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Das Chiaroscuro Quartett spielt Joseph Haydn: Streichquartett Es-Dur op. 76 Nr. 6

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Experimentalstudio „Streichquartett“

Die vorletzte Serie an Streichquartetten, die Joseph Haydn vor 1798 komponierte, widmete er dem ungarischen Grafen Joseph Georg von Erdödy. Bis heute tragen sie sehr bekannte Namen: Das „Quintenquartett“ an zweiter Stelle beispielsweise ist nach dem musikalisch äußerst innovativen Einsatz dieses Grundintervalls benannt. Oder das „Friedhofsquartett“, dessen ausgedehntes Largo noch heute manchmal bei Beerdigungen erklingt. Am berühmtesten ist aber sicherlich das dritte Werk, das sogenannte „Kaiserquartett“. In dessen zweitem Satz wird die Melodie der heutigen deutschen Nationalhymne variiert.

Ein Quartett ohne Namen

Was eine solche Namenswahl angeht, bei Haydns Werken übrigens eine sehr beliebte Praxis, ist es um das letzte Stück im „Erdödy“-Zyklus ungewöhnlich still. Warum? Wie seine Vorgänger besteht auch dieses Quartett aus vier Sätzen. Doch schon der Kopfsatz wirkt äußerst ungewöhnlich. Denn sein Hauptthema ist merkwürdig kleingliedrig: Schon nach acht kurzen Takten setzt die erste Wiederholung ein. Handelt es sich bei diesen absteigenden Linien überhaupt um ein echtes „Thema“? Oder sind es eher gereihte, durch Pausen voneinander abgesetzte Harmoniefolgen? Aus den wenigen Noten jedenfalls entwickeln sich gekonnte, Haydn-typische Variationen, die dann noch in einem kompakten Allegro-Fugato münden. Der zweite Satz trägt die Bezeichnung „Fantasia“. Offenbar ist das ein Hinweis auf besondere Kühnheiten der Komposition, auch auf einige „Regelverstöße“ nach damaligen Vorstellungen, die hier durchaus vorkommen. Formal handelt es sich zwar um ein Adagio im Dreiertakt, doch dürfte es in der Musik der Haydn-Zeit wohl kaum ein Stück gegeben haben, das harmonisch eine derartige Unruhe aufwies wie dieser Satz.

Mehr zu Haydns Streichquartett Es-Dur op. 76 Nr. 6

Allein schon der Kontrast von Es-Dur im Kopfsatz zum H-Dur-Anfang dieses Satzes lässt im Konzert unweigerlich aufhorchen. Dann führt Haydn das wiegende Thema bis in entfernteste Tonarten. Als verbindende Elemente dienen vereinzelte Linien. Sie sind Tonleitern ähnlich und bergen doch einen gewissen „harmonischen Sprengstoff“ in sich. In den letzten Takten gerät der Satz, nur langsam und kreisend zu einem Ende findend, gar an die Grenzen der Tonalität.

„Verrückte“ Melodie

Spätestens jetzt dürfte klar sein: Die Form des Streichquartetts ist hier nur die Hülle für ein sehr gewagtes musikalisches Experimentieren. Musik über Musik, sozusagen. Das zeigt sich auch im Menuetto, an seinen weiten Sprüngen und gewitzten rhythmischen Verschiebungen, besonders aber im mit „Alternativo“ überschriebenen Abschnitt. Der beruht auf nichts anderem als einer absteigenden Es-Dur-Tonleiter, die sich, buchstäblich „verrückt“, selbst begleitet. Das Finale dann ist auffällig kurz und prägnant. Wieder steht die Tonleiter im Vordergrund, in diesem Fall in spitzen Staccato-Achtelnoten, zumal der ersten Geige. Sie werden vom Rest des Quartetts mit Akzenten unterfüttert, die nicht immer zur erwartbaren Zeit erklingen. Wieder ist es ein Spiel mit Melodik, Rhythmus und Harmonien. Könnte es also einen weiteren, aussagekräftigen Namen auch für dieses Werk geben? „Fantasiequartett“ hätte vermutlich ganz gute Chancen …
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Ein Quartett ohne Namen

Was eine solche Namenswahl angeht, bei Haydns Werken übrigens eine sehr beliebte Praxis, ist es um das letzte Stück im „Erdödy“-Zyklus ungewöhnlich still. Warum? Wie seine Vorgänger besteht auch dieses Quartett aus vier Sätzen. Doch schon der Kopfsatz wirkt äußerst ungewöhnlich. Denn sein Hauptthema ist merkwürdig kleingliedrig: Schon nach acht kurzen Takten setzt die erste Wiederholung ein. Handelt es sich bei diesen absteigenden Linien überhaupt um ein echtes „Thema“? Oder sind es eher gereihte, durch Pausen voneinander abgesetzte Harmoniefolgen? Aus den wenigen Noten jedenfalls entwickeln sich gekonnte, Haydn-typische Variationen, die dann noch in einem kompakten Allegro-Fugato münden. Der zweite Satz trägt die Bezeichnung „Fantasia“. Offenbar ist das ein Hinweis auf besondere Kühnheiten der Komposition, auch auf einige „Regelverstöße“ nach damaligen Vorstellungen, die hier durchaus vorkommen. Formal handelt es sich zwar um ein Adagio im Dreiertakt, doch dürfte es in der Musik der Haydn-Zeit wohl kaum ein Stück gegeben haben, das harmonisch eine derartige Unruhe aufwies wie dieser Satz.

Mehr zu Haydns Streichquartett Es-Dur op. 76 Nr. 6

Allein schon der Kontrast von Es-Dur im Kopfsatz zum H-Dur-Anfang dieses Satzes lässt im Konzert unweigerlich aufhorchen. Dann führt Haydn das wiegende Thema bis in entfernteste Tonarten. Als verbindende Elemente dienen vereinzelte Linien. Sie sind Tonleitern ähnlich und bergen doch einen gewissen „harmonischen Sprengstoff“ in sich. In den letzten Takten gerät der Satz, nur langsam und kreisend zu einem Ende findend, gar an die Grenzen der Tonalität.

„Verrückte“ Melodie

Spätestens jetzt dürfte klar sein: Die Form des Streichquartetts ist hier nur die Hülle für ein sehr gewagtes musikalisches Experimentieren. Musik über Musik, sozusagen. Das zeigt sich auch im Menuetto, an seinen weiten Sprüngen und gewitzten rhythmischen Verschiebungen, besonders aber im mit „Alternativo“ überschriebenen Abschnitt. Der beruht auf nichts anderem als einer absteigenden Es-Dur-Tonleiter, die sich, buchstäblich „verrückt“, selbst begleitet. Das Finale dann ist auffällig kurz und prägnant. Wieder steht die Tonleiter im Vordergrund, in diesem Fall in spitzen Staccato-Achtelnoten, zumal der ersten Geige. Sie werden vom Rest des Quartetts mit Akzenten unterfüttert, die nicht immer zur erwartbaren Zeit erklingen. Wieder ist es ein Spiel mit Melodik, Rhythmus und Harmonien. Könnte es also einen weiteren, aussagekräftigen Namen auch für dieses Werk geben? „Fantasiequartett“ hätte vermutlich ganz gute Chancen …
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