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Marc-André Hamelin spielt Liszts Reminiscences de Norma de Bellini

16:23
 
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Ein Wirbelwind auf schwarz-weißen Tasten

Als Franz Liszt 1840 in Leipzig gastierte, schrieb Robert Schumann begeistert an seine Frau Clara: „In den ganzen vorigen Tagen gab es nichts als Diners und Soupers, Musik und Champagner, Grafen und schöne Frauen, kurz, er hat unser ganzes Leben umgestürzt.“ Wo immer Franz Liszt sich aufhielt, er wirbelte das Kulturleben um sich herum durcheinander wie kaum jemand vor ihm. Das gilt besonders für die Zeit ab dem Ende der 1830er-Jahre bis zu seiner Ankunft in Weimar im Februar 1848. Liszt entschloss sich in dieser Phase, ein schier rastloses Virtuosenleben zu führen. Seine Wege führten ihn – würde man die Reiserouten alle hintereinanderlegen – buchstäblich einmal um den Erdball. Um das Publikum zu verzücken, schrieb sich Liszt in den allermeisten Fällen eigene Werke auf den Leib und in die Finger. Bewusst knüpfte er dabei an bestehende und sehr populäre Stücke anderer Komponisten an. Bei unserem Musikstück der Woche handelt es sich um solche „Reminiscences“ (also „Erinnerungen“) an die Oper „Norma“. Das Musiktheaterwerk des italienischen Belcanto-Meisters Vincenzo Bellini war 1831 an der Mailänder Scala uraufgeführt worden. Die Geschichte um eine mutige Druidenpriesterin aus gallischer Zeit, die sich verbotenerweise in einen römischen Statthalter verliebt und schließlich zur tragischen Heldin wird, hatte bald nach der Uraufführung ihren Siegeszug in Europa angetreten.

Mehr zu Liszts Reminiscences de Norma de Bellini

Erinnerungen an eine tragische Heldin

Im Gegensatz zu seinen Klaviertranskriptionen, etwa von Beethoven-Sinfonien oder Liedern Franz Schuberts, gewährte sich Liszt in seinen „Reminiscences“ eine viel größere Gestaltungsfreiheit. Zwar liefern Themen aus Bellinis Oper die musikalische Grundlage des Klavierwerks, auch übernimmt er den tragisch-heroischen Duktus der Vorlage. Doch die pianistisch-brillante Kunst auf schwarzen und weißen Tasten tritt in diesem Stück deutlich in den Vordergrund. Mit seinen „Reminiscences“ gelingt Liszt, das gesamte Opernensemble auf dem Klavier abzubilden. Dazu nutzt er schon in den ersten Takten massive Akkorde, rasende Tonleitern und silbrig glitzernde Akkordbrechungen über die gesamte Klaviatur. Um die Kontrabässe und Schlagwerk zu imitieren, fordert er wuchtige Oktavierungen in schnellen Achteln in der linken Hand. Die kantablen Melodien erscheinen oft besonders eindrucksvoll in der Mitte des Klaviersatzes. Sie werden in einen schillernden Mantel aus Skalen und Chromatismen eingebettet. Reizvoll sind auch virtuose rhythmische Finessen, mit denen die ursprüngliche Melodie durchbrochen wird. Das weist in seinem unbändigen Furor bereits auf Satztechniken der Moderne hin.

„Pyrotechnik“ der Virtuosenkunst

Wie gewaltig diese pianistische Kunst auf Listzs Zeitgenossen wirkte, beschreibt etwa der russische Komponist Alexander Serow: „Die Hauptpersonen und -situationen aller dieser Musikdramen gingen an uns wie lebendig vorüber, wobei auch die Brillanz des Spiels, die ‚Pyrotechnik‘ der Kunst des Virtuosen nicht vergessen war, sondern im Gegenteil die verblüffendsten, blendendsten Ausmaße annahm.“ Wegen seines gewaltigen technischen Anspruchs sind auch heute noch wahre Meister am Klavier nötig, um das Stück angemessen zu interpretieren.
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Ein Wirbelwind auf schwarz-weißen Tasten

Als Franz Liszt 1840 in Leipzig gastierte, schrieb Robert Schumann begeistert an seine Frau Clara: „In den ganzen vorigen Tagen gab es nichts als Diners und Soupers, Musik und Champagner, Grafen und schöne Frauen, kurz, er hat unser ganzes Leben umgestürzt.“ Wo immer Franz Liszt sich aufhielt, er wirbelte das Kulturleben um sich herum durcheinander wie kaum jemand vor ihm. Das gilt besonders für die Zeit ab dem Ende der 1830er-Jahre bis zu seiner Ankunft in Weimar im Februar 1848. Liszt entschloss sich in dieser Phase, ein schier rastloses Virtuosenleben zu führen. Seine Wege führten ihn – würde man die Reiserouten alle hintereinanderlegen – buchstäblich einmal um den Erdball. Um das Publikum zu verzücken, schrieb sich Liszt in den allermeisten Fällen eigene Werke auf den Leib und in die Finger. Bewusst knüpfte er dabei an bestehende und sehr populäre Stücke anderer Komponisten an. Bei unserem Musikstück der Woche handelt es sich um solche „Reminiscences“ (also „Erinnerungen“) an die Oper „Norma“. Das Musiktheaterwerk des italienischen Belcanto-Meisters Vincenzo Bellini war 1831 an der Mailänder Scala uraufgeführt worden. Die Geschichte um eine mutige Druidenpriesterin aus gallischer Zeit, die sich verbotenerweise in einen römischen Statthalter verliebt und schließlich zur tragischen Heldin wird, hatte bald nach der Uraufführung ihren Siegeszug in Europa angetreten.

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Erinnerungen an eine tragische Heldin

Im Gegensatz zu seinen Klaviertranskriptionen, etwa von Beethoven-Sinfonien oder Liedern Franz Schuberts, gewährte sich Liszt in seinen „Reminiscences“ eine viel größere Gestaltungsfreiheit. Zwar liefern Themen aus Bellinis Oper die musikalische Grundlage des Klavierwerks, auch übernimmt er den tragisch-heroischen Duktus der Vorlage. Doch die pianistisch-brillante Kunst auf schwarzen und weißen Tasten tritt in diesem Stück deutlich in den Vordergrund. Mit seinen „Reminiscences“ gelingt Liszt, das gesamte Opernensemble auf dem Klavier abzubilden. Dazu nutzt er schon in den ersten Takten massive Akkorde, rasende Tonleitern und silbrig glitzernde Akkordbrechungen über die gesamte Klaviatur. Um die Kontrabässe und Schlagwerk zu imitieren, fordert er wuchtige Oktavierungen in schnellen Achteln in der linken Hand. Die kantablen Melodien erscheinen oft besonders eindrucksvoll in der Mitte des Klaviersatzes. Sie werden in einen schillernden Mantel aus Skalen und Chromatismen eingebettet. Reizvoll sind auch virtuose rhythmische Finessen, mit denen die ursprüngliche Melodie durchbrochen wird. Das weist in seinem unbändigen Furor bereits auf Satztechniken der Moderne hin.

„Pyrotechnik“ der Virtuosenkunst

Wie gewaltig diese pianistische Kunst auf Listzs Zeitgenossen wirkte, beschreibt etwa der russische Komponist Alexander Serow: „Die Hauptpersonen und -situationen aller dieser Musikdramen gingen an uns wie lebendig vorüber, wobei auch die Brillanz des Spiels, die ‚Pyrotechnik‘ der Kunst des Virtuosen nicht vergessen war, sondern im Gegenteil die verblüffendsten, blendendsten Ausmaße annahm.“ Wegen seines gewaltigen technischen Anspruchs sind auch heute noch wahre Meister am Klavier nötig, um das Stück angemessen zu interpretieren.
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