bieten da eine reiche Auswahl und auch Essen auf Rädern bespielt hier in dieser Liga …

Sprecherin1:

Vom Ruf der Mikrowelle als Prestige-Objekt für den High-End-High-Tech-Haushalt freilich ist heute nicht mehr viel übrig: In modernen (Luxus-) Küchen wird die Mikrowelle längst nicht mehr zum Zentralelement gemacht. Oft wird sie leicht verschämt in der Ecke versteckt. Sofern sie überhaupt noch vorhanden ist.

MUSIK 13 (Z8031838101 Fred und Luna: Zyklopädie Nummer 28 0’41)

OT 23 Hirschfelder:

Bei vielen Wohnformen für Menschen, die unter harten Bedingungen arbeiten, da spielt die Mikrowelle eine viel größere Rolle. Wir haben die Mikrowelle in den Unterkünften der Saisonarbeiter etwa, wir haben sie in manchen Studentenapartments. Sie rangiert sozusagen am unteren Ende der Wertigkeitsskala der Küchenutensilien.

Sprecherin1:

Vielleicht aber nicht mehr lange, mutmaßt der Kulturanthropologe. Denn in Zeiten, in denen Energieeffizienz eine immer größere Rolle spielt und sich neue Wohnformen auf kleinstem Raum etablieren, könnte die Mikrowelle eine Renaissance erleben. Davon ist Gunther Hirschfelder überzeugt:

OT 24 Hirschfelder:

Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir Wohneinheiten haben, wo man nicht mehr eine ganze Küche einbaut, sondern wo man eine wassergespeiste Spülanlage hat und wo man dazu zum Beispiel ein Ein-Platten Induktionskocher hat und eine parallel dazu vielleicht noch eine kleine Mikrowelle, da hätte man eine Kombination, mit der man doch eine ganze Menge machen kann.

Sprecherin1:

Und auch die Küchengeräte-Hersteller haben die Mikrowellen wieder ins Visier genommen: Sogenannte Dialoggarer kombinieren Ober- und Unterhitze oder Heißluft mit den elektromagnetischen Wellen, messen permanent wie viel Energie das Lebensmittel schon aufgenommen hat und versprechen durch einen intelligenten Einsatz verschiedener Frequenzen ein besonders gleichmäßiges und zeitsparendes Koch-Ergebnis.

MUSIK 14 (CD516970005 Benny Goodman Sextet: Slipped Disc 0’30)

Sprecherin2:

Und so dürfte das Ergebnis von Percy Spencers Tüfteleien am Radar-Gerät noch länger erhalten bleiben. Und bestimmt noch den ein oder anderen Schoko-Riegel zum Schmelzen bringen.

Sprecherin1:

Denn ob wahre Geschichte oder Erfinder-Mythos: Schokolade-Schmelzen können die elektromagnetischen Strahlen wirklich.

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