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Vassily Sinaisky dirigiert Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 36

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Zwischen Freude und Schmerz

Diese Sinfonie macht gute Laune: Optimismus klingt aus dem ersten Sinfoniesatz mit seinem strahlenden Motiv in D-Dur heraus, der zweite Satz lädt mit seiner volksliedhaften Melodie zum Träumen ein, und im Scherzo poltert das etwas grobe Thema lustig vor sich hin. Doch man wird stutzig, wenn man das Entstehungsjahr liest: 1802, das gleiche Jahr, in dem Beethoven das Heiligenstädter Testament verfasst und seine Verzweiflung angesichts seiner Ertaubung und der damit einhergehenden Isolation schildert.
„Oh ihr Menschen dir ihr mich für feindseelig störrisch und misantropisch haltet oder erkläret, wie unrecht thut ihr mit (….) musste ich früh mich absondern, einsam mein Leben zubringen (…) wie ein Verbannter muß ich leben (…) es fehlte wenig, und ich endigte selbst mein Leben (…).“

Quelle: Ludwig van Beethoven

Ein Lindwurm mit Feuergeist

Die zeitliche Nähe zwischen dem düsteren Selbstzeugnis und der zweiten Sinfonie macht neugierig: Verbirgt sich hinter dem freundlichen Gesicht dieser Sinfonie eine dunkle Seite? Beethovens Zeitgenossen nehmen das Werk jedenfalls keinesfalls als heiter, sondern als dramatisch wahr. Die Leipziger „Allgemeine Musikalische Zeitung“ erkennt in der Komposition „viel Originalität, Reichtum (…) mitunter aber auch Bizarrerie“ und spricht vom „gewaltigen Feuergeist, der in diesem kolossalen Produkt wehet“. Vollkommen fassungslos beschreibt ein Rezensent 1804 seinen Höreindruck von der Sinfonie:
„Sie glich einem Ungeheuer, das sich beinahe eine volle Stunde in Verrenkungen abquälte und mit dem Schweif um sich schlägt, man weiß nicht warum? (…) Was will die Bestie?“

Quelle: Johann Gottlieb Spazier in „Zeitung für die elegante Welt“

Erhaben und extrem

Die Modulationen zu grell, das Finale zu wild: Das Publikum zu Beethovens Zeit sieht in dieser Sinfonie ein Werk der Extreme, dabei neuartig und ungewöhnlich. Und damit entspricht sie auch den damaligen Erwartungen an die Sinfonie als erhabene Gattung, die gar nicht freundlich und angenehm daherkommen soll. Und so ist es wohl eine Frage der Perspektive, was man heute aus dem Werk heraushört: Die Drastik, mit der Beethoven auch sein Heilgenstädter Testament formulierte, oder eine positive schöpferische Kraft? Der Musik wohnt gewiss beides inne.

Mehr zu Beethovens 2. Sinfonie D-Dur op. 36

Erfolgreicher Underdog

Ihre Uraufführung feiert Beethovens zweite Sinfonie am 5. April 1803 im neuen Theater an der Wien, dem schönsten, modernsten und vor allem größten Theatersaal der Stadt mit 2200 Plätzen. Der Komponist steht damals bei Emanuel Schikaneder unter Vertrag, um eine Oper zu schreiben. Dafür erhält er eine kostenlose Dienstwohnung im Theater und die Möglichkeit, ein Konzert mit seinen eigenen Werken zu veranstalten. Das Programm liest sich wie ein Musik-Marathon: Vor der neuen Sinfonie Nr. 2 steht die erste Sinfonie des Komponisten auf dem Programm, danach das dritte Klavierkonzert und das Oratorium „Christus am Ölberg“. Und tatsächlich ist es nicht die neue Sinfonie, die im Vorfeld das größte Interesse weckt. Die Ankündigungen der Zeitungen weisen auf eine „Kantate“ bzw. „ein neues von ihm gesetztes Oratorium“ hin. Und die Wiener Zeitung vermerkt lapidar: „Die dabei noch vorkommenden Stücke wird der große Anschlagzettel enthalten“.
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Diese Sinfonie macht gute Laune: Optimismus klingt aus dem ersten Sinfoniesatz mit seinem strahlenden Motiv in D-Dur heraus, der zweite Satz lädt mit seiner volksliedhaften Melodie zum Träumen ein, und im Scherzo poltert das etwas grobe Thema lustig vor sich hin. Doch man wird stutzig, wenn man das Entstehungsjahr liest: 1802, das gleiche Jahr, in dem Beethoven das Heiligenstädter Testament verfasst und seine Verzweiflung angesichts seiner Ertaubung und der damit einhergehenden Isolation schildert.
„Oh ihr Menschen dir ihr mich für feindseelig störrisch und misantropisch haltet oder erkläret, wie unrecht thut ihr mit (….) musste ich früh mich absondern, einsam mein Leben zubringen (…) wie ein Verbannter muß ich leben (…) es fehlte wenig, und ich endigte selbst mein Leben (…).“

Quelle: Ludwig van Beethoven

Ein Lindwurm mit Feuergeist

Die zeitliche Nähe zwischen dem düsteren Selbstzeugnis und der zweiten Sinfonie macht neugierig: Verbirgt sich hinter dem freundlichen Gesicht dieser Sinfonie eine dunkle Seite? Beethovens Zeitgenossen nehmen das Werk jedenfalls keinesfalls als heiter, sondern als dramatisch wahr. Die Leipziger „Allgemeine Musikalische Zeitung“ erkennt in der Komposition „viel Originalität, Reichtum (…) mitunter aber auch Bizarrerie“ und spricht vom „gewaltigen Feuergeist, der in diesem kolossalen Produkt wehet“. Vollkommen fassungslos beschreibt ein Rezensent 1804 seinen Höreindruck von der Sinfonie:
„Sie glich einem Ungeheuer, das sich beinahe eine volle Stunde in Verrenkungen abquälte und mit dem Schweif um sich schlägt, man weiß nicht warum? (…) Was will die Bestie?“

Quelle: Johann Gottlieb Spazier in „Zeitung für die elegante Welt“

Erhaben und extrem

Die Modulationen zu grell, das Finale zu wild: Das Publikum zu Beethovens Zeit sieht in dieser Sinfonie ein Werk der Extreme, dabei neuartig und ungewöhnlich. Und damit entspricht sie auch den damaligen Erwartungen an die Sinfonie als erhabene Gattung, die gar nicht freundlich und angenehm daherkommen soll. Und so ist es wohl eine Frage der Perspektive, was man heute aus dem Werk heraushört: Die Drastik, mit der Beethoven auch sein Heilgenstädter Testament formulierte, oder eine positive schöpferische Kraft? Der Musik wohnt gewiss beides inne.

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Erfolgreicher Underdog

Ihre Uraufführung feiert Beethovens zweite Sinfonie am 5. April 1803 im neuen Theater an der Wien, dem schönsten, modernsten und vor allem größten Theatersaal der Stadt mit 2200 Plätzen. Der Komponist steht damals bei Emanuel Schikaneder unter Vertrag, um eine Oper zu schreiben. Dafür erhält er eine kostenlose Dienstwohnung im Theater und die Möglichkeit, ein Konzert mit seinen eigenen Werken zu veranstalten. Das Programm liest sich wie ein Musik-Marathon: Vor der neuen Sinfonie Nr. 2 steht die erste Sinfonie des Komponisten auf dem Programm, danach das dritte Klavierkonzert und das Oratorium „Christus am Ölberg“. Und tatsächlich ist es nicht die neue Sinfonie, die im Vorfeld das größte Interesse weckt. Die Ankündigungen der Zeitungen weisen auf eine „Kantate“ bzw. „ein neues von ihm gesetztes Oratorium“ hin. Und die Wiener Zeitung vermerkt lapidar: „Die dabei noch vorkommenden Stücke wird der große Anschlagzettel enthalten“.
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